Pausenloses Reden - Sohn (fast 5)

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Pausenloses Reden - Sohn (fast 5)

Liebe Frau Ubbens, ich habe eine Frage zu meinem Sohn, er wird im Januar 5. Ich würde sagen, er war schon immer sehr wissbegierig und neugierig. Auch sprachlich war er wohl seinem Alter manchmal voraus, schätzen wir. In dem Alter, wo er 3-Wort-Sätze sprechen sollen könnte, sprach er schon Schachtelsätze mit bis zu 10 Wörtern. Wir erklären ihm viele Dinge/Sachverhalte und lesen ihm oft, mind. abends vorm Einschlafen, vor seit er ganz klein ist. Seine Warum-Phase war so ausgeprägt, dass auch die Erzieherin in der KiTa meinte, die anderen Kindern würden gar nicht zu Wort kommen, weil er sie so in Beschlag nimmt. Allerdings sind die beiden auch ein Herz und eine Seele gewesen. Seit August hat er eine neue Gruppenerzieherin, sieht die andere aber täglich auch (offenes Konzept). Seit 1,5 Jahren haben wir noch eine kleine Tochter. Die beiden haben sich lieb, ausgeprägte aggr. Eifersuchtsattacken gab es KEINE bei dem Großen (z.B. beißen, hauen o. schlagen der Kleinen)! Insgesamt ist unser Sohn vernünftig, manchmal gibt es natürlich trotzige Zeiten, aber er akzeptiert auch, wenn man zu best. Dingen NEIN sagt. Nun zu meiner eigentlichen Frage. Unser Sohn redet fast ununterbrochen. Er will viel wissen, mischt sich in Gespräche von uns Erwachsenen ein, kann aber manchmal auch abwarten. Abends vorm Schlafen sagen wir ihm auch, wenn Schluss ist, dann hört er drauf und versucht, zu schlafen. Wir Eltern fragen ihn allerdings auch, wie sein Tag war o. zu seiner Meinung zu best. Dingen. Am schwierigsten ist es am Tisch oder beim Anziehen. Es darf bei uns geredet werden, aber singen beim Essen geht natürlich nicht. Er vergisst dann fast zu essen, weil er so viel zu erzählen hat, wir sind dann schon fast fertig und er hat kaum angefangen. Beim Anziehen/Ausziehen in der KiTa ist es ähnlich. Konzentrieren kann er sich grundsätzlich schon auf Dinge, wenn er soll (bastelt, spielt allein etc.). Wenn es am Tisch zu laut wird oder er Quatsch macht, weiß er, dass er raus muss bis es anders geht, soweit kommt es aber selten. Wir sind grundsätzlich froh, dass er so aufgeschlossen und neugierig ist, haben aber etwas Bedenken, wie das in der Schule (in 1,5 Jahren) werden soll. Dort ist er ja immer der letzte dann, der beim Sportunterricht umgezogen ist.... Auch in der KiTa sind manche Kinder überfordert und die Erzieherinnen genervt, weil er beim Erzählen kein Ende kennt. Er erzählt ja auch meist keinen Blödsinn, sondern verstrickt sich in Details. Haben Sie einen Tipp, wie wir uns verhalten sollen am Tisch oder beim Umziehen bspw.? Ermahnen oder ihm sagen "Ich möchte, dass Du Dich jetzt anziehst" hört er zwar, meint dann aber manchmal auch, er wolle noch schnell zu Ende erzählen. Wir wollen ihn ja auch nicht vor den Kopf stoßen aber so geht es ja auch nicht. Wie können wir ihm rüberbringen, dass er erzählen darf und es uns auch interessiert, aber wann mal eine Grenze ist? Ich sage ihm auch, wenn mein Kopf weh tut oder dass er mal aufhören soll zu plappern (vorm Schlafen), das sein Kopf jetzt mal eine Pause braucht etc... Wir wollen ihm seine aufgeschlossene neugierige Art ja auch nicht abtrainierern... Ist etwas länger geworden, ich hoffe, es ist trotzdem okay... Ich freue mich auf Ihren Rat!

von Kiane am 19.12.2016, 11:09



Antwort auf: Pausenloses Reden - Sohn (fast 5)

Liebe Kiane, Sie werden Ihrem Sohn das viele Reden nicht abgewöhnen können. Es gehört zu seinem Wesen. Dennoch können Sie Regeln einführen, wann Reden erlaubt bzw. nicht erwünscht ist. Das Anziehen könnte z.B. eine Situation sein, die Sie als redefrei einführen. Erinnern Sie Ihren Sohn immer wieder liebevoll daran oder verlassen die Situation. Am Tisch gibt es auch klare Regeln und vielleicht einen kleinen Wecker oder eine Eieruhr, auf der Ihr Sohn ablesen kann, wann er wieder reden darf. Stellen Sie die Zeit immer nur in kleine, höchstens drei Minuten, Abschnitte ein, damit es für Ihren Sohn nicht zu lang wird. Loben Sie ihn, wenn er die "Auszeit" gut durchhält. Die meisten Kinder können sich in der Schule gut an die Regeln halten und sich im Unterricht an redefreie Zeiten halten. Auch hier gilt, die meisten schaffen es, nicht aber alle. Haben Sie Geduld und Vertrauen, dass Ihr Sohn die Situationen gut meistern wird. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 19.12.2016



Antwort auf: Pausenloses Reden - Sohn (fast 5)

Hallo, bei meinem Sohn ist es ganz ähnlich: Er ist eine Quatschbacke vor dem Herrn! Auch er vergisst vor lauter Wissbegierde und Reden oft weiter zu essen. Was besonders anstrengend ist, ist aber seine Dauer-Fragerei. Schon die Lehrer der Grundschule früher klagten darüber, aber auch jetzt seine Lehrer auf dem Gymnasium seufzen regelmäßig, dass er zwar ein tolles Sozialverhalten hat und prima mitmacht - dass es aber schon arg nervt, wenn er zum X-ten Mal nach vorn zum Lehrerpult kommt oder ständig mitten hinein fragt. Das geht seit einigen Jahren so. Wir konnten es bisher nicht verbessern, egal was wir versucht haben. Er selbst bemerkt gar nicht, dass seine Fragerei aus dem Rahmen fällt. Er ist gekränkt, wenn wir versuchen, ihn zu bremsen, und er versteht auch die Lehrer nicht. Es scheint einfach eine Typfrage zu sein, denn unsere ältere Tochter ist nicht so. Ich bin gespannt, was Frau Ubbens für einen Tipp hat. Ich bin aber tendenziell skeptisch, ob man da viel machen kann. Unsere Jungs haben einfach einen starken Impuls, Dingen auf den Grund zu gehen, nachzuhaken, genau nachzufragen oder umgekehrt: uns Dinge ausführlich selbst zu erklären - das ist schwer abzustellen. Vielleicht hilft es Dir ja schonmal etwas, dass Du nicht allein damit bist...! ;-) LG

von Windpferdchen am 19.12.2016, 13:21



Antwort auf: Pausenloses Reden - Sohn (fast 5)

Hallo! Ja, das hilft mir, denn offensichtlich sind sie sich da etwas ähnlich. Soziales und emotionales Verhalten sind auch bei unserem Sohn oft weiter als die Gleichaltrigen (Aussagen der Erzieherinnen). Wir geben uns dafür auch echt Mühe... er hat eher Probleme und wird geärgert, weil er so nett ist und meist noch vermitteln will :-/ ;-) Ich warte ja ehrlich gesagt drauf dass er es dann demnächst versteht, wenn diese Zeit losgeht, wo die Kinder sich zunehmend in andere reinversetzen können... Aber eigentlich kann er das in vielerlei Hinsicht ja schon. Nur in dieser halt nicht. So von wegen: Wieso wollen andere auch mal was sagen? Das hat er natürlich noch nicht so gesagt. Wir achten schon ständig drauf, ob wir ihn auch ausreden lassen oder ob er das von uns hat... Meine Mama, die er 1x pro Woche nachmittags sieht, redet zugegebenermaßen auch manchmal viel und quatscht dazwischen. Ich bin auch gespannt, was Frau Ubbens für Ideen hat. Danke fürs "Leid"teilen :-) Kiane

von Kiane am 19.12.2016, 16:18