Hallo liebe Frau Ubbens, ich weiß nicht mehr weiter. Meine Tochter ist nun 9,5 Monate alt. Ich habe sie 6,5 Monate voll gestillt, dann mit der Beikost begonnen. Sie hat sofort super gegessen, es gab keinerlei Probleme. Bis vor etwa 4 Wochen habe ich dann lediglich noch nachts gestillt, bis meine Tochter entschied, durchzuschlafen und nun auch nachts keine Muttermilch mehr zu wollen. Etwa seit der Einführung des Beikost - also seit gut 3 Monaten - ist sie allerdings unglaublich anhänglich. Anfangs hat sie noch allein gespielt und begann "erst" zu weinen, wenn sie merkte, dass ich aus dem Raum gegangen bin. Das ging über zu "sobald ich den Raum verließ" und mittlerweile ist es so extrem, dass ich nur vom Tisch aufstehen muss oder mich anders hinsetze, wenn wir zusammen auf dem Boden spielen und sie schon da beginnt bitterlich zu weinen und zu schreien. Kurzum: Ich "darf" keine Anstalten machen, mich irgendwie von ihr zu entfernen, ohne dass sie direkt beginnt zu weinen. Nun können Sie sicherlich verstehen, dass das unseren Alltag stark beeinträchtigt. Ich habe noch einen zweijährigen Sohn, der ebenso noch viel Betreuung benötigt. Er ist tagsüber in der Kita, aber nachmittags bin ich oft mit beiden Kindern allein, da mein Mann neben der Arbeit eine Abendschule besucht. Der Haushalt bleibt liegen und der Große muss sich oft allein beschäftigen, da das Madamchen meine volle Aufmerksamkeit will. Wenn sie einen guten Tag hat, spielt sie mit ihrem Bruder und ich kann mich um etwas anderes kümmern. Aber bei zwei so kleinen Kindern hält der Frieden dann meist auch nicht lang... Anfangs habe ich mich noch viel mit ihr beschäftigt, sie getröstet, wenn sie geweint hat... Aber, auch wenn das jetzt gemein klingt, mittlerweile lasse ich sie heulen. Ich kann einfach nicht mehr. Meine Nerven sind einfach überstrapaziert. Ich muss mir den ganzen Tag Geheul anhören, nur weil ich mal auf Toilette muss, mir einen Kaffee hole oder sie in der Küche neben mir auf den Boden setze, weil ich ihr Essen kochen muss. Ich merke wie ich eigentlich ständig wütend bin, ich rede kaum noch mit ihr. Mache einfach was gemacht werden muss und bete die Zeit heran bis mein Mann wieder zu Hause ist bzw. das Kind endlich im Bett liegt und schläft. Bisher war es auch so, wenn wir woanders waren (Pekip, Schwimmen, Krabbelgruppe), weinte sie nicht, wenn ich mal kurz aus dem Raum ging. Mittlerweile beginnt es auch dort. Lange Zeit habe ich das Weinen auf den Abstillprozess geschoben, deshalb viel mit ihr gekuschelt um ihr die Nähe zu geben. Die Tatsache, dass sie sich nun aber selbst abgestillt hat, lässt mich an meiner Theorie zweifeln. Sie hat mit dem Durchschlafen doch entschieden, dass sie meine nächtliche Nähe nicht mehr braucht. Nun las ich von der Loslösungsphase... Befindet sich meine Tochter seit drei Monaten in dieser Phase? Wie geht man denn richtig damit um? Ich trage sie viel. Nach einer halben Stunde gefällt ihr aber auch das nicht mehr. Außerdem glaube ich, schränke ich sie doch auch in ihrer motorischen Entwicklung ein, wenn ich sie den ganzen Tag nur umherscheppe. Also läuft es immer wieder darauf hinaus, dass ich sie weinen lasse. Kurios ist auch, dass sie mir nicht immer hinterherkrabbelt um mich zu suchen. Manchmal beginnt sie zu weinen, weil ich das Zimmer verlasse, beruhigt sich dann aber schnell wieder und spielt alleine. Wenn ich dann wieder reinkomme, beginnt sie wieder zu weinen, ganz nach dem Motto "Du warst weg? Dann muss ich weinen!" Ist das schon so konditioniert? Ich habe nun Bedenken, bindungstechnisch etwas falsch zu machen, indem ich sie so viel alleine weinen lasse. Außerdem merke ich, dass ich sie aktuell kaum fördere (wenig sprechen, wenig gemeinsam spielen), einfach weil mir die Nerven fehlen und sie früher oder später ja sowieso wieder beginnt zu weinen. Meine Genervtheit wandelt sich langsam in Unzufriedenheit und legt sich auch auf mein Leben außerhalb der Familie und vor allem auf die Beziehung zu meinem Mann. Können Sie mir helfen? Wie komme ich denn aus diesem Teufelskreis wieder raus? In nicht mal mehr drei Monaten geht meine Tochter in die Kita, ich möchte die Zeit bis dahin so gerne noch mit ihr genießen. Ich freue mich auf Ihre Antwort. Verzweifelt, Tina
von herbstmaedchen am 09.01.2017, 10:15