Hallo Frau Ubbens,
ich hoffe, dass Sie mir helfen können heraus zu finden ob meine Tochter (11 Monate) sicher gebunden ist. Ich habe gelesen, dass ein unsicher gebundenes Kind sich nicht wirklich dafür interessiert wenn die Mutter den Raum verlässt und dann wieder kommt. Ein sicher gebundenes Kind würde mit Schreien reagieren. Bezieht sich das auch in Gesellschaft anderer? Wenn ihre Großeltern dabei sind, kann ich schon den Raum verlassen ohne das meine Tochter etwas bemerkt. Wir gehen auch regelmäßig in eine Krabbelgruppe, in der meine Tochter auch viel auf Entdeckungstour geht und sich nicht nach mir umsieht. Sie mag die Leiterin und eine andere Mutter sehr gerne und krabbelt oft zu ihnen und lässt sich gerne auf den Arm nehmen. Was bedeutet das? Fühlt sie sich bei mir nicht geborgen oder ist es einfach ein Zeichen von Vertrauen zu mir weil sie eigentlich doch weiß, dass ich auch da bin und mich freue wenn sie Spaß hat? Wenn wir alleine zu Hause sind, gibt es schon Tage, an denen ich nicht den Raum verlassen kann ohne das sie weint. Ich lasse sie auch nie weinen, versuche auf ihre Bedürfnisse einzugehen und weitestgehend in allem einzubeziehen .
Meine Tochter isst auch leidenschaftlich gerne Sand. Eine Mutter sagte mir, dass das ein Zeichen für eine psychische Störung wäre. Stimmt das???
Vielen Dank schon mal und herzliche Grüße!
von
Norell
am 15.05.2017, 21:55
Antwort auf:
Ist mein Kind sicher gebunden?
Liebe Norell,
da meine Vorrednerinnen schon so gut geantwortet haben, schließe ich mich ohne weitere Worte den Antworten an.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 16.05.2017
Antwort auf:
Ist mein Kind sicher gebunden?
Hey,
Da deine Tochter die Großeltern und die Personen in der Krabbelgruppe kennt, ist es ganz normal, dass sie sich dort wohl fühlt, auch wenn du mal aus dem Raum gehst. Das sagt nichts über eure Bindung aus. In den Tests zur Bindung werden die Kinder mit einer ihnen fremden Person allein gelassen. Lass dich also nicht verrückt machen, bestimmt ist deine Tochter sicher gebunden. Das zeigt sich ja auch darin, dass sie selbstbewusst den Raum erkundet.
Das mit dem Sand habe ich auch noch nie gehört - hingegen kenne ich viele Babys, die Sand essen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die alle eine Störung haben :p
Meine Tochter würde den Sand auch gerne essen. Soweit es geht, versuche ich sie davon abzuhalten :D
von
Bummel
am 15.05.2017, 22:43
Antwort auf:
Ist mein Kind sicher gebunden?
Die Mütter, die sich Sorgen um die sichere Bindung ihres Kindes machen, sind nicht die Mütter, die wirklich Kinder mit gestörtem Bindungsverhalten haben! Damit das Bindungsverhalten eines Kindes beschädigt ist, müssen schon gravierende Probleme in der Familie auftreten.
Es gibt momentan einen neuen Hype um die alte Bindungstheorie. Mütter, die ja leider sowieso immer Angst haben, alles falsch zu machen, springen auf diesen Hype stark an. Das ist aber völlig unnötig.
Die Bindungstheorie ist nicht so simpel, wie sie oft im Internet dargestellt wird. Ein Kleinkind, das nicht sofort weint, wenn die Mutter den Raum verlässt, kann sogar eine besonders sichere Bindung haben: Auf dieser unerschütterlichen, festen Vertrauensbasis fühlt es sich so geborgen, dass es weiß: Mama würde mich nie wirklich allein lassen, deshalb halte ich es aus, dass sie mal kurz den Raum verlässt.
Mit Deiner Tochter und ihrer Bindung ist alles gut! Versuche, Dich nicht von der gesellschaftlichen Krankheit anstecken zu lassen, wonach Mütter ununterbrochen alles richtig und perfekt machen müssen, deshalb natürlich ständig scheitern und Vieles falsch machen, ihrem Kind dadurch ununterbrochen schaden und allesamt seelische Wracks hervorbringen, die spätestens mit 20 auf der Couch des Psychiaters landen...
Du bist eine gute Mutter, sonst würdest Du Dir die Sorgen um die Bindung Deiner Tochter gar nicht machen. Versuche, etwas zu entspannen. Du musst nicht perfekt sein, denn das kannst Du nicht. Du darfst auch mal genervt, geschafft, gereizt oder unvollkommen sein, ohne dass Deine Tochter Schaden nimmt. Solange die liebevolle Basis stimmt, ist alles gut. Es gibt im Moment ein gesellschaftliches Bild von perfekter Mutterschaft auf der Einen und einem männlich geprägten, tendenziell abwertenden Mutterbild auf der anderen Seite (Mütter sind immer Schuld). Es ist wichtig, darauf nicht hereinzufallen.
Väter sind für ihre Kinder genauso entscheidend wie Mütter. Seltsamerweise hat kaum ein Vater Sorge, etwas falsch zu machen. Ein bisschen von dieser Gelassenheit darfst Du Dir abschauen! Das tut übrigens nicht nur Dir gut, sondern es ist auch wichtig für Deine Tochter. Sie spürt, ob Du mit Dir im Reinen und gelassen bist, oder ständig haderst und von Schuldgefühlen geplagt bist. Das verunsichert auch sie, deshalb darfst Du solche übersteigerten Ansprüche an Dich selbst einfach fallenlassen.
LG
von
Bonnie
am 16.05.2017, 11:25
Antwort auf:
Ist mein Kind sicher gebunden?
Hallo,
mache Dir nicht so viele Sorgen. Dein Kind ist bestimmt sicher gebunden.
Was den Sand angeht: ich kenne kaum ein Kind, das nicht gerne Sand ist. Meine 2. hat auch schon Kakerlaken, Käfer und Buntstifte gegessen. Soweit ich es ermessen kann, ist sie sicher gebunden und hat keinerlei psychische Störung. Nur halt Lust, kulinarische Experimente zu machen. :)
von
AnnaC
am 16.05.2017, 11:58
Antwort auf:
Ist mein Kind sicher gebunden?
Danke für die Antworten! Das stärkt mich total! Danke! Wahrscheinlich habe ich mir wirklich einen Floh ins Ohr setzen lassen.
von
Norell
am 16.05.2017, 13:47
