Autorität vor Kind verloren

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Autorität vor Kind verloren

Hallo, ich bin alleinerziehende Mama und habe einen wundervollen 3 jährigen Sohn. Unsere "Probleme" fingen mit ca. 18 Monaten an. Da fing er an, mir zu zeigen wie Willensstark er ist. Mittlerweile ist es so weit gekommen, dass nicht ich das Sagen habe, sondern er. Es gibt unendlich viele Situationen wo er vollkommen ausrastet. Ich verstehe, dass er mir mit seinem ausrasten zeigen will, dass es ihm jetzt gar nicht passt, dass ich was verboten habe oä, aber ich kann es auch nicht ändern. Beispiel: Auf Grund einer Bronchitis und sehr schlechtem Wetter, waren wir den ganzen Tag zu Hause. Schon gegen 7 Uhr saßen wir am Küchentisch und spielten alles mögliche (Lotti-Karotti, Knetmasse, ect.) Alles super. Ich habe mich aber dann getraut zu sagen, dass ich im Haushalt etwas machen muss und eventuell langsam mit dem Kochen anfangen sollte und schon war die gute Laune weg! Ein fast 1 1/2 stündiges Schrei, Brüll und Trampel Konzert vom Allerfeinsten war das wieder! Die einzige Möglichkeit -um es schnell Enden zu lassen- wäre das "Nachgeben" gewesen. Aber ich kann nicht den ganzen Tag da sitzen und mich rund um die Uhr mit meinem Kind beschäftigen. Selbst das Mithelfen lassen, bringt nichts mehr. Sobald irgendetwas- so klein es auch sein mag- nicht so läuft, wie er es gerne hätte, flippt er vollkommen aus. Während er ausflippt, hört er mich nicht. Ich habe schon viele Dinge ausprobiert, um ihn schneller zu beruhigten- aber das "Wundermittel" habe ich noch nicht gefunden. Auffällig ist, dass er in diesen Situation meine komplette Aufmerksamkeit haben möchte- also ich kann nicht in ein anderes Zimmer gehen, oder ihn ins Zimmer stecken.. er läuft mir hinter her und lässt mich nicht los. Auf den Arm nehmen, geht erst, wenn er es "verlangt"- Irgendwann (nach 20min oder 1h) ist er anscheinend an einem Punkt, wo er dann langsam runter kommt und da darf ich ihn dann auch in den Arm nehmen. Alles was ich sage ist falsch. Sage ich es gibt Kartoffeln Mittag, will er was anderes- Mache ich dann sein WunschEssen, dann schimpft er nach den Kartoffeln. Ich sag, er soll diese Schuhe anziehen- Nein! Es müssen die anderen sein, dann sag ich wieder "okay", dann fängt er wieder an auszuflippen, denn es sollen jetzt doch die anderen sein.. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Ich habe Angst, dass mir mein Kind, mit seinen 3 Jahren, schon komplett entgleitet ist.... LG

von MamaMax12 am 15.03.2016, 19:51



Antwort auf: Autorität vor Kind verloren

Liebe MamaMax12, meine Vorrednerin hat so gut geantwortet, dass ich dem nichts mehr hinzufügen kann. Nur soviel: Eine Änderung Ihres Verhaltens ist für beide Seiten anstrengend. Nach ein paar anstrengenden Wochen werden aber Sie Beide für das Aushalten belohnt. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 16.03.2016



Antwort auf: Autorität vor Kind verloren

Hallo, Du hast den Kern des Problems schon selbst beschrieben: In vielen Situationen ist Dein Sohn der Boss, und nicht Du. Das aber überfordert ihn schwer. Er möchte gar nicht der Chef sein. Er wünscht sich eine starke und souveräne Mama, die ihm Halt und Führung gibt. Das ist Deine Aufgabe, und die musst Du wahrnehmen. Manche Mütter glauben, wenn sie den Ton angeben und sich durchsetzen, fühle sich ihr Kind weniger geliebt - oder es würde SIE dann weniger lieben. Beides ist aber eine ganz unnötige Angst. Es ist ein Zeichen von Liebe, seinem Kind Halt zu geben. Auch die Liebe des Kindes zu seiner Mama wird durch eine starke, freundliche und liebevolle Mutter nicht weniger, im Gegenteil. Du hast ständig Angst, etwas falsch zu machen oder Deinen Sohn zu enttäuschen. Du vermittelst dadurch eine große Unsicherheit - und das verunsichert auch Deinen Sohn. Du schreibst zum Beispiel: "Ich habe mich getraut zu sagen, dass ich Haushalt machen muss..." Eine Mutter muss sich aber nicht "trauen", einem Kind etwas zu sagen, sie darf es einfach tun - ganz gelassen und souverän. Wenn Du stärker auftrittst, wird es auch Deinem Sohn leichter fallen, solche Ansagen zu akzeptieren. Spürt er dagegen Deine Unsicherheit, weiß er: Trotz hat jetzt Aussicht auf Erfolg, also lege ich mal los! Dein Sohn möchte auch nicht bestimmen, wie der Alltag aussieht: Sondern Du entscheidest, was es zu essen gibt. Wenn er solche Dinge selbst entscheiden muss, verlangt er erst das Eine, dann das Andere. Dies zeigt, dass er mit solchen Erwachsenen-Entscheidungen vollständig überfordert ist. Er WILL so etwas gar nicht entscheiden müssen. Nimm Deine Mutterrolle wieder ein. DU bestimmst, wie der Tag abläuft. Wann spazieren gegangen wird, was es zu essen gibt usw. Kleine (!) Dinge darf Dein Sohn entscheiden: ob er den roten oder den blauen Pulli will, oder ob er Lotti Karotti spielen oder Kneten will. Dass Dein Sohn heftig protestieren wird, wenn Du die Führung wieder klarer übernimmst, ist ganz normal und nicht schlimm. Du darfst das aushalten. Wenn er schreit oder bockt, bleibe freundlich und gelassen. Gehe nicht zu sehr darauf ein, sondern erkläre nur kurz, warum etwas jetzt gemacht werden muss. Wende Dich dann beiläufig und ruhig einer anderen Tätigkeit zu, bleibe aber im Zimmer. Biete ihm an, dass er mithilft, akzeptiere es aber auch freundlich, wenn er das (anfangs) noch nicht will, sondern lieber weiter schreit. Dein Sohn muss ein paarmal die Erfahrung machen dürfen, dass ein großer Auftritt keinen Erfolg mehr verspricht, nur so kann er dieses Verhalten loslassen. Es ist kein Zeichen von Liebe, einem dreijährigen Kind die Führungsrolle bei Alltagsentscheidungen zu übertragen, anstatt diese Verantwortung selbst zu übernehmen. Am Verhalten Deines Sohnes siehst Du ja auch, dass diese Überforderung ein Kind nicht glücklich macht. Im Gegenteil. Eine zu schwache Mama verliert auf Dauer auch die Achtung ihres Kindes, vor allem wenn es älter wird. Spätestens in der Pubertät gibt es dann oft gravierende Probleme, weil das Kind in jeder Hinsicht übergriffig wird. LG

von Astrid am 16.03.2016, 10:41



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