Aggressives Verhalten normal!?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Aggressives Verhalten normal!?

Liebe Frau Ubbens, ich bin stolze Mama eines 28 Monate alten Jungen. Seit seiner Geburt ist mein Sohn ein impulsives, sensibles und insgesamt fröhliches Kind. Motorisch ist er immer sehr fit gewesen (Krabbeln mit 6, Laufen mit 10 Monaten) sprachlich lässt er sich Zeit. Er kann schon sehr viele Wörter sagen, wiederholt auch, aber gebraucht die neuen Wörter nur sehr langsam. Nun zu unserem Problem, bei dem wir meiner Meinung nach wirklich Rat brauchen: Er ist recht aggressiv, wenn etwas nicht so läuft, wie er es gerne hätte und wütend ist. Schon von klein auf haut er oder beißt dann direkt zu (uns Eltern, andere Kinder, Omas, Opas...) Wir sagen ihm jedes Mal, dass es uns weh tut und wir traurig sind, nehmen ihn aus der Situation heraus usw. Aber egal, was wir machen, es wird nicht wirklich besser. Ich frage ihn auch immer nach dem Grund, den er mir dann meist auch erklären kann. Somit verstehe ich ihn dann natürlich etwas in seiner Reaktion, aber dennoch machen diese aggressiven Ausbrüche vieles in unserem Leben schwer. Egal, wo wir sind (z.b. andere Mamis mit Kindern), es ist nur eine Frage der Zeit, bis er entweder das andere Kind schlägt, ihm Sand ins Gesicht wirft oder schubst, mit Steinen bewirft. Also, Dinge, von denen er mittlerweile genau weiß, dass sie den andren "weh tun". Es bleibt dann auch nicht beim einmaligen Hauen, sondern er macht es immer wieder (bis wir gehen).  Es ist mir schon furchtbar unangenehm, vor allem, weil die anderen Eltern es uns spüren lassen, dass das Verhalten unseres Sohnes "nicht ganz normal" sei. Wir können es ja sogar nachvollziehen, warum er das macht (eifersüchtig, wenn ich mit anderen Kindern spiele, er will nicht mehr bleiben, sondern nach Hause...) aber anscheinend sind wir "noch nicht " in der Lage, ihm geeignetere Alternativen richtig aufzuzeigen. Wie können wir unserem Sohn helfen? Macht er dies wirklich nur, weil er sich noch nicht richtig ausdrücken kann? Wir erklären ihm jedes mal, wie traurig nun das andere Kind bestimmt ist, weil er ihm weh getan hat und ob er sich noch erinnern kann, als ihm das letzte mal so weh getan wurde, wie er sich dabei fühlte. Anderes Beispiel: Er bespuckt Oma oder Papa beim Mittagstisch mit Wasser, obwohl wir ihm jedes Mal erklären, dass man das nicht macht und er dann auch erstmal das Essen verlassen muss. Er macht es aber beim nächsten Mal erneut !?!? Ich werde in letzter Zeit immer lauter, wenn er wieder mal jemanden attackiert, weil ich so verzweifelt bin und mir denke, es muss doch "irgendwann" ein Ende nehmen? Dies schüchtert ihn allerdings nur ein (verständlicherweise). Welche weiteren Ursachen kann es für sein Verhalten noch geben außer, dass er sich noch nicht ausdrücken kann und wie können wir ihm noch besser dabei helfen, andere Wege zu gehen, als direkt aggressiv zu werden? Vor kurzem hat mein Sohn angefangen bewusst zu testen, wie er uns Schmerzen zufügen kann. Er fängt z.b. erst langsam an, mit einem Stock auf unseren Arm zu hauen und fragt, ob es wehtut. Wir verneinen, daraufhin schlägt er immer fester, bis es weh tut. Das sagen wir ihm dann natürlich auch und fragen ihn, ob er uns weh tun "will". Er bejaht dies dann:-(. Das macht mich so unglaublich traurig. Ich frage mich mittlerweile, ob das alles noch normal ist!? Vielen Dank und viele Grüße Lena

von Lenamaus am 02.08.2016, 21:59



Antwort auf: Aggressives Verhalten normal!?

Liebe Lena, so, wie Sie es beschreiben, ist Ihr Sohn sprachlich schon sehr weit, so dass es sich bei seinem Verhalten eher um ein Austesten handelt, egal ob bei anderen Kindern, den Großeltern oder bei Ihnen. Sprechen Sie ein klares NEIN aus. Erklärungen, wie, dass es dem anderen weh tut usw. helfen nicht weiter. "Es tut dem anderen weh, na und." "Es macht das andere Kind traurig, ah, ja." Warum aber deshalb aufhören? Klar und deutlich NEIN und eine kleine Auszeit mit Mama an der Seite. Ggfls. tatsächlich nach erneutem Hauen oder Sand werfen, der Weg nach Hause. Ihr Sohn lernt nicht aus Erklärungen oder gar Fragestellungen ("Kannst du dich erinnern, ..."). Kinder in dem Alter lernen durch eine klare Aussage, die bestenfalls ein einfaches NEIN ist, mit einer Handlung, wie am Rand des Spielplatzes eine Auszeit nehmen müssen. Ihr Sohn tut Ihnen bewußt weh? Ja, denn er testet die Schmerzgrenze aus. Beim ersten Mal tut es nicht weh, also testet er weiter. Sagen Sie deutlich "Nein, ich möchte nicht, dass du mit dem Stock haust." Dabei ist es ganz egal, ob es weh tut oder nicht. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 03.08.2016



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