Frage: Warum verhält sich Tochter so?

Hallo Hr dr Posth, Tochter,10 1/2Mon,stillkind,kein Schnulli,Einschlafstillen,nie schreien gelassen,abwechselnd Familienbett u.eigenes Bett.sehr Fröhlich. Waren 5 Tage im Urlaub mit grosser Gruppe (20 Leuten). 1.Tag war ok.Am 2.Tag hat sie nur geweint,Arme nach mir ausgestreckt und wollte nur Brust (hatte tagsüber eigentlich schon abgestillt). Sobald wir mit der Gruppe waren,hat sie geweint u.wenn wir alleine waren, war es ok. Komisch war aber,wenn mein Mann die Kleine hatte (auch in der Gruppe), war sie viel ruhiger und sobald sie mich gesehen hat, hat sie das quengeln angefangen u hat die Arme nach mir gestreckt. Was war denn da los ? Sie ist sehr Papa bezogen. Vor dem Urlaub hatte ich ihr tagsüber das stillen abgewöhnt,im Urlaub blieb mir gar nichts anderes mehr übrig,sonst hätte sie sich gar nicht beruhigt(kein Schnulli).Milch lief daher auch nicht genügend. Wie kann ich das Verhalten einordnen? Danke und LG

von JEW am 08.09.2014, 07:40



Antwort auf: Warum verhält sich Tochter so?

Hallo, das Verhalten, das Ihre Tochter im Urlaub gezeigt hat, hat etwas mit der unterschiedlichen Bindungskraft zur Mutter und zum Vater zu tun. Dazu gibt es bisher nur Beobachtungen und noch keine gezielte Forschung. Es scheint aber defintiv so zu sein, dass ein Säugling, wenn er die Mutter als primäre Bezugsperson annimmt, den Vater generell als Loslösungsvorbild ansieht. Theoretisch könnte es sicher auch umgekehrt sein, ist es aber in den allermeisten Fällen nicht, allein schon weil die Mutter ja stillt. Ist dieser Vater dann frühzeitig schon gut akzeptiert, was der Loslösug im 2. Lebensjahr sehr zugute kommt, dann kann sich das Loslösungphänomen bereits im 1. Lebensjahr bemerkbar machen. Loslösung steht aber für Öffnung anderen, auch bislang fremden Menschen gegenüber. Bindung mehr für ausschließlich die Bindungsperson. Die Tatsache, dass Ihre Tochter schon sehr "papa-bezogen" ist, erhärtet meine Anschauung. Denn insgesamt auf getretenen kleinen Rückschritt in der Stillfrage müssen Sie wohl in Kauf nehmen, wird aber zu Hause wieder auf den alten Stand zurückkommen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.09.2014