Beidseitiger Hüfterguss

Frage an Dr. med. Jan Matussek Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin

Frage: Beidseitiger Hüfterguss

Guten Tag,  Da unser dreijähriger Sohn seit mindestens zwei Wochen hinkend läuft, waren wir beim Orthopäden. Wenn er geht, ist der Gang unauffällig.  Der Orthopäde stellte im Ultraschall beidseitig kleine Ergüsse in der Hüfte fest. Er sagte, wenn das Hinken in zwei Wochen nicht weg ist, müssen wir zum Röntgen kommen.  Es ging alles sehr schnell, keinerlei Möglichkeit Fragen zu stellen und der Arzt war wieder verschwunden. Körperlich untersucht hat er unseren Sohn nicht.  Was bedeutet ein beidseitiger Erguss? Sollte er sich schonen?  Er nimmt ein Asthmaspray und Cortison-Nasenspray. Kann das das ausgelöst haben? Da der Arztbesuch ohne Erklärung war, habe ich gegoogelt und bin auf Morbus Perthes gestoßen. Kann das sein? Ich bin so verunsichert und frage mich, was die Ergüsse ausgelöst haben könnte.  Vielen Dank schon einmal im Voraus. 

von Frage1234 am 21.05.2024, 21:50



Antwort auf: Beidseitiger Hüfterguss

Liebe Familie, zuerst sollte man natürlich einen beidseitigen Hüftgelenkserguss ernst nehmen und noch viel ernster sollte man ein humpelndes Gangbild nehmen. Die häufigste Ursache für diese vom Orthopäden erwähnten Zeichen ist der sogenannte Hüft- Schnupfen. Hier handelt es sich um eine Reaktion des eigenen Abwehrsystems gegen virale Infekte, meistens im Hals-Nasen-Ohren Bereich, die dann als Nebeneffekt auch eine entzündliche Reaktion in den Hüften mit den oben genannten Zeichen hervorrufen. Ein beidseitiger Morbus Perthes ist in der Altersgruppe ihres Sohnes eher unwahrscheinlich. Natürlich können auch die von Ihnen erwähnten Medikamente als Nebenwirkung in seltenen Fällen Gelenkergüsse hervorrufen. In unserer klinischen Praxis behandeln wir den Hüftgelenkserguss zunächst mit einem entzündungshemmenden Mittel wie Ibuprofen und weitgehender Ruhigstellung der Gelenke im Kinderwagen, tragend und Halt sitzend. Sollte das Humpeln nicht verschwinden ist eine sonografische Kontrolle 1 Woche nach dem Erstbefund sinnvoll. Hier kann man dann den Verlauf der Flüssigkeitseinlagerung in die Hüften beobachten. Sollte alles weniger werden dann ist auch die oben erwähnte häufige Diagnose die wahrscheinliche. Sollte es eher zu mehr Flüssigkeit kommen und zu mehr Bewegungseinschränkungen, dann ist eine weitere Diagnostik mit Röntgenbild und gegebenenfalls auch MRT in Narkose notwendig. Sollte ihr Kind Fieber über 38 5° C entwickeln ist ehedem eine rasche weitere Diagnostik notwendig. Beste Grüße Ihr JM    

von Dr. J. Matussek am 24.05.2024, 17:14