Hallo
Unsere Tochter ist 14 Monate, sehr willensstark, weint wenig, schreit (oberstes Limit) eigentlich nur aus Wut und Zorn, selten aus Leid. Wirft sich zu Boden, biegt und windet sich wie ein Bogen, bekommt hochroten Kopf. Nichts beruhigt sie (nur die Brust).
Ich muss in 4 Wochen wieder zu arbeiten beginnen. Bin seit 6 Monaten dabei abzustillen von ca. 10x täglich auf 2x konnte ich schon reduzieren, unter viel Protest und schlaflosen Nächten.
Seit 5 Wochen gewöhne ich sie bei der Kita ein. Bisher konnte ich drei mal Tschüss sagen, danach folgten 30 Minuten extremes Geschrei bei der Leiterin, die mich dann jeweils zurückpfiff. Heute teilte mir die Leiterin mit, dass wenn es bis in 2 Wochen nicht funktioniert sie unsere Tochter nicht nehmen kann - verständlich!
Ich bin mit den Nerven völlig am Ende. Weiss nicht mehr weiter. Seit vorgestern Nacht gibt es auch wieder Aufstand, da sie die Brust nachts will. Heute Mittag ebenfalls. Anstelle des Essens wollte sie die Brust. Wirft mit dem Essen um sich. Schlägt mit Löffel. Ich gebe ihr nicht die Brust, bleibe hart, aber es dauert ca. 2 Std. bis sie sich beruhigt und dann erschöpft einschläft.
Ich hoffe sehr, dass sie mir einen Rat geben können. Habe sehr Angst, dass da ein Traumata entsteht...
Ich versuchte es Homöopathisch mit Camomilla D6 als akute Variante (mit 6 Monaten).
Dann auf Rat von Heilpraktiker mit Belladonna C30 als Einzelgabe (8 Monaten).
Gestern holte ich Bach-Blüten-Mischung zum "Loslassen" mit Chicory, Star of Bethlehem, Walnut, Honeysuckle, Mimulis. + Pu
Der Versuch, mit dem Papa mehr Zeit zu verbringen, geht leider nicht auf, auch nachts kann er nicht helfen, seit Geburt ist sie schon auf mich fixiert, er kann leider nur "quatschmachen" mit ihr. Wenn sie gut drauf ist, ist sie auch extrem gut drauf. Sie lebt sozugagen nur Extreme entweder theatralisch am Ende oder himmelhochjauzend.
Ich danke Ihnen im Voraus sehr.
Liebe Grüsse
von
Parvati
am 04.04.2012, 13:15
Antwort auf:
Kita-Engewöhnung + Abstillen
Hallo Parvati,
Ihre Situation versetzt mich in die Stillzeit meines jüngsten Sohnes zurück. Ihn habe ich zwei Jahre gestillt. Ich wollte ihn damals bereits nach 9 Monaten abstillen, jedoch hatte ich damit auch keinen Erfolg.
Die Stillkinder bauen ein wesentlich intensiveres Vertrauensverhältnis zur Mutter auf, da das Stillen nicht nur Nahrungsaufnahme für sie bedeutet, sondern auch Trost, Wärme, intensiver Körperkontakt – ein „Ruhepool“ eben, der niemand ihr streitig machen kann – außer die Mama selber.
Der Kitaeinstieg ist für Ihre Tochter eine ganz neue unbekannte Situation. Das macht ihr Angst. Verständlich, wenn sie dann intensiver Ihre Nähe (mit dem Stillen) sucht. Alles ist neu und fremd und das so Vertraute wird gleichzeitig total entzogen. Geschickter fände ich es, wenn Sie Ihre Tochter wenigstens abends und Nachts noch weiter stillen könnten. So blieben die Abende und Nächte für Ihre Kleine im vertrauten Rhythmus und die intensiveren Träume in der Nacht – in denen der gewesene neue Alltag verarbeitet wird – wären für ihre Tochter leichter zu verarbeiten.
Abstillen geht nicht unter Druck, weil Druck nur Gegendruck erzeugt und das macht beiden Stress. Auch Pillen und Bachblüten bewirken hierbei keinen Zauber.
Sicher, Sie möchten arbeiten gehen und brauchen dann Ihren ungestörten Schlaf. Dieser ist auch dann ruiniert, wenn Ihre Kleine dauernd angelaufen kommt und Sie sie mit Worten zurückweisen müssen. Dann ist die Nacht deutlich unruhiger, als wenn Sie sie zur gewohnten Stunde stillen und dann wieder ruhig zurücklegen können.
Ihre Kleine spürt genau, dass Sie deutlich unter Stress stehen. Sie versteht gut, dass Sie auch andere Dinge essen und genießen kann, aber sie ist durch die neue Kitasituation total verunsichert und sucht dadurch die innige warme Körpergemeinschaft verstärkt, die Sie ihr jedoch nun mit Macht versuchen zu entziehen.
Erklären Sie ihr morgens in Ruhe, dass Sie nun mit den anderen spielen dürfe und Sie nach der Arbeit sie sofort wieder abholen kämen. Sie vertraut Ihnen. Im Kita wird sie nicht verhungern, sondern lernt schnell mit den anderen in der Gemeinschaft mitzuessen.
Wenn Sie sich absolut sicher sind, dass es das Richtige ist, sie dort in die Kita zu geben, dann sollten Sie dazu stehen. Sind Sie jedoch selber verunsichert und halten es innerlich doch noch für zu früh, dann spürt ihre Tochter dies mit ihren sensiblen Antennen und wird auch unsicher. Sie schaut genau hin, denn Sie kennt Sie und Ihre Stimmungen. Wenn Worte und Körpersprache zweierlei ausdrücken, dann kann nur Stress für Sie beide herauskommen.
Meinem Sohn habe ich erst mit 24 Monaten abgestillen, weil ich im Inneren auch erst zu diesem Zeitpunkt bereit war, die “Stillerei“ dranzugeben – wenn ich ganz ehrlich zu mir selber bin. Er schlief dann durch und morgens war ich vor ihm angezogen, so dass er mich nicht mehr im Nachthemd erwischte und ich ihm mit Worten aufs Frühstück vertrösten konnte. Sein Vertrauen zu mir war durch diese lange Stillzeit ganz groß - größer als ich es zu meinem ältesten Sohn aufbauen konnte, bei dem das Stillen leider nicht so geklappt hat und den ich mit der Flasche normal groß gezogen habe.
Freundliche Grüße
Gaby O-Mascher
von
Gaby Ochel-Mascher
am 09.04.2012