Was tun bei ständiger Unruhe und Konzentrationsproblemen?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Was tun bei ständiger Unruhe und Konzentrationsproblemen?

Liebe Frau Schuster, ich bin mir nicht sicher, wie ich mit dem Verhalten meiner Tochter (7) umgehen soll. Sie ist ein sehr aufgedrehtes Kind; ich habe das Gefühl, dass sie von morgens bis abends auf 180 läuft und am Ende des Tages immer noch Energie übrig hat. An sich ist das ja nichts Schlechtes, doch bei ihr leidet die Konzentration schon sehr darunter und ihre Umgebung teilweise auch. Sie kann nicht stillsitzen und sich auf Dinge konzentrieren, die sie nicht so sehr interessieren, was sich natürlich leider besonders in der Schule bemerkbar macht. Sie ist nicht dumm, bekommt aber kaum was mit im Unterricht, da sie permanent abgelenkt ist. Dass man bestimmte Dinge einfach machen muss, weiß sie zwar, akzeptiert es aber einfach nicht und macht dann einfach etwas anderes, wie malen. Hausaufgaben waren vor allem im 1. Schuljahr ein Kampf, wobei es sich mittlerweile ein bisschen gebessert hat. Allerdings erwische ich sie schon noch oft dabei, dass sie, anstatt Aufgaben zu lösen, hochkonzentriert das Radiergummi in kleine Schnipsel pult. Da sie mit ihren Gedanken ständig überall gleichzeitig ist, hört sie leider auch nicht zu, wenn man mit ihr spricht. Mittlerweile "nötige" ich sie schon immer zum Blickkontakt und spreche erst mit ihr, wenn sie mich ansieht - was allerdings noch nicht heißt, dass sie dann auch zuhört. Oft schaut sie mich dann zwar an, macht aber mit den Händen trotzdem mit dem weiter, womit sie gerade beschäftigt war, sei es kneten, basteln, ... . Gedanklich ist sie nicht bei der Sache. Es kommt auch vor, dass sie, während jemand mit ihr spricht, anfängt etwas vor sich hinzumurmeln oder zu singen. Normale Gespräche, wie man sie mit anderen 7jährigen führen kann, sind fast unmöglich und in einigen Situationen hatte ich schon das Gefühl, dass sie manchmal schon fast autistische Züge hat. Aufgefallen ist mir aber, dass sie mit fremden Personen ganz tolle Gespräche führt, wenn sie von ihnen z. B. etwas wissen möchte. Auch Dinge, die ich ihr bereits 1000 Mal gesagt habe (z. B. wie man über eine Straße geht/mit dem Rad fährt), ignoriert (?) sie - ihr 5jähriger Bruder macht das z. B. ganz toll (als Mutter vergleicht man ja doch immer...). Sie guckt Löcher in die Luft, fährt einfach auf die Straße, bleibt mitten drauf stehen und guckt dann mal - vielleicht. Dabei wird natürlich gesungen. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob das an mangelnder Konzentration oder an etwas anderem liegen könnte. Wie man eine Straße überquert, üben wir ja eigentlich schon seit sie laufen kann! Andererseits: Wenn Dinge sie wirklich interessieren, kann sie sich auch sehr gut und ausdauernd darauf konzentrieren. Sie malt, bastelt, puzzelt, tanzt und singt sehr gern, tut das auch von morgens bis abends mit einer unglaublichen Kreativität und lässt sich von nichts ablenken. Selbst wenn man sie bittet, einmal eine Pause einzulegen... nach ein paar Sekunden geht´s weiter mit Singen. Wir versuchen das schon aufzugreifen, indem sie mittlerweile zum Gesangsunterricht darf, worum sie lange gebeten hat. Die Lehrerin meint, dass sie sich dort gut konzentriert und auch meistens voll bei der Sache ist. Außerdem geht sie 1 bis 2 Mal die Woche zum Judo und ab und zu zum Schwimmen, um ihre Energie etwas "abzubauen". Ein wenig ruhiger oder ausgeglichener ist sie dadurch allerdings nicht geworden. Ansonsten ist sie allgemein sehr hektisch und hibbelig, was dazu führt, dass sie oft Dinge umstößt, Sachen verkleckert, Dinge verliert (3 Jacken an 3 Tagen :o( ) oder sich auch selbst weh tut, wenn sie mal wieder über ihre eigenen Füße stolpert. Sie braucht ständig Input, das Radio/ein Hörspiel muss immer im Hintergrund laufen. Vielleicht können Sie mir Tipps geben, wie ich damit umgehen kann, da es mittlerweile die ganze Familie belastet. Sie lässt kaum Nähe zu (dazu ist sie auch viel zu beschäftigt...) und ich habe das Gefühl, dass es bei ihr irgendwann mal "Klick" macht und in ihrem Kopf alles zu viel wird. Ich hatte bereits an eine Mutter-Kind-Kur gedacht, da ich dachte, dass es ihr und mir gut tun würde, wenn sie mal aus der Großstadt heraus und ein bisschen zur Ruhe käme, aber das geht aus beruflichen Gründen leider nicht. Viele Grüße und danke für Ihre Antwort.

von Alex76 am 20.08.2012, 14:53



Antwort auf: Was tun bei ständiger Unruhe und Konzentrationsproblemen?

Hallo Alex76 Bevor Sie weiter über eine Mutter-Kind-Kur nachdenken, sprechen Sie bitte mit dem behandelnden (Kinder-)Arzt über ihre Beobachtungen und Sorgen, bzw. über das Verhalten Ihrer Tochter. Er oder ein vom ihm empfohlener Therapeut wird dann vermutlich nach einigen Tests, die in sog. "Spielstunden" durchgeführt werden herausfinden können, warum Ihre Tochter beschriebenes Verhalten zeigt. So gibt es z.B. außer Konzentrations- auch Wahrnehmungsstörungen; eine Hörschwäche, ein ADS umd Vieles mehr. Es KANN sein, dass sie über- oder unterfordert ist, sodass ein individuelles Konzept entwickelt werden muß um Ihre Tochter gezielt zu fördern, aber auch zu fordern. Bitte sprechen Sie mit dem Arzt, der Ihre Tochter schon eine Weile persönlich kennt. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 20.08.2012



Antwort auf: Was tun bei ständiger Unruhe und Konzentrationsproblemen?

Danke für die promte Antwort! Ich habe das Thema vor ca. 2, 3 Jahren schon einmal beim Kinderarzt angesprochen. Der Arzt hat damals nach einigen Tests empfohlen, unsere Tochter vorzeitig einzuschulen, was wir aber nach Rücksprache mit der Kita nicht gemacht haben. Die Erzieherinnen waren der Meinung, dass es für sie intellektuell kein Problem gewesen wäre, befürworteten aber ein weiteres Jahr "freieres" Kita-Kind-Sein. Im Nachhinein war das auch die richtige Entscheidung, denn sie hatte auch mit 6 Jahren noch große Eingewöhnungsschwierigkeiten mit vielen Tränen in der Schule. Einen Hörtest haben wir bereits machen lassen. Damals wurde eine einseitige Schwerhörigkeit festgestellt, die allerdings auf eine Infektion zurückgeführt wurde und später nicht mehr nachweisbar war. AD(H)S hatte ich auch schon beim KiA angesprochen, allerdings hat sie sich dort vor Ort total aufmerksam und interessiert gezeigt, den Arzt über seine Instrumente etc. ausgefragt - wie in meinem 1. Post geschrieben, verhält sie sich Fremden gegenüber meist völlig anders als zu Hause. Damit war das Thema ADS für den Arzt dann schnell vom Tisch. Unser Kinderarzt hat gerade vor wenigen Wochen die Praxis verlassen. Ich denke, ich werde das Thema bei der neuen Ärztin noch einmal ansprechen und sie nach entsprechenden Testmöglichkeiten fragen. Viele Grüße, A.

von Alex76 am 20.08.2012, 17:08



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