Kind hat häufig Wutausbrüche, kneift und wirft mit Sachen

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Kind hat häufig Wutausbrüche, kneift und wirft mit Sachen

Liebe Frau Ubbens, meine Tochter wird Ende des Monats 3,5 Jahre und ist ein sehr lebhaftes Kind, ist ständig in Bewegung kann sich aber auch gut mal eine Weile allein beschäftigen. Sie hat bis vor 2,5 Wochen noch den Schnuller genommen, da es aber zu Sprechproblemen kam, hat die Logopädin auf Abschaffung des Schnullers bestanden und meine Tochter hat bei ihr den Schnuller freiwillig abgegeben. Die Zahnfee hat meiner Tochter dann ein Kuscheltier gebracht, was heiß und innig geliebt wird. Die ersten Tage hat sie dem Schnuller sehr hinterher geweint. Sie war sehr, sehr stark darauf fixiert. Im Kindergarten ging es ohne, zuhause aber gar nicht. Bereits vorher, aber jetzt verstärkt nach Abgabe des Schnullers wird meine Tochter beim kleinsten, was ihr nicht passt, wütend, wirft Sachen durch die Gegend, haut und kneift sehr schmerzhaft, brüllt und schaut ganz böse. Sie wirft auch Sachen ohne Wutanfall durch die Gegend. Gestern nahm sie plötzlich ihren Kindergartenrucksack vom Haken, rannte in die Küche und warf ihn mit voller Wucht mitten durchs Zimmer. Wenig später wurde ein noch nicht ausgeräumter Karton ausgeschüttet und durch die Gegend gefledert. Sie hört zu Hause sowieso nur selten und meist nur nach mehrmaliger Aufforderung. Ich lasse sie dann, sofern möglich, die durch die Gegend geworfenen Dinge wieder aufräumen. Natürlich schimpfe ich dann auch mit ihr und erhöhe auch mal die Lautstärke. Doch immer öfter lacht sie mich dabei aus. Als ich sie heute früh in den Kindergarten brachte und Nieselregen war, sollten sich die Kinder für draußen fertig machen und sie wollte sonst immer, dass ich ihr Anziehen noch begleite. Als ich ihr sagte, sie solle die Gummistiefel anziehen, bockte sie, schrie und kniff mich vor versammelter Mannschaft. Die Erzieherin meinte daraufhin, dass ich mich verabschieden und gehen solle, sie würde sich kümmern und nahm meine Kleine auf den Arm. Daraufhin umklammerte mich meine Tochter dermaßen fest, dass ich Mühe hatte, mich aus der Umklammerung zu lösen. In einem Nebensatz deutete die Erzieherin an, dass es wohl auch im Kindergarten Schwierigkeiten gibt. Ein diesbezügliches Gespräch möchte ich gern dort noch führen. Ich bin alleinerziehend, arbeite Vollzeit im Homeoffice und brauche abends ein wenig Zeit für mich, um mich ein wenig zu erholen. Leider macht meine Tochter abends auch Terror. Ehe sie zum Schlafen kommt, ruft sie zig mal. Ich habe schon versucht, dass sie mich noch 2 mal rufen darf und dann Ruhe ist, aber dann kommt sie wieder aus dem Bett und gibt keine Ruhe. Ich weiß, dass sie jetzt voll in der Autonomiephase steckt und ich befürchte, dass sie den Schnuller mehr vermisst, als sie zugibt, doch die Anfälle gab es auch schon davor. Ich bin wirklich verzweifelt, weil ich meine Tochter liebe, ihre ständigen Wutanfälle und Provokationen kosten zunehmend meine Kraft. Bitte entschuldigen Sie, dass es so viel geworden ist. Ich hoffe, Sie haben einen Rat für mich.

von Susi1313 am 14.09.2023, 09:39



Antwort auf: Kind hat häufig Wutausbrüche, kneift und wirft mit Sachen

Liebe Susi1313, Ihre Tochter sucht scheinbar neben der Autonomiephase nach Aufmerksamkeit. Von wann bis wann ist Ihre Tochter im Kindergarten? Wann sind Sie im Homeoffice? Sprich, haben Sie am Nachmittag Zeit, sich mit Ihrer Tochter zu beschäftigen oder beschäftigt sie sich überwiegend alleine? Sie schreiben, dass sie sehr lebhabft ist. Wie viel Zeit verbringen Sie draußen, wo Ihre Tochter sich viel bewegen und sich austoben kann? Ggf. überlegen Sie für sich eine andere Tagesstruktur. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, morgens eine Stunde früher aufzustehen und schon einen Teil der Arbeit zu erledigen und diese Stunde haben Sie dann am Nachmittag mehr Zeit für Ihre Tochter? Binden Sie Ihre Tochter gerne in die anfallenden Tätigkeiten mit ein. Sie kann beim Kochen und im Haushalt helfen. Für Ihre Tochter ist das keine Arbeit. Sie wird sich freuen, etwas mit Mama zu tun. Ist die abendliche Schlafenszeit die richtige für Ihre Tochter? Wie lange braucht sie zum Einschlafen? Sie sollte nicht länger als 30 Minuten benötigen. Benötigt sie mehr Zeit, verschieben Sie die Bettgehzeit nach hinten bzw. wecken sie morgens eher, damit sie abends leichter einschlafen kann. Besprechen Sie vor dem Schlafengehen, was Sie von ihr erwarten: Nicht mehr rufen, nicht aufstehen. Fragen Sie noch einmal nach, ob sie noch etwas braucht oder zur Toilette muss, damit sie das noch erledigen kann. Ist alles okay, verlassen Sie den Raum. Steht Ihre Tochter wieder auf, bringen Sie sie sofort wieder ins Bett zurück. Ggf. bleiben Sie für ein paar Tage von außen an der Zimmertür und geben ihr keine Gelegenheit erst noch das Zimmer zu verlassen. Begleiten Sie sie geduldig immer wieder ins Bett. Bzgl. dem Hören, gehen Sie immer direkt zu Ihrer Tochter, wenn Sie etwas von ihr möchten und sprechen nicht von Weitem mit ihr. Gehen Sie auf Augenhöhe und halten ggf. auch eine Hand von ihr, damit sie sich direkt angesprochen fühlt. Bleiben Sie bei Ihrer Tochter, bis sie dem nachgekommen ist, was Sie von ihr wollten. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 15.09.2023



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