Ist mein (klein)Kind verwöhnt?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Ist mein (klein)Kind verwöhnt?

Hallo Frau Ubens und Mitleser, Vorab möchte ich mich schon einmal für das Lesen und mögliche Beantworten meines Anliegen bedanken.   Ich bin Mutter von zwei Kindern. Meine große Tochter ist bereits Elf Jahre alt, allerdings mit starkem frühkindlichen Autismus, daher kann ich nicht viel mit ihr vergleichen. Mein Sohn ist 1,5 Jahre alt und ähnlich wie seine Schwester sehr willensstark, er wusste schon als Säugling genau was er "wollte". Ich erziehen Bedürfnisorrientiert und nicht Willensorrientiert. Mein Sohn muss also auch mal ein Nein akzeptieren und ebenfalls unsere Grenzen und Bedürfnisse. Ich unterscheide (meines empfinden nach) ganz gut zwischen Bedürfnis und Wunsch. Es gibt also zb nicht den Keks nur weil er ihn fordert und wünscht, wird aber gekuschelt wenn er Nähe braucht. Ich versuche stets auf mein Bauchgefühl zu hören und dachte eigentlich bisher sehr selbstsicher das ich gut damit fahre. In letzter Zeit bekomme ich aber oft von außen zu hören, daß mein Sohn total verwöhnt sei und genau wisse wie er seinen willen bei uns durchsetze. Auslöser ist im Grunde die Eingewöhnung in die fremdbetreuung, er tut sich damit extrem schwer. Nun hatte er aber auch einen schweren Start, der ersten tagesmutter mussten wir kündigen, da es dort viele Sicherheitslücken gab (keine Steckdosen Sicherungen, Haushalts scheren und scharfe Messer in Reichweite, Werkzeuge frei zugänglich im Garten usw) und er wurde nicht vom anderen tageskind akzeptiert (wurde geschlagen, getreten, geschubst und Co) und die Chemie zwischen ihm und tagesmutter hat auch einfach nicht gestimmt. Mit der neuen tagesmutter läuft es deutlich besser. Sie hat schöne und kindgerechte Räumlichkeiten, mein Sohn passt gut in die Gruppe und auch schnell einen guten Draht zu der tagesmutter aufgebaut. Er fühlt sich dort auch sichtbar wohl. Allerdings lässt er einfach keine Trennungen zu (wir befinden uns gerade in der dritten Woche dort, wobei wir krankheitsbedingt eine Woche Pause hatten, wunder erwarte ich nicht aber auch kurze Trennungen oder ein verlassen des Raumes durch mich ist nicht möglich). Er selbst entfernt sich immer gut und einfach von mir solange er weiß das ich an Ort und Stelle bleibe. Möchte jedoch ich die Trennung "einleiten" klammert er extrem und lässt mich nicht gehen. Zuhause ist aktuell ein ähnliches Bild, jedoch mit dem Papa. Sobald mein Mann zuhause ist, darf ich so ziemlich nichts mehr machen, alles muss der Papa übernehmen und der darf dann auch nicht weg gehen.   Meine Familie sagt mir nun das liege daran, das mein Sohn verwöhnt wäre, quasi immer seinen Willen bekommt und deshalb die Trennung nicht zulässt weil das ja gegen seinen Willen geht. Langsam bin auch ich verunsichert ob ich vielleicht wirklich etwas falsch mache und mein Sohn dadurch Schwierigkeiten hat sich auf die Situation einzulassen. Ich hoffe mein Text war nicht zu verwirrend... Aber meine Frage ist nun: Ist es eine normale Phase das er sich nicht trennen möchte wenn wir als Eltern die Trennung einleiten obwohl er sich ja sichtbar wohl fühlt in der Betreuung (da es zuhause ja ähnlich ist) oder habe ich mein Kind "verwöhnt" und erschwere ich dadurch die Situation?   Liebe Grüße Jacky

von oOSmoky am 12.03.2024, 17:25



Antwort auf: Ist mein (klein)Kind verwöhnt?

Liebe Jacky, Sie haben Ihren Sohn nicht in dem Sinne verwöhnt, dass er sich nicht von Ihnen trennen mag. Sich nicht trennen mögen, ist in dem Alter ganz normal. Dazu stehen Sie noch am Anfang der Eingewöhnung und jede Pause ist ein Neuanfang. Bei einer Trennung sollten Sie nicht abwarten, dass sich Ihr Sohn nach 20 oder mehr Minuten Festklammern löst und dann gehen. Sie wissen, dass es Ihrem Sohn grundsätzlich bei der Tagesmutter gut geht. Bleiben Sie noch wenige Tage dabei, wenn er dort ist, gehen aber nach ein paar Minuten kurz aus dem Raum mit der Begründung, auf die Toilette zu gehen. Handeln Sie zügig, so dass sich Ihr Sohn erst gar nicht festklammern kann. Gehen Sie nach 5 Minuten wieder in den Raum, egal, ob Ihr Sohn weint oder nicht. Er darf die Erfahrung machen, Mama kommt auf jeden Fall wieder. Nach etwa 3 Tagen weiten Sie das Fernbleiben aus und verlassen das Haus/die Wohnung der Tagesmutter für vielleicht eine halbe Stunde (es sei denn, die Tagesmutter ruft Sie vorher an). Auch hier gilt es, die Verabschiedung kurz zu halten und sich ggf. schon nach dem Schuhe- und Jackeausziehen zu verabschieden. Bleiben Sie mindestens zwei Wochen bei dem Ablauf, damit für Ihren Sohn eine Struktur erkennbar wird und er daraus Sicherheit gewinnen kann. Viele Grüße Sylvia      

von Sylvia Ubbens am 14.03.2024



Antwort auf: Ist mein (klein)Kind verwöhnt?

Nachtrag: Um vielleicht zu erklären was ich meine wenn ich sage, mein Sohn lässt keine Trennung zu: Er weint und schreit dann, klammert sich an mir fest und lässt dann auch eine Zeit lang (meist ca 15-30 Minuten) nichts mehr von der tagesmutter zu sondern bleibt nur bei mir "kleben" Wenn ich gehe nachdem ich mich kurz verabschiede weint er die ganze zeit (zwanzig Minuten war bisher unsere Grenze) und lässt sich nicht beruhigen oder ablenken. Er steigert sich also rein. Wir haben auch schon versucht das ich ohne Verabschiedung raus gehe wenn er sich vorher von mir getrennt hat und in einen anderen Raum gegangen ist, das geht eine Weile gut bis er plötzlich merkt das ich nicht mehr da bin, dann wird wieder geweint und das solange bis ich wieder rein komme. Ich bemitleide ihn dann nicht, sondern freue mich dann ihn zu sehen und kuschel ihn während ich ihn "lobe" das er ja ohne mich dort geblieben ist

von oOSmoky am 12.03.2024, 17:35



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