Frage: Essen verbieten als Strafe?

Liebe Frau Ubbens, es geht um Folgendes. Mein Kind (6) provoziert häufig beim Essen. Sie hat in einer Situation ihren Bruder geärgert und nicht aufgehört. In zwei Situationen den Papa beschimpft, der das sehr persönlich nimmt. Er hat daraufhin gesagt, sie soll aufstehen, er will nicht mehr mit ihr an einem Tisch sitzen. Natürlich wollte sie das nicht und hat es so verstanden, dass sie nichts mehr essen darf und daraufhin angefangen zu weinen und zu schreien. Ich habe mich an dem Punkt eingemischt und ihr den Teller gegeben, damit sie woanders essen kann, heute bin ich mit ihr mit gekommen. Es war anscheinend auch nicht so gemeint, dass sie gar nicht mehr essen soll, sondern nur nicht so gesagt "Iss doch woanders" o.ä., nur "steh auf, ich will nicht mit dir an einem Tisch essen" und wenn sie den Teller nehmen wollte, hat mein Mann es ihr verboten. Ich mache mir große Sorgen, dass sie so eine Essstörung entwickeln könnte, wenn das Nicht-Essen-Dürfen als Strafe eingesetzt wird. Mal ganz davon abgesehen, dass ich selbst der Meinung bin Strafen gehören in ein anderes Jahrhundert...und Essen ist ein Grundbedürfnis. Ich habe heute versucht nachzuspüren, ob sie den Zusammenhang versteht. Sie hat dann verstanden, dass der Papa sich verletzt fühlt, weil sie ihn beschimpft hat. Selbst hat sie gesagt, sie fühlt sich verletzt, wenn sie vom Tisch weggeschickt (oder getragen, auch schon passiert) wird und nichts mehr essen darf. Daher wollte sie sich auch nicht entschuldigen (was der Papa von ihr fordert), denn sie wollte auch eine Entschuldigung von ihm hören. Er hat daraufhin was erklärt a la "die Eltern dürfen die Kinder auch bestrafen so wie die Polizei, wenn ein Erwachsener jemanden beschimpft". Mir ist schon klar, dass sie lernen sollte, andere nicht zu beschimpfen. Aber in dieser Form sehe ich da keine Möglichkeit für positive Lerneffekte, höchstens die Entwicklung einer Essstörung. Kann man eine ernstgemeinte Entschuldigung überhaupt erzwingen??? Was halten Sie davon? Sofern Sie meinen Standpunkt unterstützen, haben Sie vielleicht einen guten Artikel zu dem Thema parat, den ich meinem Mann zeigen könnte? Wenn ich was aus meiner Perspektive sage, fühlt er sich gleich auf den Schlips getreten. Was würden Sie für solche Situationen empfehlen? Freundliche Grüße, Luminitza

von luminitza am 04.06.2018, 23:33



Antwort auf: Essen verbieten als Strafe?

Liebe Luminitza, keine Sorge, so schnell entwickelt sich keine Essstörung. Ihre Tochter darf gerne lernen, dass sie andere Personen nicht beleidigen oder beschimpfen darf. Wenn die Beleidigungen am Essenstisch stattfinden, ist es eine logische Konsequenz, dass die Mahlzeit für Ihre Tochter unterbrochen wird. Das bedeutet ja nicht, dass sie nichts mehr zu essen bekommt. Sie kann weiter essen, wenn sie sich entschuldigt oder der Papa die Mahlzeit beendet hat. Wie genau Sie vorgehen wollen, müssen Sie entscheiden. Sie und Ihr Mann sollten sich einig sein. Wenn Ihr Mann Ihre Tochter auffordert, den Tisch zu verlassen und Sie ihr dann folgen, kann es passieren, dass Ihre Tochter es zum Spiel werden lässt. Setzen Sie sich mit Ihrer Tochter und Ihrem Mann zusammen und erklären Ihrer Tochter, dass Sie solch ein Verhalten nicht möchten und erläutern ihr die Konsequenzen. Mit 6 Jahren versteht Ihre Tochter, was Sie ihr erklären und weiß auch, dass sie mit den Beleidigungen provoziert und es nicht in Ordnung ist. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 05.06.2018



Antwort auf: Essen verbieten als Strafe?

Unabhängig davon, das dein Mann etwas gelassener werden sollte - wenn unser Sohn anfängt beim Essen nur noch Quatschvzu machen, ist dieses nach vorheriger Ankündigung auch beendet. Nicht als Strafe, sondern als Konsequenz. Offenbar hat er dann nicht mehr genug Hunger, um sich mehr um sein Essen als ums Quatsch machen zu kümmern. Wird Essen und das oft veranstaltete Drama um Tischmanieten etc aber zum Dauerthena, würde ich mich eher fragen, ob das Problem nicht eigentlich woanders liegt. Kinder merken sehr schnell, wie wichtig Essen den Eltern ist. Hut ab, das deine Tochter so gut erklärt hat, was sie verletzt! Wie gesagt: etwas gelassener werden, auch mal mit Humor kontern. Unser Kind hat auch schon mal “blöde Kuh“ zu mir gesagt - Antwort meinerseits: aber eine hübsche. Muhhhh. Erst fühlte er sich veräppelt, dann hat er gemerkt, das ich mich gerade einfach nicht provozieren lasse. Ich finde, man muss manchmal auch abwägen, ob man jetzt richtig konsequent werden muss oder ob man auch mal lockerer lässt.

von cube am 05.06.2018, 15:28



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