Liebe Frau Ubbens,
ich habe eine eher ungewöhnliche Frage und hoffe, Sie können mir trotzdem ein wenig weiterhelfen.
Wir wohnen schon mehrere Jahre in einer kleinen Stadt in Südamerika und unsere Zwillinge (6 Jahre alt) gehen hier in den Kindergarten. Nächstes Jahr im März kommen sie in die Grundschule und nun haben wir die Qual der Wahl, was die Schule angeht. Dazu zwei Fragen:
1. Wir können die Kinder entweder auf eine öffentliche oder eine private Schule schicken. In den öffentlichen Schulen findet der Unterricht nachmittags (von 13.30 bis 18 Uhr) statt und ist von recht variabler Qualität. Die privaten Schulen haben einen besseren Ruf; dort wird von 8 bis 12.30 Uhr unterrichtet, allerdings mit zusätzlichem verpflichtendem Nachmittagsprogramm (Malen, Musik, Sport, etc.), täglich zwei Stunden von halb vier bis halb sechs; diese zusätzlichen Stunden kann man leider nicht abwählen, weil sie zum Stundenplan gehören, das habe ich schon erfragt. Hausaufgaben (von denen es im Kindergarten schon recht viel gab) fallen dafür weg.
Vor dem Hintergrund des deutschen Schulsystems erscheint mir keine der beiden Optionen ideal, aber da wir noch ein bis zwei Jahre hier wohnen werden, muss ich mich für diese Zeit für eine Schule entscheiden. Ich tendiere zur Privatschule wegen des hauptsächlich morgens stattfindenden Unterrichts, allerdings schreckt mich die Stundenanzahl (6 1/2 Stunden täglich) etwas ab. Aber ich habe gelesen, Kinder lernen nachmittags schlechter als morgens, ist das richtig? Was würden Sie uns raten?
2. Unsere Zwillinge (m+w) sind im Kindergarten die meiste Zeit unzertrennlich und spielen meist (auf Deutsch) miteinander, sodass sich die Freundschaft zu anderen Kindern in Grenzen hält, grad der Junge ist kaum an anderen Kindern als seiner Schwester interessiert, während seine Schwester sich -jedenfalls manchmal- Freunde wünscht. Mir wurde schon geraten, sie auf unterschiedliche Schulen zu schicken, aber das möchte ich nicht. Sollte es zwei erste Klassen in der neuen Grundschule geben, wäre es dann ratsam, die beiden in unterschiedliche Klassen zu geben?
Vielen Dank im Voraus! Herzliche Grüße aus Peru
von
RonyaT
am 29.08.2023, 19:04
Antwort auf:
Auswahl der Grundschule - vormittags mit Zusatzprogramm oder besser nachmittags?
Liebe RonyaT,
hören Sie auf Ihr Bauchgefühl was die Schulwahl anbelangt. Sie sollte nicht vom Vormittags- oder Nachmittagsunterricht abhängig gemacht werden, sondern vielmehr von der Schulqualität.
Oftmals ist es ratsam, Zwillingsgeschwister in unterschiedliche Klassen zu geben, damit sich jeder selbständig und individuell entwickeln kann.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 30.08.2023
Antwort auf:
Auswahl der Grundschule - vormittags mit Zusatzprogramm oder besser nachmittags?
Ich gehe mal davon aus, der KiGa beginnt morgens? Dann würde ich die Privatschule nehmen, um diesen Rythmus beizubehalten. ImKiGa wurden die Hausaufgaben sicher auch Nachmittags gemacht - insofern finde ich es dann keinen großen Einschnitt oder Umstellung, statt HA´s nun noch Unterricht zu haben. Zumal dies eher Fächer zu sein scheinen, die eher Spaß machen/weniger lernen sind als zB Mathe, Deutsch etc ;-)
In D ist es den meisten Eltern ja auch nicht möglich, ihr Kind nach dem Unterricht der Grundschule abzuholen und dann zu Hause zu betreuen. Die meisten Kinder besuchen daher doch auch eine OGS inkl.HA-Betreuung und da werden eure Kinder auch bis 15/!6 Uhr in der Schule/OGS sein.
Betreut ihr nach Schulschluss selber, müssen auch HA´s gemacht werden - also auch in D würde sozusagen Nachmittagsunterricht anfallen.
Bzgl. eigene Freunde finden/getrennte Schulen oder Klassen: wenn du keine unterschiedlichen Schulen willst, bleibt ja nur, verschiedene Klassen zu wählen und/oder eure Tochter darin zu bestärken, sich vom Bruder lösen zu dürfen. Eigentlich sollten beide darin bestärkt werden, auch mit den anderen Kindern zu spielen. Ich gehe davon aus, beide sprechen auch Spanisch und es liegt nicht an Kommunikationsproblemen.
Sprechen beide halt im KIGa hauptsächlich Deutsch miteinander, schließen sie damit ja auch ein Stück weit die anderen Kinder aus (davon ausgehend, dass diese kein Deutsch sprechen) bzw. signalisieren damit, dass sie eigentlich nur miteinander spielen/sprechen wollen.
Gehen die beiden eigentlich gerne in den KiGa?
von
suityourself
am 30.08.2023, 09:33
Antwort auf:
Auswahl der Grundschule - vormittags mit Zusatzprogramm oder besser nachmittags?
Hallo,
ein guter Bekannter von mir lebt in Südamerika, und für ihn war es keine Frage, sein Kind auf einer Privatschule anzumelden.
Die öffentlichen Schulen kommen einfach nicht an deutsche/europäische Bildungsstandards heran, und gerade wenn ihr in zwei Jahren wieder zurückkommt, erleichtert das euren Kindern zumindest den schulischen Übergang.
Viele Grüße
von
Mamamaike
am 30.08.2023, 12:09
Antwort auf:
Auswahl der Grundschule - vormittags mit Zusatzprogramm oder besser nachmittags?
Hallo Ronya,
ich finde auch, dass das Nachmittagsprogramm kein Argument gegen die Privatschule ist. Wenn sie dort schon nachmittags Musik, Sport und Hausaufgaben machen, dann könnt Ihr ggf. weitere Hobbies minimieren. Auch ich würde sagen, dass in der Grundschule hier die meisten Kinder eine Nachmittagsbetreuung haben.
Zum Thema Zwillinge: auf unterschiedliche Schulen mit den unterschiedlichen Systemen würde ich die Kinder auf keinen Fall schicken - sonst fühlt sich garantiert eins (oder beide) Kinder schlecht behandelt. Entweder gleich oder im Zweifel nach der Rückkehr nach Deutschland, wenn evtl. eins der Kinder dann schlechter in der Schule mitkommt usw. Außerdem wäre es für Euch sehr unpraktisch!
Unterschiedliche Klassen sind eine Option, wenn eins der Kinder das möchte und Ihr und der Kindergarten das Gefühl habt, dass es für mindestens eins der Kinder besser wäre.
Ansosten würde ich die Schule bitten, die Kinder auf jeden Fall getrennt zu setzen und soweit möglich evtl. nachmittags bzw. bei Wahlmöglichkeiten zu trennen.
Wir hatten und haben unsere Zwillinge in einer Klasse. Sie haben sich das gewünscht und wir haben keinen wichtigen Grund gesehen, das zu verhindern, zumal man uns gesagt hatte, dass die Schule damit gute Erfahrungen hat. Aber unsere Zwillinge hatten zwar eigentlich immer die gleichen Freunde, aber immerhin hatten sie Freunde und haben auch mit anderen gespielt.
Im Kindergartenalter, aber auch am Anfang der Grundschule war das aber z.B. das Verabreden nachmittags noch viel Elterninitiative. Kannst Du hier evtl. noch die Initiative übernehmen, dass Deine Tochter, aber auch Dein Sohn sich mal mit anderen Kindern trifft (im Zweifel erstmal auch in Deinem Beisein)? Gibt es andere deutschsprachige Kinder, wo die Sprachbarriere wegfällt? Bei uns hat es besonders gut funktioniert, wenn wir uns mit 2 anderen Kindern getroffen haben (aber wir hatten natürlich nicht die Sprachbarriere, die dann vielleicht die nicht-deutsch sprechenden unattraktiv macht).
Können die Kinder, zumindest solange es noch keinen Nachmittagsunterricht gibt, vielleicht einmal die Woche getrennten Hobbies nachgehen, damit sie andere Kinder kennenlernen und sich nicht auf den eigenen Zwilling zurückziehen können (das hätte ich logistisch nicht geschafft, aber vielleicht würde es ja bei Euch klappen ;-).
Alles Gute!
von
zweizwerge
am 07.09.2023, 22:56