Am Ende - nächtliche Situation ist ein Graus

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Am Ende - nächtliche Situation ist ein Graus

Hallo Frau Ubbens, mein 14 Mo alter Sohn schläft einfach nicht. Er ist gut genährt, isst ordentlich, trinkt gut, kriegt gerade keine Zähne, läuft schon seit Monaten. Er hat Neurodermitis, die ich tags kaum merke, nachts schubbert er manchmal beim Aufwachen. Nichts was erklärt, warum er einfach nicht zur Ruhe kommt. Auch der Arzt sieht gesundheitlich nix was stören könnte. Wir waren beim Osteopathen, Homöopathen, in der Schreiambulanz... nichts hilft. Er macht so ca. 1,5h Mittagsschlaf (also recht wenig), ist abends auch ordentlich müde (reibt, meckert) und schläft schnell (ca. 10 Min) im eigenen Bett ein. Er trinkt zwar da eine Flasche, gibt sie aber vor dem Einschlafen brav ab und rollt noch ca 5 Min hin und her. Um 23 Uhr plappert er, schreit aber bei Streicheln und Rausnehmen wie am Spiess, genauso wenn er im Bett bleibt. Ich vermute Nachtschreck, weil er nach 5 Min genauso plötzlich wieder wegratzt. Und so ab 1 Uhr beginnt der nächtliche Horror. Er kommt einfach nicht mehr ganz zur Ruhe. Selbst wenn ich ihn zu mir ins Bett nehme. Dann zippelt er an meinen Haaren - ich hasse das, schon seit 6 Monaten tue ich die Hände dann weg, sage "Nein", er versteht es einfach nicht und heult. Er krabbelt auf mich hoch zum Kuscheln, brüllt, rollt wieder runter, fordert die Flasche ("ham"), geht in den Vierfüsslerstand, setzt sich hin usw.. Selbst wenn er die Flasche wirklich bekommt, kehrt keine Ruhe ein. Er hibbelt rum, rollt, brüllt, plappert, ruft nach Mama selbst wenn ich daneben liege, haut aber Streichelhände weg. Ins eigene Bett funktioniert nicht - er schläft ja nicht mehr ein, egal was ich mache. Selbst wenn ich ihn schnarchend hinlege, ist nach wenigen Minuten wieder Terror. Zwar gähnt er auch immer wieder, aber kein Tragen, Streicheln, Kuscheln, oder sogar Ignorieren (ich hatte mal gehofft, dass er eigentlich im Halbschlaf ist) hilft. Man kann stundenlang mit ihm rumlaufen, singen, gut zureden ohne Erfolg. Auch meinem Mann ergeht es kaum besser. Schnulli nimmt er nicht. Stattdessen fordert er bis zu 3 Flaschen die Nacht momentan. Wir hatten schon reduziert auf 1 Einschlaf- und 1 Morgenflasche. Morgens liegt er quasi in der Pipilache, weil keine Windel das hält :-/ Um 5 Uhr ist der Spuk ganz plötzlich vorbei und er schläft bis 8 oder halb 9 weiter. Ich verstehe nicht, was das Problem ist und bin nach 14 Monaten fix und alle. Soviel Schlaf kann ich kaum nachholen, wie mir fehlt. Selbst die 1h Mittagsschlaf mitnehmen hilft mir kaum mehr - ich habe tags kaum mehr Energie für ihn und seine ständig fordernde Art. Er macht ja nie was alleine und ist ständig in Aktion. Was kann ein Kind denn nach ca 5h Schlaf (insges. mit Mittags dann 6h Schlaf) schon umtreiben? Oder ist es was körperliches dass ihn von der 3. Schlafphase abhält? Oder bin ich schuld, wie eine Freundin letzt behauptet hat? (ich hätte rechtzeitig Ferbern sollen, das Kind solle ins Bett - wie denn, wenn er nicht einschläft?) Das "Beste" was ich je bekommen habe war Schlaf von 20-23:30 Uhr, dann zu mir ins Bett, dann Flasche um 1 Uhr, dann Flasche um 4 Uhr, dann Aufwachen um 6:30 Uhr. Das ist doch nicht normal, oder? Und es ging auch nur 1 Woche gut. Ich freue mich über jeden Rat!

Mitglied inaktiv - 26.03.2015, 12:34



Antwort auf: Am Ende - nächtliche Situation ist ein Graus

Liebe Hamstermama, isst Ihr Sohn am Abend etwas Sättigenderes als "nur" die Flasche im Bett? Bekommt er vorher Brot oder einen Getreidebrei? Ihr Sohn sollte abends wirklich satt sein, möglichst ohne Flasche, die kann höchstens der "Nachtisch" sein. Ich schlage verschiedene Schritte vor. Die Abendflasche sollte Ihr Sohn außerhalb des Bettes bekommen, damit diese vom Schlafen losgelöst ist. Sie schreiben, dass er um 23 Uhr plappert. Plappert er und Sie gehen hin oder warten Sie ab, ob er selbst wieder einschläft? Wie lange plappert er, bevor er anfängt zu weinen, wenn er denn anfängt zu weinen? Gehen Sie erst zu ihm, wenn er weint und versuchen, ihn im Bett wieder zu beruhigen. Gehen Sie möglichst immer gleich vor. Er mag nicht gestreichelt werden, dann reden Sie beruhigend auf ihn ein. Ihr Sohn sollte die Flasche in der Nacht immer sofort bekommen oder gar nicht. Mal ja, mal nein, dann weiß er nicht, woran er ist und wird die Flasche immer wieder einfordern. Grundsätzlich benötigt er in der Nacht keine Flasche mehr, wenn er am Abend gut gegessen hat. Ihr Sohn ist in der Nacht verzweifelt. Er möchte schlafen, weiß aber nicht, wie er wieder in den Schlaf kommt. Das zeigen seine unterschiedlichen Verhaltensweisen: Vierfüßler, brüllen, plappern, rumrollen usw. Weiterhin schreiben Sie, dass kein Tragen, kein Singen, kein Gutzureden hilft, dann ist meine Empfehlung, wenn er sich durch all´ die gut gemeinten Variationen nicht wieder in den Schlaf begeben kann, dann lassen Sie ihn im Bett liegen. Achten Sie darauf, dass er liegen bleibt, sprich, legen Sie ihn immer wieder hin, wenn er aufsteht. Vielleicht mag er, wenn Sie Ihre Hand mit leichtem Druck auf seinen Bauch legen ohne zu streicheln, er soll Ihre Anwesenheit einfach nur spüren. Sie können sich auch für eine ganz andere Vorgehensweise entscheiden. Allerdings sollten Sie jeden Abend, jede Nacht nur nach einem Muster vorgehen. Probieren Sie es mindestens eine Woche aus, bevor Sie eine neue Variante wählen. Grundsätzlich können Sie Ihrem Sohn ein "Nest" bauen. Die meisten Kinder lieben es, wenn sie sich links und rechts ankuscheln können. Legen Sie dazu evtl. ein Stillkissen oder eine zusammengerollte Decke unter das Laken. Sollte sich nach einer Woche keine spürbare Verbesserung bemerkbar machen, dann können Sie versuchen, Ihren Sohn abends eine halbe Stunde später schlafen zu legen. Wie wirkt sich das nach einer Woche aus? Womöglich zeigt er Müdigkeitserscheinungen, doch das ist in der ersten Woche nach einem Rhythmuswechsel ganz normal. Lassen Sie Ihren Sohn nicht alleine weinen, aber ganz ohne Weinen wird es sicherlich nicht gehen. Wichtig ist, dass Sie nicht verschiedene Methoden ausprobieren. Sprich beim ersten Wachwerden tragen, beim nächsten Mal singen usw. Entscheiden Sie sich für eine Vorgehensweise. Die von mir genannten Möglichkeiten können nur Ideen sein, Sie müssen sich etwas heraussuchen, was Sie am ehesten anspricht. Alles Gute und viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 27.03.2015