Was können wir tun um ein entspannteres Familienleben zu haben?

 Ingrid Henkes Frage an Ingrid Henkes Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

Frage: Was können wir tun um ein entspannteres Familienleben zu haben?

Hallo Frau Henkes, es geht wieder um meinen 5jährigen Sohn. Ich habe das Gefühl er fordert mich immer mehr und ich komme sehr an meine Grenzen. Er wird sehr schnell wütend und hat eine geringe Frustrationstoleranz. Er wird dann laut, knallt Türen und ich merke, dass ich damit nicht gut umgehen kann, weil es schon so lange und mittlerweile sehr oft vorkommt. Wir reden viel über Gefühle, nehmen sie ernst, setzen aber auch Grenzen und zeigen Alternativen auf. Ich fühle mich permanet angespant, beobachte genau wie er drauf ist. Ich vermeide deshalb keine Konflikte, versuche sie manchmal aber abzufedern, damit es nicht komplett eskaliert. Hinzu kommt, dass er unglaublich wild und laut spielt. Er puzzelt aber auch gerne. Er ist aktuell sehr fasziniert vom "Bösen", er spielt, dass er böse ist und ärgert seine Schwester oder uns. Manchmal spiele ich mit, aber eigentlich mag ich das gar nicht. Es hat aber so einen großen Reiz für ihn, auch in der Kita ärgert er ständig andere. Ich traue mich kaum noch mit ihm auf den Spielplatz, weil er auch dort böse spielt oder einfach provoziert. Ständig versucht er herauszufinden,wie andere reagieren. Natürlich geht das so nicht. Aber wie kann ich damit umgehen und nicht alles verbieten was ihn gerade so fasziniert? Abends dreht er richtig auf und ist kaum zu bändigen Haben Sie vielleicht Anregungen? Ein Termin im SPZ steht Anfang nächsten Jahres an, da er laut Kiga Schwierigkeiten hat sich zu regulieren und der Verdacht auf Hochbegabung besteht.

von Rosalie784 am 28.10.2021, 12:31



Antwort auf: Was können wir tun um ein entspannteres Familienleben zu haben?

Guten Tag, es hört sich so an, als könnte Ihr fünfjähriger Sohn mit seinem Verhalten die Familienstimmung steuern, als würden Sie nur noch auf sein Verhalten reagieren. Das tut aber niemandem in der Familie gut, schon gar nicht Ihrem Sohn. Er kämpft offenbar weiter darum, sich keine Grenzen setzen zu lassen. Genau die Erfahrung, Grenzen einhalten zu müssen, benötigt er aber. Eltern als Erwachsene tragen mit einem fünfjährigen Kind keine Konflikte auf einer partnerschaftlichen Ebene aus. Kinder brauchen die Orientierung an den Erwachsenen und deren Vorgaben. Um es an Ihrem Beispiel zu erläutern. Sie bestimmen, wie mit Ihren Türen umgegangen wird. Und wenn Sie nicht wollen, dass die geknallt werden, dann dürfen Sie das auch durchsetzen. Das schließt nicht Ihren ansonsten empathischen Umgang mit Ihrem Sohn und seinen Gefühlen aus. Die Lust am Böse-sein im Spiel ist altersangemessen und in Ordnung. Aber dann sollte es im Spiel bleiben und jeder darf mal böse sein und jeder ist mal der Gute. Hier sind die klassischen Superhelden sehr gute Vorbilder. Sie sind böse zu den Bösen und helfen den Schwachen. Böse-sein spielen bedeutet nicht, die anderen in der Familie zu ärgern. Das ist kein Spiel, sondern das Ausagieren aggressiver Impulse unter dem Deckmantel des Spiels. Das kommt natürlich bei Fünfjährigen noch des öfteren vor, aber Sie können Ihrem Sohn erklären, dass das als Spiel nicht gilt. Dafür können Sie lieber in das echte Spiel mit dem Bösen einsteigen und Ihre schreckliche Angst vor dem Bösen darstellen. Die hat nämlich Ihr Sohn . Möglicherweise hat er auch unbewusst die Angst, böse zu sein, weil er glaubt, so viele Konflikte zu verursachen. Das ist aber sicher nicht günstig für seine Entwicklung. Sie und der Vater dürfen also ruhig ihre bestimmende Erwachsenenposition betonen, um für Ihren Sohn "die Verhältnisse wieder gerade zu rücken". Dabei ist es trotzdem sinnvoll, dass Sie manche Konflikte entschärfen, um die Zeit bis zum SPZ-Termin für alle erträglicher zu gestalten.

von Ingrid Henkes am 28.10.2021



Antwort auf: Was können wir tun um ein entspannteres Familienleben zu haben?

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 28.10.2021