Lieber Herr Dr. Posth,
unsere Tochter (jetzt 4,5 Jahre) geht jetzt gerne in den Kiga. Hat aber eine harte Ablösung (mit 8 Mon.) hinter sich (leider, würde ich heute natürl.anders machen) Bindung (habe Buch gelesen) glaube ich: unsicher ambivalent. war immer schon sehr ängstlich u. hat seit 1/2 Jahr massive Trennungsangst in Bezug auf mich. Alltag haben wir jetzt ganz gut im Griff. Es schlafen beide Kinder (Bruder mit 2 J) noch bei uns. Soll in 1,5 J in Schule und ich habe Angst, dass es bis dahin nicht besser wird. LL aber gut. Papa bringt sie zZ in Kiga, will von mir nicht gebracht werden, weil sie mittlerweile weiß, dass sie sich von mir nicht lösen kann. Haben jetzt EMDR-Therapie begonnen. Therap. meint auch, dass jetzt sonst alles in ihrem Umfeld passt.
Würden Sie eine andere Therapieform empfehlen? Waren 2x dort, sie will aber nicht mehr hin. Therap. scheint ihr nicht zu gefallen.
Kann man fehlendes Urvertrauen irgendwie wieder "nachholen"?
Danke für tolle Arbeit hier. M.
Mitglied inaktiv - 05.04.2010, 17:17
Antwort auf:
Urvertrauen und generelle Ängstlichkeit
Hallo, die EMDR-Therapie ist eine speziell auf Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ausgerichtete Therapie, die eigentlich nur Erwachsenen angboten wird. Zumindest ist sie nur bei Erwachsenen einigermaßen ausgewertet. Leider gibt es aber statistisch keine gesicherten Beweise, dass sie wirkt, so dass sie im Moment selbst für Trauma-Opfer nicht als erste Wahl gilt. Bei Kindern wäre ich doppelt skeptisch.
Nein Urvertrauen lässt sich nur durch nachträglich hergestellte Bindungssicherheit neu errichten. Das Schlafen bei den Eltern im Zimmer über das 4. Lebensjahr hinaus gilt im Sinne der anhaltenden Regression als ein solcher vom Kind intuitiv initiierter Versuch das verunsicherte Urvertrauen wiederherzustellen. Gute Loslösung durch einen starken Vater kann im Sinne der "beschleunigten Loslösung" sehr hilfreich sein. Ich denke auch, bei Ihnen läuft im Moment alles recht gut abgesehen von der harten Ablösung in den Ki-ga. Die Chancen, dass die Einschulung trotzdem gelingt, stehen nicht schlecht. Und bis dahin ist ja auch noch ein bisschen Zeit. Im Übrigen schreibe ich in meinem neuen Buch einiges zum therapeutischen Umgehen mit Trennungsangst. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 07.04.2010