Hallo Frau Henkes, ich mache mir sehr viele Gedanken um die Bindung zu meinem 6 Monate alten Sohn und bin inzwischen durch diverse Meinungen so verunsichert, dass ich nicht mehr weiß, ob meine Sorgen und Ängste übertrieben oder berechtigt sind. Generell neige ich leider zum Perfektionismus und übertrage das auch auf die Mutterrolle, obwohl ich weiß, dass niemand jemals die perfekte Mutter sein kann. Dazu kommt noch, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich meinem Sohn nicht den Start ins Leben geben konnte, den ich mir gewünscht hätte, v.a. dass er die erste Nacht getrennt von mir verbringen "musste" bis auf die Stillzeiten, weil ich mich durch die PDA noch nicht wieder bewegen konnte. Auch die ersten Tage konnte ich ihn wegen der Schmerzen durch den Kaiserschnitt nicht so versorgen wie ich wollte und habe mir die ersten Wochen durch die für mich traumatische Geburtserfahrung sehr schwer getan in der Mutterrolle anzukommen. Momentan sind es v.a. folgende drei Situationen, in denen ich oft hadere und nicht weiß, wie ich mich "richtig" verhalten soll. 1. Mein Sohn weint häufig beim Auto fahren. Manchmal lässt er sich durch Singen beruhigen, häufig aber auch nicht. Er schreit sich dann so richtig ein, man kommt nicht mehr an ihn ran und hört erst auf, wenn man anhält und ihn rausnimmt. Da er aber wieder zu weinen anfängt, sobald es weiter geht, ist das auch nur bedingt hilfreich. Ich rede natürlich mit ihm, wenn mein Mann dabei ist und ich hinten sitze, streichle ich ihn auch, aber trotzdem tut es mir sehr weh ihn so leiden zu sehen und ich fühle mich als würde ich ihn bewusst quälen. Ich mag schon gar nicht mehr gerne fahren, was aber sein muss, da wir auf dem Land leben ohne ÖPNV. Schadet das Weinen meinem Kind oder unserer Bindung? Haben Sie Tipps, wie das Auto fahren ohne Weinen klappen kann? 2. Er schläft sowohl tagsüber als auch nachts nur durch Stillen (manchmal im KiWa) ein und weiter, tagsüber muss ich ihn dann meist für die Dauer des Schläfchens auf dem Arm halten. Da ich dadurch sehr eingeschränkt bin, da ich ja für jedes Schläfchen zu Hause seins muss und dieses im dunklen Schlafzimmer verbringen muss, wollte ich wieder vermehrt versuchen ihn abzulegen. Häufig klappt das nicht und ehrlich gesagt habe ich dabei auch immer ein schlechtes Gewissen, dass er dann Angst hat, wenn er aufwacht und auf einmal im Bett liegt statt auf dem Arm. Eigentlich würde ich mir wünschen, dass er auch ab und zu mal ohne Stillen einschläft, damit auch der Papa das Einschlafen tagsüber übernehmen kann, aber er fängt zu weinen an, wenn er müde ist und nicht die Brust bekommt und beruhigt sich dann auch lange nicht bzw. nur durch Tragen und Singen. Ist es tatsächlich so, dass das Ablegen meinen Sohn beim Aufwachen ängstigt? Kann man es einem 6 Monate alten Kind zumuten neue Wege in den Schlaf zu lernen? Ich möchte ihm ja nichts wegnehmen, was er braucht, aber die aktuelle Situation macht mir zunehmend zu schaffen, da ich nachts 6-10x geweckt werde ich tagsüber kaum Zeit für mich habe. 3. Wenn etwas nicht so klappt, wie es mein Sohn gerne hätte ( er macht aktuell Vorübungen zum Krabbeln) oder er sein Spielzeug nicht erreicht oder er nicht mehr in der Hochstuhlschale liegen will, protestiert er schnell sehr lautstark. Ich weiß, dass man ein Baby nicht verwöhnen kann und ich möchte ja seine Bedürfnisse auch so gut ich kann erfüllen, frage mich aber dennoch, ob es tatsächlich immer sinnvoll ist, ihm bspw. das Spielzeug zu geben oder ihn wieder auf den Rücken zu drehen oder eine Dauerbespaßung anzubieten. Vielen Dank für Ihre fachliche Einschätzung und viele Grüße
von Kirschsaftlady am 15.02.2024, 11:21