Frage: Tochter vermisst vertraute Person nicht

Hallo. Meine Tochter (jetzt 2 Jahre) war bis vor ca. 9 Wochen für 2 - 3 Monate regelmäßig mit der Oma zusammen. Schien Vertrauen und Spaß zu haben. Blieb auch mal allein mit ihr für 1 - 3 Stunden. Seit dem Zeitpunkt vor 9 Wochen haben wir leider gar keinen Kontakt mehr. Was mich wundert: Meine Tochter hat in der ganzen Zeit nur dreimal kurz nach der Oma gefragt und war mit einer kleinen "Ausrede" sofort zufrieden. Einerseits bin ich froh, dass die Trennung sie nicht zu belasten scheint. Andererseits verwundert mich das. Grund für den Kontaktabbruch war ein emotionaler Ausbruch meiner Mutter mir gegenüber in der Öffentlichkeit mit Vorwürfen, meine Tochter war dabei. Es gab schon länger Spannungen zwischen ihr und mir / meinem Mann, weil sie uns ständig (teilweise minütlich) "Ratschläge" gab, keine Grenzen akzeptierte und meinen Mann ohnehin ablehnt. Wenn ich mit dem Kind anders umging, als sie wollte, nahm sie das persönlich. Gespräche darüber hatten keine anhaltende Wirkung. Kurz nach ihrem Ausbruch hatte meine Tochter zweimal Nachtschreck. Zu einer Beratungsstelle möchte meine Mutter nicht mitkommen, geht momentan nicht mal ans Telefon, wenn ich anrufe. War die Bindung zur Oma gar nicht so eng, wie ich dachte? Hatte meine Tochter mehr Spannungen mitbekommen, als sie sich anmerken ließ? Danke.

von Esmeralda am 29.10.2020, 21:38



Antwort auf: Tochter vermisst vertraute Person nicht

Guten Tag, Ihre Tochter scheint den Kontakt zur Großmutter genossen zu haben und das ist ja auch gut so. Vermissen wird sie die Oma aber mit zwei Jahren noch nicht, wenn sie sie nicht mehr sieht. Die wichtigsten Personen für Kleinkinder sind die Eltern und Sie bleiben Ihr ja erhalten. Das Problem scheint ja zwischen Ihnen und Ihrer Mutter zu bestehen. Sie sind jetzt dabei sich abzugrenzen, da Sie sich - zu Recht - nicht in die Erziehung hereinreden lassen wollen. Auf dieser Erwachsenenebene sollte der Konflikt auch bleiben. Wenn Ihre Tochter die Oma derzeit nicht sehen kann, ist das okay. Das wird sie verkraften. Da ist auch die "kleine Ausrede" gut, denn in den Konflikt sollte Ihre Tochter möglichst nicht einbezogen werden. Den "emotionalen Ausbruch" der Oma wird sie gewiss verkraften können. Bedeutsam für Ihre Tochter ist Ihr Verhalten und das des Vaters. Daran orientiert sie sich. Ich möchte Ihnen gern noch sagen, dass es manchmal auch sehr hilfreich sein kann, ohne den Konfliktpartner in eine Beratungsstelle zu gehen. Gerade wenn es sich um alte, langandauernde Konflikte aus der eigenen Geschichte handelt, kann das sehr unterstützend sein. Es wird den Konflikt ändern, auch wenn Ihre Mutter nicht dabei ist. Wenn dieser Konflikt beigelegt sein wird, wird Ihre Tochter auch wieder unbefangen Kontakt zur Oma haben können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 30.10.2020