Tagschlaf

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Tagschlaf

Guten Tag, mein Baby (12 Wochen) hat tagsüber Schlafprobleme. Er kann entweder gar nicht einschlafen oder er braucht total viel Unterstützung dabei und weint vorher. Wenn er nicht genug Schlaf tagsüber bekommen hat, dann brüllt er am Abend länger. Ich habe schon gehört, dass dieses Problem mehrere Babys haben, doch ich wollte mich nochmal bei einem Spezialisten um Rat fragen, nämlich gibt es verschiedene Situationen: - entweder er weint vor jedem Schlaf und wird hektisch, sterckt sich durch, macht Fäuste und schläft dann einigermaßen schnell ein. Hierbei braucht er sehr viel Unterstützung mit rumtragen etc. - er ist total ruhig und kann gar nicht einschlafen, egal was wir versuchen - er schläft mir z.B. beim stillen ein (kommt allerdings selten vor, weil ich einen starken Milchspendereflex habe, der ihn immer wieder aufregt) und beginnt plötzlich wieder mit den Händen zu schlagen, wird hektisch und beginnt zu weinen und ist wieder wach. Manchmal reißt er auch wieder die Augen auf, wie wenn er sich schrecken würde. - Ganz selten schläft er aber auch total schnell ein. Wir haben uns auch die Swing2Sleep zugelegt, die uns ab und zu ein wenig Arbeit abnimmt. Immer funktioniert dies aber auch nicht. Meine zweite Alternative ist die Trage, dort schläft er mir auch am besten ein. Wenn er schläft, dann immer nur 30-45min., was ihm aber zu wenig ist. Man merkt, dass die Laune nach der Mittagzeit, spätestens am Nachmittag kippt. Würden Sie dieses Verhalten als "normal" bezeichnen?

von Betty0709 am 31.05.2021, 12:21



Antwort auf: Tagschlaf

Hallo, der Schlaf des Säuglings (eigentlich des Menschen) ist eine sehr variable Geschichte und von vielen Einflüssen abhängig (s.a. Text zum Schlaf auf dieser Seite). Für ein Kind ist das ja nicht einfach ausruhen, sondern auch ein Kontaktende und ein Kontrollverlust. Je nach innerer und äußerer Situation ändert sich also das Ein- und Durchschlafverhalten, so dass es zu vielen verschiedenen Formen (wie beschrieben und wie es häufig ist) kommen kann, was Sie also nicht stören muß. Man kann mit der Zeit versuchen kleine Rituale einzuführen, damit das Kind darüber eine gewisse Absehbarkeit und Sicherheit erfährt. Aber bei Säuglingen haben diese noch keine so bindende Wirkung, sondern man geht situationsabhängig vor. Und was dann wirkt war richtig. Entscheidend ist die eigene Ruhe und Gelassenheit dabei, weil das Kind spürt, was die Eltern erleben. Also erlauben Sie sich ruhig sowohl das Angebot des sich Wiederholendem, als auch neu zu finden, was gerade richtig ist. Es ist keinerlei Hinweis auf eine Störung, sondern es ist Ausdruck des Lebendigen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 01.06.2021