Hallo Hr. Dr. Posth,
wiedermal habe ich eine Frage an Sie. Mein Sohn, 3,5 J., erzählt mir immerwieder, wenn er was kaputt gemacht hat und ich ihn frage, wieso er das gemacht hat, dass das ihm "die Stimmen im Kopf" sagen, dass er das machen soll. Wenn ich ihn dann frage, was sie sonst so sagen, dann sagt er, dass er mir das nicht sagt. Ist das ein normales Verhalten für einen 3,5-Jährigen? Vor 7 Wochen kam seine Schwester auf die Welt und ich versuche mir sehr viel Zeit für ihn zu nehmen, aber ich muss mich auch um sie kümmern. Mir ist aufgefalleen, dass er meistens so drauf ist, wenn er müde ist, weniger wenn ich mit seiner Schwester beschäftigt bin. Ich grübele darüber viel nach und weiß nicht, ob ich das gelassen sehen soll oder was sonst dahinter stehen könnte. Ich bin verwirrt und wüsste gern Ihren Rat. Vielen Dank für die tolle Arbeit, die Sie hier leisten.
LG
Mitglied inaktiv - 12.09.2011, 09:31
Antwort auf:
Sohn meint er hätte Stimmen im Kopf wie verhalten?
Hallo, Ihr Sohn befindet sich in der so genannten magischen Phase. Da ist es nicht unnormal, wenn sich Fantasiewelt und reale Welt manchmal vermischen. In dieser magischen Welt können die Kinder scheinbar lebende Gefährten haben und böse Tiere sehen, die nicht vorhanden sind, und eben auch Stimmen hören, die ihnen sagen, was sie tun sollen. Sie hören natürlich nicht in Wirklichkeit die Stimmen wie ein Schizophrener, aber sie bilden sich ein, dass der Drang, den sie verspüren etwas zu tun, einer Stimme entspringt. Der Reiz daran ist, dass die Verantwortung für das eignen Tun an einen "Anderen" abgegeben werden kann, was dann nützlich ist, wenn die Handlung negativ attributiert ist. Kinder in diesem Alter können noch keine moralische Verantwortung übernehmen, aber eine rein faktische im Sinne von Verursachung schon. Das ganze hat also durchaus einen entschuldenden Charakter, denn die Negativität des Zerstören haben sie Kinder längst von ihren Eltern vorgeführt bekommen.
Sie dürfen hingehen und sagen, Sie wüssten auch von diesen Stimmen, aber sie hörten nie etwas von einem Auftrag zum Zerstören. Vielleicht lässt sich Ihr Sohn darauf ein. Viele Grüße und danke für Ihr Lob
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 16.09.2011