Schreikind?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Schreikind?

Hallo, Mein Baby schreit sehr viel. Er ist nun 5 Wochen alt und häufig ist es so, dass ich ihn nicht beruhigt bekomme. Er hat viele Blähungen, wobei es hier ja heißt dass die Luft im Bauch erst durch das viele Schreien entsteht und nicht anders herum… Ich lese ständig, dass schreikinder etwas zu verarbeiten haben und dies meist aus der Schwangerschaft oder der Geburt rührt oder die Familienverhältnisse schwierig sein könnten. Ich hatte eine unfassbar schöne Schwangerschaft ohne Stress, ich hatte die vielleicht schönste Hausgeburt und unfassbar gemütliche und kuschelige erste 1-2 Wochen. Nach diesen 1-2 Wochen fing es an, dass er unglücklicher und unzufriedener wurde. Ich bleibe bei seinem schreien immer gelassen und versuche für ihn da zu sein. Wir haben sehr viel Unterstützung und auch mein Mann ist zu Hause und unterstützt uns sehr gut. Haben Sie Möglicherweise Tipps oder gerne auch ideen, wo die schreckliche Unzufriedenheit und die Panik bei unserem Schatz herkommen könnte? Vielen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung Mit freundlichen Grüßen

von annana am 07.06.2021, 15:19



Antwort auf: Schreikind?

Hallo, ein nicht beruhigbarer junger Säugling ist auch für eine Mutter eine große Belastung und seelische Anstrengung. Man fühlt sich ohnmächtig, würde so gern das Leid des Kindes lindern, tut alles was man kann und hat doch immer wieder keinen Erfolg. Die Kombination aus Leid und Ohnmacht ist ganz schwer auszuhalten für Eltern. Da die Ursachen sehr unterschiedlich sein können, sollte man sich nicht auf moralisierende Erklärungen oder gar Schuld einlassen. Leider gibt es bei multikausalen Phanömenen keine Einzellösung die immer funktioniert. Aus kinderärztlicher Sicht nützt alles, was die Luftmenge im Magen-Darm-Trakt verringert. Das beginnt bei der Ernährung der stillenden Mutter, geht über das ruhige Stillen und zwischenzeitliches bauern lassen, bis zu bauchentspannenden Trage-, Halte- und Massageformen. Auch entblähende Tropfen können helfen. Wichtig ist aus seelischer Sicht, dass man in Kontakt bleibt und somit das Leid aushält und teilt. Ich glaube, es kann für einen jungen Säugling sogar bedrohlich und ängstigend sein, mit diesem Leid auch noch alleine gelassen zu werden. Auch wenn die Eltern das Leid nicht sofort mindern können, erlebt das Kind den Kontakt doch als hilfreich und potentiell beruhigend. Zumindest diese existentielle Bedrohlichkeit, und die Art des Weinens weist ja oft darauf hin, kann so gemindert werden. Auch diese Phase geht vorbei. Ich hoffe, dass Sie auch in dieser Zeit genügend positive und freudvolle Zeiten miteinander erleben können. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 08.06.2021



Antwort auf: Schreikind?

Hast du mal ein Schreiprotokoll geführt? Also wann und wie lange? Ein Schreibabys wäre er erst, wenn er an drei Tagen in der Woche länger als drei Stunden schreit (und das mindestens 3wochen lang) Im übrigen müssen Schreibabys nicht unbedingt vor oder bei der Geburt traumatisiert werden. Es kann ihm auch jetzt, ganz akut, etwas quälen ( Blockaden, Koliken, Reflux etc) . Hebammen schwören zum Beispiel auf den Gang zum Osteopathen bei Blockaden :-) Und manchmal, wenn auch ganz selten, gibt es sogenannte high need Babys - hier würde er einfach so viel weinen weil er sich ohne dich (und oft ohne die Brust bzw das stillen,:) in großer Not sieht.

von E.M.M.A am 07.06.2021, 16:59



Antwort auf: Schreikind?

Hallo, Das Wichtigste ist Akzeptanz (akzeptieren dass es ist wie es ist im Hier und Jetzt), das Zweite Ursachenforschung (deiner Beschreibung nach geht es um Koliken), danach Linderung verschaffen (was braucht mein Kind gerade, wie könnte ich ihm vielleicht helfen damit es ihm besser geht) und da sein, hab Geduld mit dir und mit der Situation und zu guter letzt genießen. Ja genießen, auch wenn es momentan anstrengend ist. Diese Zeit gibt auch sehr viel. Mit jedem Versuch deinem Kind zu helfen, wirst du dein Kind besser kennenlernen, dich bei Gelingen besser fühlen und dein Kind wird dir mehr und mehr vertrauen. Das zahlt sich aus. nach etwa 2 Wochen können Koliken bereits auftreten. Das war bei unserer genau so. Sie hat unglaublich viel gebrüllt und dabei kam es unten raus so schnell wie es oben reinkam :-) Wir wussten ebenfalls nicht, ob die Luft Schuld ist oder sie Schmerzen hat...oder oder oder Ich bin mit ihr zum KiA. Hab sie untersuchen lassen um andere Schmerzen auszuschließen. Die Koliken entstehen laut unserer Hebamme aufgrund der Unreife des Darms. Das wird aber in wenigen Wochen besser. So war es zumindest bei uns und Koliken verschwinden wohl sowieso binnen der ersten 4 LM. Ich würde sagen alles tun was helfen kann. Nichts essen was Blähungen verursachen kann wenn du stillst, den Tag ruhig gestalten, nicht überreizen, Rituale einführen, Bauch massieren (im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel), versuchen nicht häufiger als alle 2 Stunden und max. 20-25 Minuten zu stillen (Hebammen und Stillberater meinen häufig das sei Quatsch, aber uns hat dieser Rat unseres KiA doch geholfen), Espumisan/ Lefax und co gegen die Blähungen geben, viel tragen (Rücken an deinen Körper und Arm unter den Po deines Babys - sitzend in den Raum gucken lassen und dabei selbst Kniebeugen machen; Fliegergriff; tragen im Tragetuch), Fön/ Dunstabzugshaube/ Staubsauger anmachen, auf dir oder deinem Mann auf dem Bauch schlafen lassen, ... probier die Dinge aus. Es wird besser mit der Zeit und das Repertoire zum Beruhigen erweitert sich immer mehr. Ich hoffe ich konnte dir was helfen. Genießt die Zeit. Sie verursacht Sorge, kostet Nerven und kann allen gleichzeitig sehr viel geben.

von SuJam am 07.06.2021, 21:16



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