Schlaftrunkenheit - was tun?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Schlaftrunkenheit - was tun?

Sehr geehrter Dr. Nohr/Fr. Henkes, seit fast einem halben Jahr wacht meine jetzt 6jährige Tochter ca. eine Stunde nach dem Einschlafen auf und ist dabei aber "abwesend". Sie wirkt immer sehr verstört, weint panisch, redet unverständlich oder will sogar aus dem Bett, ist aber nur sehr bedingt bis gar nicht ansprechbar. Das passiert recht regelmässig, manchmal ein paar Tage hintereinander. Nach googeln trifft die Definition von Schlaftrunkenheit gut zu. Sie war schon immer eine schlechte Schläferin, früher auch Nachtschreck. Momentan geht sie auch nicht gerne zu Bett, weil sie Geister etc vermutet (Magie ist zur Zeit sehr aktuell). Im Alltag ist sie Fremden gegenüber sehr zurückhaltend, eher ängstlich wenn es um neue Sachen geht. Trennungsängste waren lange ein großes Thema. In den Kindergarten geht sie aber inzwischen sehr gerne und hat auch noch ein Jahr bis zur Einschulung. Die allgemeine Entwicklung ist gut. Es scheint keinen Unterschied zu machen, ob wir einen ruhigen Tag hatten oder sehr viel los war bzw sie sich ausgepowert hat. Geht sie wesentlich später zu Bett als üblich, tritt das Phänomen meistens nicht auf oder nur ganz minimal. Das ist aber auf Dauer natürlich keine Lösung. Daher meine Frage, ob wir irgendetwas tun können, um es "einzudämmen"? Sie selbst kann sich zwar nicht daran erinnern, aber schön ist das natürlich nicht. Vielen Dank!

von LA_city am 02.08.2021, 10:57



Antwort auf: Schlaftrunkenheit - was tun?

Hallo, es scheint so zu sein, als setze sich die vorsichtig-ängstliche Grundhaltung Ihrer Tochter noch im Schlaf fort. Der/die Schlafende muß ja, obwohl man darüber eigentlich nicht nachdenkt, sich einer Situation überlassen, in der er/sie keinen Einfluss auf das Geschehen hat, ausgeliefert ist. Das Aufwachen könnte diese Verunsicherung ausdrücken, obwohl sie schlaftrunken natürlich wenig Kontrollmöglichkeit hat. Auch wenn sie abwesend scheint, ist Ihre beruhigende Anwesenheit sehr wichtig und hilfreich. An ihrer Entwicklung im KiGa können Sie sehen, dass das Wichtigste zunehmende Vertrautheit und Selbstsicherheit sind. Sie können auch mit ihr die Situation ansprechen und versichern, dass Sie immer hilfreich da sein werden, was sicherlich auch zur Beruhigung beitragen wird. In der Regel verschwindet das Phänomen nach einiger Zeit. Bis dahin ist Ihre schnelle Hilfe und Anwesenheit wichtig. Längerfristige negative Auswirkungen sind mir nicht bekannt. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 02.08.2021