Frage: Obstipation

Hallo Herr Dr. Posth, meine Tochter (28 Monate) hatte noch vor 3 Wochen regelmäßig Stuhlgang.Auch seit dieser Zeit werden in der KITA die Windeln weggelassen.Ich habe das Gefühl, seitdem weiß sie nicht mehr wohin mit dem Stuhlgang.Sie möchte nicht ins Töpfchen machen und in die Unterhose auch nicht.Außerdem habe ich auch schon verschiedene Bemerkungen von den Erzieherinnen gehört, w.z.B. das hat sich ja wieder voll gelohnt, oder das hat aber mächtig gestunken.Seit ca. 3 Wochen ist sie nun alle 4-5 Tage verstopft und da ich auch in der Kindheit damit zu tun hatte, habe ich nun Angst, das es zum Problem wird.Mit Mühe und Not und viel Geschrei haben wir durch ein Klysma die Stuhlentleerung herbeiführen können. Nun soll sie Movicol Junior nehmen.Ich nehme an, sie behält den Stuhl ein, wobei nach mehreren Tagen erst ein harter Kotbrocken kommt und dann breiiger Stuhl.Seitdem Obstipationsproblem möchte sie nicht mehr aufs Töpfchen gehen, jedenfalls nicht bei uns zu Hause.Was nun ? F.

Mitglied inaktiv - 05.11.2007, 13:06



Antwort auf: Obstipation

Stichwort: habituelle Obstipation Hallo, es ist vollkommen falsch, ein Kinder in dieser sensiblen Phase des Sauberwerdens aus eigennützigen Zwecken (KiTa) unter Druck zu setzen, den Stuhl gezielt auf die Toilette abzusetzen. Damit löst man eine oft nachhaltige Störung des Ausscheidungsvorgangs aus mit dem Ergebnis einer habituellen Obstipation. Die Kinder halten dann ihren Stuhl ein, der im Enddarm verhärtet und zu schmerzhafter Defäkation von sog. Skybala führt. Manchmal reißt dabei etwas Analschleinhaut ein, es blutet und die Kinder haben große Schmerzen. Und nun ist das Ausscheidungserlebnis mit Angst besetzt. Wir KiÄ haben jetzt keine andere Möglichkeit als stuhlfördernde und stuhlaufweichende Substanzen zu verschreiben wie Lactulose oder von mir aus Movicol in der Höffnung, der Stuhl bliebe nun weich genug, um wieder schmerzfrei ausgeschieden zu werden. Leider gelingt das nicht immer, im Gegenteil, die Kinder sperren sich immer mehr und ein Drama bahnt sich an. Nun werden Klysmen benutzt, damit die Passage wieder frei wird und jedes Klysma verschärft die Angst. Ich schreibe Ihnen das, weil diese Geschichte tausendfach passiert und Kitas, falsch informierte Großeltern aber auch fehlgeleitete Eltern diese Teufelsspirale auslösen. Bitte zeigen Sie diese Antwort den Erzieherinnen in der Kita. Einzige Therapie: Komplett zurückrudern und zwar sofort. Kein Töpfchen, keine Toilette, nur noch Windel und liebevolles Eingehen auf die jetzt einsetzende Regression. Lactulose solange, bis keine harten Stuhlballen mehr auftreten. Keine Klysmen außer der Druck im Enddarm ist so groß, dass das Kind nicht sitzen und ruhig stehen kann. Es wird dann auch nicht mehr essen wollen und ständig über Bauchschmerzen klagen. Töpfchen oder Toilette erst dann wieder, wenn das Kind es von sich aus vorschlägt. Denken Sie daran, in solchen Augenblicken droht der Einstieg in das Störungsbild einer Enkopresis. Ich schreibe Ihnen das alles jetzt hier als erfahrener Kinderarzt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 09.11.2007