Frage: Lässt Hände nicht anfassen Teil 2

Lieber Dr. Posth Hatte Ihnen letzte Woche schon geschrieben und sie baten mich, nochmals zu schreiben. Mein Sohn war von Anfang an schwierig. Hat viel geweitnt konnte nicht gestillt werden, weil er sich ständig überstreckte. Er ließ sich auch nie beruhigen auf dem Arm, meist hat er sogar lauter geschrien, wenn man ihn hochnéhmen wollte. Waren in einer Kinderklinik, da schob man es auf die sog. Drei-Monats-Koliken.Besuchten dann ein gutes Vierteljahr KG mit Vojta-Therapie. Zeitweise dachte ich auch an KISS, hab dann aber die Kritik an der Diagnose gelesen. Ich konnte mit meinem Sohn nie richtig kuscheln oder schmusen. Jetzt ist es unterschiedlich: Zeitweise lässt er sich knuddeln, dann wieder überhaupt nicht, er fängt zum Weinen an.Tagsüber ist er meist sehr unzufrieden, weint wegen Kleinigkeiten, möchte oft herumgetragen werden. Bin sehr traurig, wenn ich andere zufriedene Babys sehe.Bin selbst Ergotherapeutin u.bin daher etwas ängstlich,dass mit ihm was nicht stimmt. Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 13.08.2007, 08:12



Antwort auf: Lässt Hände nicht anfassen Teil 2

Hallo, viel Schreien in den ersten Monaten und anschließend dann Vojta-Therapie sind keine guten Voraussetzungen für eine absolut sicher Bindung. In Bezug auf die medizinische Seite wäre hier zu diskutieren gewesen, ob KG überhaupt nötig ist und ob nicht wenigstens die Bobath-Methode ausgereicht hätte. Aber das ist nun Vergangenheit. Die zeitweilige Abneigung angefaßt zu werden könnte ein Folge der oft unangenehm schmerzhaften KG sein. Was Ihr Sohn jetzt braucht, ist eine gegenteilige Erfahrung von liebevollem Anfassen und Umzärtelwerden. Offenbar holt er sich das durch sein Bedürfnis noch viel getragen zu werden. Sie sollten es ihm nachsichtig gewähren, so gut es geht. Wenn er genug an positiver Zuwendung "nachgetankt" hat, wird er diese Bedpürfnisse langsam überwinden. Wenn er aber gerade nicht möchte, lassen Sie ihm auch diese Gefühle. Schließlich kommt er ja jetzt in das Alter des Widerstandes. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.08.2007