Frage: Kindergartenbesuch Entscheidung

Liebe Frau Henkes,  unser Sohn (kürzlich 3 Jahre alt geworden) ist bisher von uns zu Hause betreut worden. Wir sind beide (ich in Teilzeit) berufstätig und haben uns die Betreuung aufgeteilt oder auch in den "Randstunden" (wenn er schlief) gearbeitet.  Nun ziehen wir im neuen Jahr um und in wenigen Wochen wird er großer Bruder – es stehen also einige Veränderungen an. Er ist sprachlich äußerst begabt und wächst zweisprachig auf (deutsch als Muttersprache und russisch quasi als "Vatersprache"), er ist mit uns Eltern sehr offen gegenüber anderen Kindern/Erwachsenen, möchte sich aber nicht gerne von uns trennen. Selbst bei ihm bekannten Personen, die wir häufig besuchen (Oma, Opa, Uroma...) hat er wirklich noch Angst, dass Mama oder Papa weggehen. Bisher haben wir da auch nie Trennungen forciert sondern sind eben immer dabei geblieben. Dann öffnet er sich auch sehr schnell für Spiele usw., versichert sich aber immer mal, dass wird noch dabei sind. Eine Zeit lang (als er so 1 1/2 - 2 Jahre alt war) konnte er sich zumindest bei den bekannten Personen eigentlich gut trennen, ich war dann immer mal so 1-1 1/2 Stunden weg, selten auch mal länger, jetzt geht es aber wieder gar nicht mehr.  Nun fragen wir uns, wie es mit dem Kindergarten aussehen soll... wir ziehen in die Grenzregion Deutschland/Belgien und könnten z.B. in einem belgischen Kindergarten sofort nach dem Umzug oder sogar jetzt schon beginnen. Dort gefallen uns auch die Angebote und Aktivitäten, allerdings scheint da die Eingewöhnung relativ kurz zu sein und man ist der Meinung, dass es auch normal ist, dass die Kinder weinen (sie würden aber anrufen, wenn er z.B. eine Stunde lang weint) Das finden wir nicht – wir möchten gerne, dass er sich von uns trennt, wenn er soweit ist. Zeitlich könnte ich auch sehr lange immer noch mit dabei sein, bis er wirklich bereit ist, sich zu lösen. "Deutsche" Kindergärten schauen wir uns jetzt auch noch an, allerdings ist es da ja nicht unbedingt klar, ob wir überhaupt einen Platz bekommen und wo.  Eigentlich sind wir sehr klar in unseren Wünschen: Wir möchten jetzt nicht die "Mühe" der letzten drei Jahre, das Vertrauen etc. durch einen unglücklichen Kindergartenstart "versauen" und wir möchten ihn auch nirgends weinend zurück lassen und mit einem Kloß im Hals nach Hause gehen und hoffen, dass er sich irgendwann beruhigt. Gleichzeitig denken wir aber auch, dass ihm neue Anreize viel Freude bereiten würden. 3-4 Stunden am vormittag würden aber denke ich dafür völlig ausreichen.  Nun ist die Frage, was wir machen sollen... im Grunde haben wir (sofern es ein deutscher Kindergarten wird) auch noch bis August nächsten Jahres Zeit und da wird er sich ja sicher noch viel weiter entwickeln und vielleicht noch eher bereit sein. Der belgische Kindergarten drängt etwas auf eine Entscheidung. Dort könnte er zwar auch erst im September 2024 anfangen, dann hätte er aber als "Größerer" dort gar keine Eingewöhnungszeit – das würde sicherlich schief gehen. Er könnte auch noch weiterhin (länger als August 2024) zu Hause bleiben, allerdings fürchte ich, dass es ihm (gerade mit Baby) dann doch langweilig werden wird.  Wie ist ihre Einschätzung?  Viele Grüße Renette    

von Renette am 20.11.2023, 21:40



Antwort auf: Kindergartenbesuch Entscheidung

Guten Tag, ich finde Ihre Überlegungen sehr nachvollziehbar. Mit der Geburt des Bruders und dem Umzug stehen Ihrem Sohn große Veränderungen bevor. Diese verunsichern  ihn möglicherweise zunächst und er sollte Zeit haben, diese neuen Erfahrungen zu integrieren und wieder zu mehr Sicherheit zu finden. Gerade in solchen Umbruchphasen sind Kinder wieder stärker auf die Nähe zu den Eltern angewiesen. Da Sie ohnehin den Eindruck haben, dass Ihr Sohn sich noch nicht gut von Ihnen trennen kann, dürfte die Kigaeingewöhnung dann erschwert sein. Zumal bei einem belgischen Kiga noch eine weitere Sprache hinzukommt, was zu Verunsicherungen führen könnte. Ihr Sohn hat noch bis zum nächsten Sommer Zeit. In dieser Zeit wird sich sein Selbstwertgefühl noch entwickeln und das wird ihm eine vorübergehende Trennung von Ihnen  zunehmend erleichtern.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 21.11.2023



Antwort auf: Kindergartenbesuch Entscheidung

Mal aus eigener Erfahrung mit einem Kind, das fast 3 Jahre zu Hause betreut wurde: ein Kind wird sich nicht automatisch leichter trennen und eingewöhnen lassen,wenn es es älter ist. Ich kenne Kinder, die mit 1 oder 2 super eingwöhnen ließen, 3-jährige,die darauf brannten, in den KiGa zu gehen und genau so Kinder jeden! Alters, die länge bis sehr lange brauchten, sich einzugewöhnen. In jedem Alter ist meiner Meinung nach eine sanfte Eingewöhnung wichtig - ebenso wichtig ist allerdings, dass die Eltern dahinter stehen. IHR müsst eurem Kind vermitteln, dass IHR euch sicher seid mit der Trennung. Ihm das zutraut etc. Kinder haben sehr feine Antennen und ab dem Moment, wo ihr oder du bereits mit Zweifeln in die Eingewöhnung startet, ist ein Mißerfolg bzw. schwierige Eingewöhnung vorpropgrammiert. Als Allerwichtigstes musst DU also die Eingwöhnung wollen. Nur darüber kannst du eurem Kind genügend Sicherheit dafür vermitteln. Wie er das dann finden wird, wird eh keiner voraussagen können.   

von suityourself am 21.11.2023, 10:38



Antwort auf: Kindergartenbesuch Entscheidung

Hallo! Einfach mal ne praktische Frage: Wie sind denn die Kündigungsfristen bei dem belgischen Kindergarten? Was passiert denn, wenn ihr den Platz nehmt und ggf dann doch in D einen Platz bekommt, der vielleicht eher euren jetzigen Vorstellungen entspricht? Könnt ihr dann ganz normal kündigen? Als Plan B habt ihr dann eben den belgischen Kindergarten, der euch ja - bis auf die Eingewöhnungsphase - ja an sich auch zusagt. Und ob das nicht auch problemlos klappt, kannst du ja jetzt noch gar nicht sagen. 1 Jahr ist viel Zeit. :-)

von Mumpel am 21.11.2023, 10:39



Antwort auf: Kindergartenbesuch Entscheidung

Übringens wurden meine Kinder beide mit 18 Monaten eingewöhnt - ich hab von vielen Seiten gehört, dass das ein super schwieriges Alter fürs Eingewöhnen ist. Bei uns lief es problemlos und ohne Tränen, beide innerhalb von 3 Wochen eingewöhnt und richtig "Bock" auf KITA - das steht und fällt häufig mit den Erziehern. Wenn da die Chemie stimmt, kann eine Eingewöhnung sehr schön und entspannt sein. 

von Mumpel am 21.11.2023, 10:43



Antwort auf: Kindergartenbesuch Entscheidung

Vielen Dank für die Antworten und Erfahrungen! Zwischenzeitlich hat sich einiges geklärt: der deutsche Kindergarten, der noch in Frage gekommen wäre, hat uns (neben zahlreichen Bewerbungen auf wenige Plätze...) nicht zugesagt und wirkte auch viel weniger familiär als der belgische. Dort hätte unser Sohn auch zum Mittagessen bleiben müssen und auch 35 Std/Woche, was wir nicht brauchen und uns auch zu viel ist. Wir probieren jetzt mit dem belgischen Kindergarten nochmal die Phase der Eingewöhnung zu verhandeln. Vielleicht lassen sie sich ja darauf ein, dass wir z.B. einige Wochen gemeinsam bis zu unserem Umzug 1 Std zum Freispiel morgens 1-2mal/Woche kommen dürfen und dann erst nach dem Umzug richtig starten. Dann hätten wir schon viele Wochen "Vorlauf" und ja quasi schon eine Eingewöhnung. Wir müssen ohnehin das ganze Schuljahr bezahlen, egal wann wir starten. Wenn das nicht geht, würden wir warten, bis wir in Ruhe umgezogen sind und sich das Familienleben eingespielt hat. Da wir ja dann fußläufig vom Kindergarten entfernt sind, würden wir immer mal wieder dort vorbei gehen, unserem Sohn alles erklären usw. und dann hoffen, dass es so gut klappt.

von Renette am 22.11.2023, 14:18