Asperger oder hochsensibel?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Asperger oder hochsensibel?

Guten Tag, sollen wir Sohn 5j testen lassen /abwarten bzgl Verhaltens - fürchten Asperger (ggf hochsensibilität nur): - extreme Wutanfälle - nachts noch nie trocken,jede Nacht nass.tags seit 2,5 Jahren trocken - leckt selten Gegenstände ab (Spielzeug) - lutscht/kaut dauernd am Kragen und Ärmel von Kleidung oder kaut auf Unterlippe - schlingt beim Essen - isst oft das gleiche - ist am liebsten zu Hause - trifft ungern andere Leute (spielt nur mit Schwester gern und ab und zu einzelnen Kindern) - mag keine hobbies wie Sport,Schwimmkurs oä,keine gruppenveranstaltungen - lief mit 11 Monaten frei, Fahrrad seit 3 geb.,aber stolpert oft und verletzt sich oft - zerstört Spielzeug bei Wutanfällen - Blickkontakt möglich - Sprache früh und gut,aber undeutliche Aussprache und sehr schüchtern bei anderen Leuten - hüpft oft beim laufen - ist sehr albern und eher unruhig - ansonsten sehr sehr lieb, ärgert niemand anderen, tröstet andere Bezugspersonen,wenn diese traurig sind - perfektionistisch und kritikempfindlich - mag kaum neue Kleidung und wenn er neue Kleidung hat,die er mag,kaufen wir diese mehrfach - er findet viele Kleidungsstücke kratzig,trägt sie dann nicht - er mag nicht ins Wasser im Schwimmbad o Meer Als ich Asperger Kriterien las,bin ich erschrocken,wieviel zutrifft. Sollen wir testen lassen?schwächt Selbstbewusstse noch mehr?dafür therapie möglich?

von FridaKarla am 09.04.2020, 15:56



Antwort auf: Asperger oder hochsensibel?

Hallo, das ist ja eine lange Liste, wobei viele Eigenheiten bei vielen Kindern auftreten. Es ist ja oft eine schmale Linie zur Auffälligkeit, die in einer schriftlichen Beschreibung nicht leicht zu sehen ist. Aber es ist zu ahnen, weshalb Sie unsicher sind. Und es ist nicht leicht, eine eigene Haltung zu entwickeln, die diesen Kindern (sie machen einen ja immer wieder wütend/enttäuscht/frustriert) gerecht zu werden. Das liegt auch daran, dass die Gesellschaft Normen vorgibt, die wir Erwachsenen oft verinnerlicht haben. Ich würde als Erstes mit dem Kinderarzt das Gespräch (Termin wirklich zum Gespräch und nicht zwischendurch in der Sprechstunde) suchen. Er kennt das Kind und seine Entwicklung und kann es anhand seiner Erfahrung leichter einschätzen, ob weitergehende Diagnostik Sinn macht. In den meisten Fällen geht es ja nicht um eine Diagnose, sondern es sind einzelne Auffälligkeiten, die mit einem Etikett nicht wirklich erfasst werden können. Ich finde Ihre Frage auch deshalb wichtig, weil ja in nicht allzu weiter Ferne die Beschulung ansteht und dafür ist es wichtig zu wissen, was da für ihn passend ist. Vielleicht hören wir nach dem ersten Schritt wieder voneinander und hangeln uns so weiter. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 09.04.2020