Anliegen

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Anliegen

Sehr geehrter Dr.Nohr, kurz vorm 2.Geb hat meine Tochter angefangen sich auf dem Rücken zu legen & mit den Beinen kreisende Bewegungen zu machen.Wenn sie das macht ist sie total konzentriert & abwesend.Manchmal auch nicht ansprechbar.Das hat sie dann einige Zeit gemacht & dann viele Monate nicht.Ich war dann beruhigt,denn sie hat es manchmal auch gemacht,wenn Besuch da war & ich habe immer alles dafür getan dass keiner das sieht.Mir ist das unangenehm.Versuche sie immer abzulenken, wenn ich sehe dass sie das macht.Nun hat sie wieder angefangen das zu machen.An Tagen wo ich sie nicht den ganzen Tag sofort beschäftigten kann,weil ich auch Home Office mache - macht sie das mit Unterbrechung stundenlang,dann kommt sie verschwitzt.An Tagen wo wir sehr viel draußen sind, viel unternehmen macht sie das gar nicht.Wenn sie das länger macht ist sie manchmal total verschwitzt am Kopf,rote Wangen und versteift sich.Ich nehme an,dass die kreisende Beinbewegungen mit der Windel reiben und sie sich entspannen kann?Die Position ist immer die selbe.Sie liegt immer nur auf dem Rücken und kreisende Beinbewegung.Sie ist nun 29 Monate alt.Ich habe viele kleine Kinder in der Verwandtschaft & noch nie so etwas von den Eltern gehört.Ich versuche sie immer abzulenken.2x habe ich ihr Bein leicht festgehalten damit sie aufhört, aber da wurde sie sauer und daher habe ich das gelassen. Ist diese Phase normal?Wie soll ich mich verhalten?Danke

von Loredana2018_ am 15.02.2021, 01:30



Antwort auf: Anliegen

Hallo, ich würde das nicht eine Phase nennen, es ist eine altersabhängige Form der Selbstberuhigung, die scheinbar auch ganz lustvoll erlebt wird. Das ist für Erwachsene oft etwas unangenehm, weil es ja eine ganz intime Handlung ist und wir uns dabei lieber zurückziehen. Für Kinder ist das nicht so, sie schämen sich erstmal weder für die Bedürfnisse, noch für die Handlung selbst, was völlig OK ist (wenn es exzessiv stattfindet, muss man neu nachdenken, scheint mir hier aber nicht zu sein). Sie lernen zu lassen, dass solche Situationen nichts für die Allgemeinheit sind hat die Funktion, sie vor Beschämung und evtl. auch Übergriffen zu schützen, nicht es verstecken zu müssen. Sie müssen es weder unterbinden, noch negativ kommentieren, sondern lediglich dafür Sorge tragen, dass sie dabei ihren privaten Raum hat. Und wie Sie bemerkt haben, ist jede Aktivität miteinander interessanter als der "Lückenfüller". Wenn es Ihnen also zu lang oder zu viel wird, dann machen Sie was zusammen, auch da, ohne das Tun negativ zu kommentieren. In der weiteren Entwicklung wird dieses Bedürfnis immer mal wieder in unterschiedlicher Form auftauchen, oft gar nicht erkennbar. Es gehört zur gesunden Entwicklung dazu. Und auch hier gilt, je selbstverständlicher und gelassener Sie reagieren, desto weniger wirkt die "Besonderheit" erhaltend. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 15.02.2021