Liebe Frau Henkes, Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit hier im Forum. Und eine Entschuldigung vorab für die Länge des folgenden. Zu unserer Frage. Unser Sohn 17monate, ungeheuer intensiv im Gefühlsleben, Sonnenschein wie Wirbelwind, forumsgerecht betreut (familienbett, viel tragen, Bedürfnisorientiert) befindet sich mitten in der sehr intensiven WK, inzwischen „darf“ der Papa (der sich seit Geburt viel und aktiv mit ihm beschäftigt) auch wieder etwas übernehmen und wird wieder vermehrt „eingefordert“.. andere nahe Bezugspersonen (Großmütter, die er beinahe täglich sieht) Sind aktuell völlig „abgeschrieben“ - seit ca 1 Monat. Bereits vor etwas längerer Zeit begann die Autonomiephase, ebenfalls unverkennbar. Waren ab seinem 11lebensmonat sehr oft auf Spielplätzen, meist 2x täglich, Krabbelgruppe und gelegentliche Verabredungen mit Kindern ähnlichen Alters. (Im näheren Bekanntenkreis gibt es allerdings keine Freunde mit Kindern seines Alters) Nun ist er in seiner Art ein sehr starker(& großer), enthusiastischer und etwas rabiater Charakter. Oder sagen wir seine Aggressivität/impulsivität ist etwas stärker ausgeprägt als bei anderen Kindern (zuhause läuft alles rund, es wird ihm also so nicht vorgelebt). Verhält er sich uns gegenüber grob, so folgt von allen Familienangehörigen (in Absprache) ein klares „Nein“ und aufzeigen einer anderen Möglichkeit per „mach lieber Ei, hauen (/kratzen) ist doof“. Die Aggressivität betrifft allerdings in der WK auch vermehrt andere Kinder. Nicht nur, wenn es um ein begehrtes Spielzeug geht. Sobald ein anderes Kind nur irgendwo steht, wo er gern hinmöchte- kneift, schubst und kreischt er. Gehen bisher immer dazwischen (oder bereits vorab, sodass er nicht „allein“ an andere Kinder herantritt. Es scheint als habe er oft (das war früher ganz anders) keinerlei Interesse an Interaktion. Kann so ein Verhalten mit der WK Zusammenhängen? Oder ist der zeitliche Zusammenfall eher nicht kausal? (Das verhalten wird natürlich noch intensiver, wenn etwas „nicht passt“, Hunger/Durst/Müdigkeit/Sand in Schuh/etc). Vor allem: wie sollen wir uns verhalten? er entfaltet er sich eigentlich wunderbar in einer „ja- Umgebung“- auch gibt feste Regeln bei uns, die wir konsequent umzusetzen suchen. momentan sind ihm soziale Situationen allerdings so ungeheur, dass man der Eindruck kriegen könnte, er sei noch nie unter Kindern gewesen oder völlig (ver)unsicher(t).. Wie geschrieben, früher hatte er großes Interesse an anderen, sowohl in Position eines Beobachters, als auch miteinander- klar gab es auch dabei mal kleine kabbeleien, aber die gehören schließlich auch dazu. In letzter Zeit wurden seine nettgemeinten „Annäherungsversuche“ seitens vieler Kinder allerdings auch eher mit Ablehnung quittiert, da er da etwas grob vorgegangen war. Man sah richtig die verdutze Kränkung. Könnte das jetzige Verhalten Reaktion darauf sein? Noch eine weitere Frage: wann sollte man generell „eingreifen“, bei Spielplatz zankereien (abgesehen davon, dass man sein gerade überfordertes Kind in eine andere Situation bringt?) Waren übers Wochenende bei Freunden zu Besuch in einem sehr „hippen“ Stadtbezirk, das dortige Spielplatz leben hat uns ehrlich gesagt erschrocken. Hinter jedem Kind (selbst im Alter von 4+) stand mindestens ein Eltern Teil als Schatten, hat das Spiel moderiert, beobachtet und andauernd eingegriffen. Natürlich gehen wir dazwischen, wenn er bspw mit Holzklötzen haut (da da ja was passieren kann), jedoch empfinde ich es intuitiv als wenig lehrreich für die Kinder, bei jedem noch so kleinen Zank direkt dabei zu stehen. Sicher versuchen wir unser Kind Bedürfnisorientiert zu unterstützen und ihn den Umgang mit „ärgerlichen/enttäuschten/..“ Gefühlen zu lehren. Viele dortige Kinder schienen jedoch so übersensibilisiert zu sein, dass wirklich bei dem kleinsten Zank direkt ein Tränensturm vom Feinsten folgte. Das ging soweit, dass wir bei dem Besuch Spielplätze schließlich gemieden haben, da die Erfahrungen die er dort machte ihn richtig traurig zu machen schienen, selbst bei etwas tapsiger lieb gemeinter Kontakt Aufnahme seinerseits kreisten direkt andere Eltern drumherum die sagten „oh, das findest du aber doof, dass er deine Schaufel haben will- das macht dich traurig , nicht wahr?“ So hilft man doch keinem Kind Gefühle zu regulieren sondern legt ihm selbst empfundenes in den Mund? Oder kam es uns nur so vor, da unser Sohn gekränkt wurde? Und "sozialer Rückzug" kann schließlich keine Lösung sein? Sie merken, es stehen viele Fragen im Raum. Sicher überträgt sich inzwischen ein Stück der letzten Erfahrungen auf unsere „Gelassenheit“ - aber es begann förmlich aus "heiterem Himmel", ich denke also nicht, dass das ursächlich ist. viele liebe Grüße an Sie und herzlichen Dank für Ihre Mühe (und entschuldigen Sie bitte die Länge)
von Anwo am 22.08.2022, 22:29