Frage: 7-jähriger mit Soz.-Verhaltens-Problemen

Hallo,habe wegen meinem 7-j.schön öfter gepostet (http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/beitrag.htm?id=39930).Er macht ein Soz.-Komp.-Traing.,weil er beim Spiel und Streit kein Stopp kennt und weiter ärgert, streitet. Zitat der Lehrerin, um Problem zu verdeutlichen: "...immer wieder Mädchen beschwerten, dass er sie immer so fest von hinten umarmen würde oder hochheben würde...Daraufhin sagt er mir allen Ernstes „ich habe Jenni aus Versehen gehauen“....Ich weiß nicht mehr weiter.Er ist ja auch kein richtig aggressives Kind,wenn wieder etwas vorgefallen ist,sieht er mich furchtbar traurig an,kann aber nichts erklären,und sein Verhalten ändert er trotzdem nicht...." Also keine Fortschritte und ich sehe auch nicht,dass das Traing. das richtige ist.Psychiat. Diagnose vor 2 J. o.B. Würde ihn gerne neu untersuchen lassen, weil sein Verhalten nicht norm.ist. Aber von einem Arzt zum anderen?Haben Sie Rat?Er hat Schwester(5) mit "normalem" Soz.Vh.Er ist sehr anhänglich. Danke und Gruß,Maya

Mitglied inaktiv - 05.04.2010, 18:24



Antwort auf: 7-jähriger mit Soz.-Verhaltens-Problemen

Stichwort: Induktion Hallo, das Problem bei Ihrem Sohn scheint zu sein, dass er Kontaktsuche und Kontakterzwingung nicht auseinanderhalten kann. Das Erlernen solcher sozialer Fertigkeiten beginnt im 3. Lebensjahr mit der Empathie. Im Umgang mit seinen Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen lernt das Kind "Angriff" und "friedlicher Körperkontakt2 auseinanderzuhalten. Fallen die Attacken zu heftig aus, reagiert die Bezugsperson mit Abwehr und offensichtlichem Bedauern. Das Kind hält dann inne und verswucht, seine Bezugsperson zu trösten. Das nenne ich "Induktion" (s. gezielter Suchlauf). Sie sehen also, dass die Reaktion der Umwelt, sprich der Bezugspersonen stark mitgestaltend ist für das, was das Kind später dann als Sozialkompetenz unter Beweis stellt. Erfährt das Kind in solchen Zusammenhängen aber grobe Ablehnung oder gar inszenierte Vergeltung also, Zurück-schlagen, oder Zurück-beißen, was manchmal empfohlen wird, dann geht dieser Vorgang schief. Denn das Kind lernt daraus nicht, sich falsch verhalten zu haben, sondern nur, dass alles Angriff ist und jeder Angriff verteidigt werden muss. Mit der Zeit ist sein Weltbild dann verstellt und sozialer Kontaktaufnahme findet nur noch unter solchen Gesichtspunkten statt. Verabreden Sie mit den Trainern des sozialen Kompetenz-Trainungs, genau solche Schritte der Induktion durch jetzt Nachinszenierung einzustudieren. Also der Trainer spielt die Bezugsperson und Ihr Sohn darf ihn "angreifen". Der Trainer reagiert dann wie die Bezugsperson mit Betroffenheit und Ihr Sohn darf sich überlegen, wie er seinen Fehler wiedergutmachen kann. Mit Umarmen und liebevollem Streicheln wird es jetzt nicht mehr gehen. Aber mit symbolischen Handlungen und verbalem Verzeihen wird es gelingen. Das muss jetzt natürlich immer wieder einstudiert werden, auch bei Fehlverhaltem den Mädchen gegenüber, wobei hier auch ein intensives Ermahen nicht fehlen darf. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 07.04.2010