Frage:
Wie mit unterschiedlichem erziehungsverhalten umgehen?
Liebe Frau Ubbens,
Wir haben uns mit Eltern angefreundet und haben nun das Problem, dass mit zunehmenden Alter der Kinder die Erziehungsvorstellungen immer weiter auseinandergehenDen stil der Freunde würde ich eher als Laissez-faire bezeichnen. Wir legen viel Wert auf Struktur, Sozialverhalten, gesunde Ernährung, wenig Medienkonsum, Vermeidung von Gefahrenquellen usw.
Die Tochter der Freunde wird zunehmend aggressiv und ärgert unsere Tochter(und andere befreundete Kinder) gezielt und freut sich dann darüber. Erst spielt sie ein paar Minuten schön mit ihr, dann lockt sie sie gezielt aus dem Blickfeld von uns Erwachsenen und es geht los. Unsere Tochter ist sehr freundlich und sozial, außerdem noch einJahr jünger (2 1/2). Sie versteht nicht warum ihre angehimmelte Freundin aus heiterem Himmel so gemein zu ihr ist und weint jedes Mal ganz bitterlich. Die Eltern finden, wir sollen uns nicht einmischen, und die Kinder auch unbeaufsichtigt spielen lassen. wir würden die Kinder lieber im Blick haben und etwas sagen, wenn das gezielte Ärgern losgeht, oder doch zumindest danach, wenn unsere Tochter weint.wir mögen uns schon bald gar nicht mehr treffen, verstehen uns aber doch ansich gut. Jetzt kommt unsere Tochter auch noch in die selbe Kindergartengruppe. Dort wird damit geworben " hier lösen die Kinder ihre Konflikte selbst" das heißt für mich der stärkere setzt sich durch mit meist wenig sozialen mitteln. Uns graust davor, dass unsere Tochter dort den ganzen Tag geärgert wird. Die Kindergärtnerinnen nehmen das Mädchen wohl aber als unauffällig war.
Haben Sie einen Tipp für uns für den Kindergarten und für den Umgang mit unterschiedlichen Erziehungsvorstellungen im Freundeskreis? Vielen Dank
von
Bine.30
am 02.07.2014, 18:57
Antwort auf:
Wie mit unterschiedlichem erziehungsverhalten umgehen?
Liebe Bine.30,
die Erziehungsstile anderer Eltern werden Sie nicht ändern können und Sie sollten sich auch nicht dazu äußern, es sei denn, Sie werden diesbezüglich um Ihre Meinung gefragt.
Setzen Sie sich aber durch, wenn es darum geht, dass die Kinder nicht unbeaufsichtigt spielen sollen. Holen Sie ggfls. die Spielsachen in die Nähe des Elterntisches. Ihnen muss es mit der Situation gut gehen und darum dürfen Sie auch festlegen, wo Ihre Tochter spielt.
Das Kind der Freunde wird im Kindergarten vermutlich tatsächlich unauffällig sein. Dort gibt es viele Kinder, "mutig" wird sie aber nur in der Zweier-Konstellation und mit einem jüngeren Kind.
Fragen Sie im Kindergarten nach, wie das Konszept "hier lösen die Kinder ihre Konflikte selbst" gemeint ist. Wird mit den Kindern regelmäßig geübt, wie in Konfliktsituationen miteinander umgegangen werden sollte? Oder sind die Kinder wirklich sich selbst überlassen? Äußern Sie Ihre Bedenken und lassen sich von den Erzieherinnen über das Konzept aufklären.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 03.07.2014
Antwort auf:
Wie mit unterschiedlichem erziehungsverhalten umgehen?
Huhuuu,
also in das Erziehungsverhalten von anderen einzugreifen ist natürlich nicht möglich. Aber ihr solltet Wünsche gegenüber der KiTa äußern können, wie mit solchen Themen umgegangen wird.
Unser Sohn (übrigens auch "unerzogen" [nicht laissez faire!!!] aufgezogen) ist auch so ein sanftes Schaf. Er kann ebenfalls nicht verstehen, warum andere Kinder ihn hauen, ihn schubsen und ihm Dinge wegnehmen.
Was tue ich, wenn er wieder ganz traurig ist, wenn es dennoch passiert? Ich kümmere mich nicht um den "Täter" (blöder Begriff, es ist ein Kind!), sondern um ihn, das "Opfer" (auch ein blöder Begriff), indem ich ihn tröste und ihn ermuntere, sich etwas anderem zuzuwenden. Manchmal erkläre ich ihm auch, warum das Kind das gerade gemacht hat (zum Beispiel, wenn ein anderes Kind sein Spielzeug nicht mit ihm teilen möchte). Wenn es nötig ist! Also wenn mein Sohn (19 Monate) mich sucht und nach "Hilfe" fragt. Wenn nicht, dann lasse ich ihn die Situation selber verarbeiten und lösen.
Darf ich Dir Lektüre empfehlen? "Aggression - warum sie für unsere Kinder notwendig ist" von Jesper Juul.
Kurzer Nachtrag: ich weiß nicht, welchen Erziehungsansatz die erwähnten Eltern tatsächlich verfolgen. Ein Verhalten, welches die Tochter zeigt, ist eher NICHT klassisch für unconditional parenting/unerzogen. Mit laissez faire habe ich mich nicht auseinandergesetzt, deswegen kann ich dazu nichts sagen. Häufig wird aber lf mit UP/unerzogen verwechselt, deswegen war es mir wichtig, das noch einmal zu erwähnen.
LG
Sarah mit Jendrik
von
Jendriks_Mama
am 02.07.2014, 23:21
Antwort auf:
Wie mit unterschiedlichem erziehungsverhalten umgehen?
Liebe Frau Ubbens,
danke für Ihre Tipps.
Eine Frage habe ich aber noch dazu:
Wie können wir uns denn verhalten, wenn das andere Mädchen unserer Tochter vor uns Eltern ständig alle Spielsachen wegnimmt, sie plötzlich vom Sofa schubst usw.
Die Eltern sagen bewusst nichts dazu, weil sie der Ansicht sind, Kinder müssen lernen sich zu wehren. Ich möchte aber nicht, dass unsere Tochter zurückschubst und ihrerseits auch ständig Spielsachen wegnimmt. Ich bin sehr froh darüber, dass sie ihre Sachen immer teilt, und dass sie eben nicht schubst, sondern ein sehr freundliches Kind ist.
von
Bine.30
am 03.07.2014, 13:19
Antwort auf:
Wie mit unterschiedlichem erziehungsverhalten umgehen?
Ja,das ist schon eine schwierige Gratwanderung,es ist nicht die Aufgabe,andere Kinder zu erziehen oder zu maßregeln,aber es ist absolut DEINE Verantwortung deinem Kind gegenüber,es zu schützen,sie zu stärken und für sie einzustehn,solange sie es selbst nicht kann!!
Kinder in dem Alter wie deine können Streitigkeiten noch nicht allein austragen.Die anderen Eltern die sich immer und überall raushalten und alles zulassen,lehren ihrer Tochter nie Konfliktverhalten.Sie müssten zu ihrer Tochter gehen und sagen,das das gerade deiner Tochter weh getan hat,das sie doch auch nicht wollen würde,wenn ihr jemand so weh tut.
Ihr Mitgefühl vorleben,zeigen,lehren.Und wenn die Eltern selber nichts unternehmen,wenn Deiner Tochter geschadet wird,dann mußt du dir eben das Kind zur Brust nehmen,ihr fest in die Augen schauen (sowas wirkt!),und ruhig aber fest sagen,''das ist nicht schön,das du ...haust,ärgerst,das tut meiner Tochter weh, lass das bitte sein''!!
Und eigentlich müssten die Eltern dafür sorgen,das sich ihr Kind dann entschuldigt oder zumindest versucht.Oder lieb streichelt.
Ich würde ganz ruhig und sachlich mal mit den Eltern reden,wie du das siehst,denn wenn dein Kind immer wieder geärgert wird von diesem Mädchen,dann ist es traurig,und dann möchtest du eben nicht,das sie mit deiner Tochter spielt,würde den Kontakt dann reduzieren.
Aber versuch doch ganz vernünftig mit den Eltern zu reden,geht ja um dein Kind.Ohne Vorwürfe.Wird doch wohl möglich sein,wenn ihr euch schon ein wenig kennt.
von
Sonja-Lady
am 04.07.2014, 09:30
Antwort auf:
Wie mit unterschiedlichem erziehungsverhalten umgehen?
Liebe Bine.30,
in solchen Fällen dürfen Sie zu dem anderen Mädchen gehen und ihr sagen, dass Sie nicht möchten, dass ihr das Spielzeug weggenommen wird und dass sie es bitte zurück geben soll. Ähnlich beim Schubsen. Erklären Sie ihr, dass die Mädchen so nicht miteinander spielen können und kümmern sich um Ihre Tochter. Das andere Kind wird merken, dass ihr Verhalten als Folge hat, dass sie nicht mit Ihrer Tochter spielen kann, sondern sich alleine beschäftigen muss, wenn sie sich so verhält.
Stehen Sie ruhig für Ihre Tochter ein. Sagen Sie den anderen Eltern, wie Sie sich den Umgang von Kindern untereinander generell vorstellen und dass Sie, da Ihre Tochter es noch nicht selbst kann, für sie einspringen.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 04.07.2014
