Sehr geehrte Frau Schuster,
mein Sohn ist im Alter von 12 Monaten in den ganz normalen Kindergarten in eine Gruppe mit 3-6 Jährigen gekommen und hat sich dort immer wohlgefühlt und ist gern hingegangen. Seit diesem Sommer sind die großen Kinder weg und neue 3 Jährige in der Gruppe, darunter ein auffällig agressives störendes Kind, welches immer wieder auffällig wird. Mein Sohn ist jetzt 2 Jahre und 4 Monate und wird als weitaus jüngstes Kind der Gruppe immer wieder von diesem Kind attackiert (beißen, ins Auge stehen und ans Auge kratzen), weil er sich noch am Wenigsten auf Augenhöhe wehren kann. Obwohl ich tagsüber denke, mein Sohn hat es ganz gut weggesteckt, kommt das Erlebte ganz kurz vor dem Schlafen gehen doch wieder hoch, und zeigt mir, was er tagsüber erlebt hat. Heute hat er mir kurz vorm Einschlafschlafen ins Auge gestochen und gesagt: "Julien haut und ins Auge stechen!". Ich sehe also es sitz doch tiefer. Was soll ich der Kindergartenleitung vorschlagen, haben Sie einen Rat? Bisher hat der auffällige Junge die Auflage bekommen, bei den Erzieherinnen zu bleiben (sein Spielradius wurde eingegrenzt). Das kann aber ja auch kein Dauerzustand bleiben, das geht jetzt seit dem Sommer so. Die Eltern des Kindes sind informiert und es tut ihnen sehr leid. Der Junge ist ein "Mittelkind" und hat Geschwister im Alter von 1,2 und 6 Jahren und ist selbst 3 Jahre alt. In dem Alter versteht man, das man solche Dinge nicht tun darf, mein Sohn weiß es jedenfalls ganz genau.Was kann ich noch tun? Ich kann mir ja denken woher das Verhalten kommt (viele Geschwister, fehlende Aufmerksamkeit, überforderte Eltern...). Nach Aussage der Eltern wurde der Junge zunächst als potentielles Integrativkind vom Arzt eingestuft und hätte in eine Integrativgruppe gesollt, wovon er jetzt wieder angeblich weit entfernt sein soll. Ich mag dieses Schubladendenken gar nicht, aber ich möchte das Verhalten auch nicht tolerieren, weil man Sohn der Leidtragende ist.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir helfen könnten.
Viele Grüße
Mitglied inaktiv - 08.12.2010, 00:55
Antwort auf:
auffälliges Kind in Kindergartengruppe (etwas lang)
Hallo seestern78
Bitte tolerieren Sie dieses beschriebene Verhalten auch nicht. Sprechen Sie erneut eindringlich mit der Erzieherin, der Kiga-Leiterin und möglichst noch einem Zeugen (eine Freundin oder ein Freund o.Ä. von Ihnen). Weisen Sie auf das Verhalten Ihres Sohnes zu Hause, beim Einschlafen usw. hin und informieren Sie, dass Sie sich an die nächst-höhere Instanz wenden werden, wenn Ihr Sohn weiterhin so leidet und voraussichtlich Schäden davontragen wird. Geben Sie zu bedenken, dass SO der Auftrag einer familien-ergänzenden Erziehung nicht gegeben ist und dass Sie notfalls das Jugendamt um Überprüfung bitten.
Das Jugendamt kann meines Wissens nach auf Antrag auch eine Zusatzkraft mind. stundenwiese zusätzlich bewilligen, wenn ein "integratives" oder verhaltensauffälliges Kind im Regelkiga mit betreut wird.
Sowohl Ihr Sohn als auch Julien haben jeweils ein Recht auf individuelle Förderung und sowohl Eltern als auch "Fremdbetreuer" stehen in der Verantwortung, diese Förderung zu leisten!
Lassen Sie nicht locker, schließen Sie sich evtl. mit anderen Eltern aus der Gruppe Ihres Sohnes zusammen, da gemeinsam bekanntlich mehr geschafft werden kann.
Liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 08.12.2010
Antwort auf:
auffälliges Kind in Kindergartengruppe (etwas lang)
Sehr geehrte Frau Schuster,
vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Aus aktuellem Anlass hat mich der Vater des Jungen heute auf den Vorfall angesprochen und sich entschuldigt. Auch Julien hat sich entschuldigt, wobei ich denke, dass es nicht lange in seiner Erinnerung bleibt, warum er sich entschuldigen musste. Anschließend habe ich die Leiterin getroffen, sie hat mir fast schon Vorwürfe gemacht, warum ich nicht handle und auch andere Eltern diese Attacken tolerieren. Ich antwortete, dass ich sehr ärgerlich über den Vorfall bin und deshalb ja jedesmal sofort die Vorfälle melde. Sie meinte auch, dass ich mich mit anderen Eltern und der Elternsprecherin formieren müsste, um einen Ausschluss aus der Gruppe bei ihr zu beantragen , damit sie etwas in der Hand habe und einen Ausschluss vorbereiten könne. Das Jugendamt hat den Jungen mehrmals allein spielend "begutachtet", aber niemals in der Gruppe, das sei das Problem. Die Familienverhältnisse sind problematisch, das ist bekannt. Mir tut der Junge leid, dass er in dem Alter schon "abgelehnt" wird, aber vielleicht findet sich tatsächlich eine passendere Betreuung. Die Sicherheit und Gesundheit meines Sohnes sind mir wichtiger als ein gutes Gewissen. Den Ausschlag hat heute die Gruppenleiterin gegeben. Ich sagte: "Für Julien ist es doch auch kein Zustand über Monate in einem so kleinen Radius spielen zu dürfen, dass müsse sich doch irgendwann regulieren oder wie lange soll das so weitergehen?". Sie antwortete: "Bis er in die Schule kommt, dann können die sich damit rumärgern". Der arme Junge, wenn man vielleicht jetzt etwas tut, vielleicht kann er dann auf eine normale Schule gehen, wer weiß....Ich gebe nochmal ein kurzes Feedback, was aus der Geschichte geworden ist, wenn es soweit ist.
Nochmal vielen Dank, sie haben mir gute Vorlagen für mein Schreiben an den Kindergarten geliefert.
Viele Grüße
Seestern78
Mitglied inaktiv - 08.12.2010, 21:25
Antwort auf:
auffälliges Kind in Kindergartengruppe (etwas lang)
Sehr geehrte Frau Schuster,
heute wurde uns mitgeteilt, dass der kleine Julien aus der Gruppe herausgenommen und vorläufig nach Hause geschickt wurde. Nach meinem Gespräch mit der Kindergartenleiterin hat er direkt wieder ein anders Kind ins Bein gebissen. Daraufhin hat sie die Eltern angerufen, ihn abzuholen. Sie möchte, dass er in eine therapeutische Einrichtung kommt, die ihm helfen kann, denn der Regelkindergarten kann es nicht leisten. Am Dienstag nimmt sich das Jugendamt wieder diesem Jungen an.
Vielen Dank für Ihre Mühe und Hilfe.
Viele Grüße
Seestern78
Mitglied inaktiv - 09.12.2010, 09:16
