Sehr geehrter Dr. Posth,
unser Sohn ist 2,4 Jahre alt und ich gehe von ersch. LL aus. Vater kaum präsent (Arbeit,PC), impulsiv, schnell laut, droht "Klapse" an, möchte autoritär sein, ich sei zu "weich" (orientiere mich an Ihren Vorschlägen). Erklärungen (LL, Induktion) fruchtlos, seien "Gerede".
Problem: Sohn schlägt Vater! Auch scheinbar grundlos.(sagt auch "Papa weg" usw.). Habe Sorge, dass mein Mann mal aus Wut zurückhaut. Bisher wird er "nur" laut, schimpft und schiebt/schubs Sohn lieblos weg.
Wie sollte Mann konkret reagieren, wenn Sohn haut? Wie sollte ich reagieren? Schreite zurzeit zwecks Deeskalation ein (Rückbindung ?).
(Sohn mot.+ sprachl. normal entwickelt. Emotional empfindsam, schlechter Schlaf, noch viel "Arm", schnell ängstlich, aber auch neugierig, interessiert, aufmerksam. Kann schwer abschalten. Ab August Kita. Bisher mit mir Spielgruppe, Turnen und 1xWoche ganztags Oma+Opa.
Herzlichen Dank!
von
Andorra01
am 30.06.2014, 07:51
Antwort auf:
Sohn haut Vater
Hallo, von der Sache her ist es schade und für das Kind verwirrend, wenn Eltern völlig unterschiedlich in Erziehungsfragen vorgehen. Ihr Mann irrt gewaltig, wenn er das für Gerede hält, was u.a. hier in meinem Forum zum emotionalen Umgang mit Kindern propagiert wird. Er wird ja jetzt schon eines besseren belehrt, wenn sich jetzt schon sein Sohn von ihm abkehrt ("Papa weg"). Der Grund für dieses Hauen brauche ich Ihnen sicher mehr zu erklären, wobei Induktion erst jetzt langsam möglich wird. Ihr Sohn ist ja noch nicht einmal 2 1/2 jahre.
Will man keine Induktion anwenden, bleibt einem nur das Verhindern des "Angriffs" und die strenge Ermahnung. Früher hielt man das Zurückschlagen für zweckmäßig, was folgerichtig zur Angst beim Kind führte und zum inneren Aufstau von aggressiver Wut. Die wurde dann gerne auf andere, vorzugsweise kleinere, Kinder umgeleitet oder auf schwache Tiere. Es entwickelte sich eine aggressiv oppositionelle Haltung den Eltern gegenüber mit verhaltenen Reaktionen, weil Angst zu Hause das Klima beherrschte. Die Erzieher griffen dann meistens zu immer härteren Mitteln und so war die Spirale der Gewalt in der Familie in Gang gesetzt.
Vielleicht überzeugt diese Erklärung Ihren Mann und setzt sich doch etwas mehr mit den Fakten der Kinderpsychologie auseinander. In seinem Beruf akzeptiert er ja sicher auch feststehende Fakten und stellt sich nicht einfach gegen sie. Ihr Bemühen um Deeskalation bedeutet übrigens keine Rückbindung. Das Kind spürt, dass Sie es schützen wollen und nicht neu an Sie binden. Und diesen Schutz braucht ein Kind. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 02.07.2014