Frage: Loslösung, Drang, 1000 Fragen

S.g. Dr. Posth, 1) Die LL läuft bei meinem Sohn (2,5) super; Papa ist der Held. Ich kann mir kaum vorstellen, dass in früheren Generationen der Vater so engagiert und präsent war. Wer hat früher (Großfamilie, Dorf, Stamm, Steinzeit) als Loslösungsvorbild gedient? 2) Wann (ugf. Alter) ist die Phase des Drangs überwunden? Mein Sohn (2,5) akzeptiert ein Nein/Kompromiss idR sehr gut, es sei denn, er ist schon i.d. Handlung drin, dann muss er sie dranghaft ausführen (zB auf dem Weg einem anderen Kind etwas wegzunehmen). Sollte ich diese Handlung dann zulassen oder ihn abhalten? Abhalten geht aufgrund des Dranghaften in diesen Fällen nur durch Festhalten, natürlich unter Protest). 3) Mein Sohn stellt gefühlt 1000 Fragen am Tag. Folgende typische Frage-Schleife verwundert mich. Er: „Was hast du gesagt?“ - Antwort - „Und was hab ich dann gesagt?“; Er will dann 4-5 Mal hören, was ihm gesagt wurde und was er darauf gesagt hatte. Warum? Danke für Ihre geschätzte Arbeit!

von Mamea am 29.09.2014, 07:13



Antwort auf: Loslösung, Drang, 1000 Fragen

Hallo, interessante Fagen! Also wie die Loslösung in früheren Generationen funktioniert hat, wird immer etwas unklar bleiben, da der Begriff der Loslösung und sein Inhalt überhaupt nicht bekannt waren. Das gilt ja auch schon für die Bindung. Demzufolge gibt oder gab es keine aussagekräftigen Beschreibungen. Wie so oft in der Heranziehung der Menschheitsgschichte muss man sich auf Vermutungen stützen. Grundsätzlich waren die Väter in früheren Generationen viel stärker präsent in den Familien als heute. Die strikte Trennung von Familie und Arbeitsplatz gab es nicht. Sie ist ein Ergebnis der Industrialisierung (19tes Jahrhundert). Was früher auch noch anders gewesen ist, ist der familiäre Zusammenhalt. Viele Familie wohnten nah beieinander oder lebten in dörfischen Gemeinschaften, in den Städten waren es die Viertel. so waren für die Kinder eigentlich Loslösungsvobilder immer vorhanden. Da als Loslösungsvorbild ja auch nicht immer nur die Väter gewählt wurden, standen die Großeltern, Onkel oder auch Tanten mehr im Fokus. In der Steinzeit waren die Familien noch viel enger beieinander und geradezu aufeinander angewiesen. Und diese Familien lebten in Sippen zusammen. Die Vereinzelung der Familien heutzutage gab es früher normalerweise gar nicht. Der Drang "verschwindet" im Willen. Natürlich nie ganz, wie wir alle wissen. Manchmal führt einen der Drang auch im Erwachsenenalter noch in eine Richtung, die der Wille eigentlich nicht mehr tolerieren kann (z.B. Suchtverhalten). Der Drang wird so gesehen nie ganz überwunden. Und das ist vielleicht auch gut so, denn der Überlebenswille z.B. ist auch ein Drang, der Drang, leben zu wollen. Aber der Wille sollte so stark werden, dass er dann den Drang unter Kontrolle bekommt, wenn dieser zur Unvernunft führt. Ich denke, zwischen 3 und 4 Jahren kann man so etwas bei seinem Kind feststellen, eine gesunde psychosoziale Entwicklung vorausgesetzt. Das Nachfragen, wie der Dialog zwischen Ihnen und Ihrem Sohn verlaufen ist, kann nur mit dem Bedürfnis zusammenhängen, ein logisches Verständnis aufzubauen. Aber diese Form des Nachfragens ist schon etwas ungewöhnlich. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 30.09.2014



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