Sehr geehrter Herr Posth,
Mein Sohn (21Monate) ,forumsgerecht betreut,ist ein richtiger Sonnenschein mit fast immer guter Laune. LL läuft prima. Weint aber auch wenn V. geht( zb.Arbeit).Er fremdelt noch stark.Fremde dürfen nicht mit mir oder meinem Mann reden. Selbst wenn er auf dem Arm des jeweils anderen ist und sieht wie wir z.B von jemanden nach dem Weg gefragt werden , fängt er an zu schreien und zu protestieren.Ablenken hilft nicht.
Da ich Erzieherin bin, wollte ich eigentlich als Tagesmutter anfangen. Doch die starke Abneigung Fremdem gegenüber lässt mich zweifeln( er schreit auch,bei Besuch). Er hat noch keinen großen Kontakt zu anderen Kindern.Wie schätzen Sie die Situation ein?Er hätte ja plötzlich "Rivalen" in seiner sicheren Umgebung, was ja eine andere Situation als auf neutralem Boden wie in der Krippe wäre. Ich habe Angst, ihn massivem Stress auszusetzen und wäre dankbar für Ihre geschätzte Meinung.
von
fraufridolin
am 07.10.2013, 08:26
Antwort auf:
fremdeln und arbeit als tagesmutter
Hallo, in diesem Alter würde man besser von Fremdenscheu oder richtiger Fremdenangst sprechen. Der Begriff Fremdeln bezieht sich auf das Bindungsverhalten im 1. Lebensjahr. Fremdenangst in diesem Alter kann man noch als Entwicklungsangst betrachten, d.h. mit zunehmender Reife verschwindet das Phänomen von selbst. Aber man kann es natürlich auch abmildern und verstärken. Wenn Sie wieder als Tagesmutter arbeiten wollen, kann es prinzipiell zu einer Verstärkung der Fremdenscheu führen. Denn die Mütter bringen Ihre Kinder zu Ihnen nach Hause und manchmal sind es auch Väter, die dabei sind. Aber selbst vor den anderen Kindern können Kleinkinder so etwas wie Angst entwickeln. Erstens sind es Konkurrenten und zweitens sind einige von ihnen auch latent aggressiv. Das heißt, Ihr Sohn müsste sich wehren, um ihnen etwas entgegenzusetzen. Spürt er aber, dass dieses Wehren nicht seine Sache ist, ist er leicht der Unterlegene, was ihm dann Angst macht.
Wahrscheinlich ist es besser, Sie warten noch einmal 1 Jahr mit Ihren beruflichen Absichten. In dieser Zeit könnte Sie durch Kinderspielgruppen und andere Kontakte Ihren Sohn erst einmal auf sanfte Weise fit machen für den adäquaten Sozialkontakt. Sie haben also recht mit Ihren Zweifeln. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 10.10.2013