Frage: Einjährige Tochter - Mutter berufstätig

Lieber Herr Posth, danke für Ihre Antwort. Mit der Fremdbetreuung Krippe haben wir schon mit 6 Monaten für wenige Wochenstunden begonnen. Es gab dabei keine Probleme. Was den Fremdetest betrifft, so benimmt sich Leonie wenn wir viel Zeit miteinander verbringen (Wochenende oder früher) wie in Situation eins, bzw. wie für die Loslösung normal mit einem kleinen Hang zum Vati, den sie ganz klasse findet. Mich braucht sie für Schlaf, Ruhe und zur Balance ihrer Gefühle. Am ersten Tag, als sie ganztags in die Krippe musste (es war Do der 01.07.) hat sie mich abends das erste und das heftigste Mal komplett ignoriert, schlagartig! und sich ganz arg an den Vati geklammert. Es war als hätte ich ein Band zwischen uns zerschnitten, welches nun an wenigen Fäden hält! Und dieses komplette Ignorieren ist immer wieder wenn es für sie scheint, als würde eine Trennung kommen (so denke ich) und mehrere Leute da sind, oder Trubel ist. Es ist wirklich als hätte sie irgendwo das Vertrauen in mich verloren.

Mitglied inaktiv - 23.08.2010, 18:24



Antwort auf: Einjährige Tochter - Mutter berufstätig

Hallo, man darf nicht unterschätzen, wie schwierig es doch für ein Kleinkind ist, solange am Tag von den Hauptbezugspersonen getrennt zu sein. Wahrscheinlich bringen Sie Leonie morgens in die Krippe, und sie zeigt jetzt das typische Ablehnungsverhalten Ihnen gegenüber, um ihre Angst- und Schmerzgefühle zu vermeiden. Dabei flüchtet sie sich in die Loslösung und wendet sich verstärkt dem Vater zu. Für alle diese Folgeerscheinungen hat die Psychologie der frühen Fremdbetreuung überhaupt noch kein Konzept. Es wird so getan, als gäbe es das nicht oder löse sich von selbst auf. Die Politik nimmt solche Dinge gar nicht erst wahr. Insofern gibt es nichts, was Abhilfe schaffen könnte. Vielleicht kommt Ihre Tochter aus der Vermeidungshaltung heraus, wenn nicht mehr Sie sie morgens abgeben, sondern eine andere Bezugsperson. Gibt es z.B. ein Großmutter, die sie bringen könnte. Der Vater sollte es nicht sein, denn er ist gerade der ruhende Pol im Leben Ihrer Tochter. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 27.08.2010