Herr Dr. Posth,
mein Sohn, 15 Wochen alt, korrigiert 8, schreit oft so, dass ich ihn kaum beruhigen kann. Stillkind. Gute Gewichtszunahme. Bauchweh kann ich nicht ausschließen. Seit 4 Tagen Mutaflor. Bisher ohne Effekt auf das Schreien. Pipenzolat etc. möchte ich mir auch noch besorgen. Ganz sicher bin ich mir wegen der Schmerzproblematik nicht, da eine Paracetamol heute keinen Effekt brachte. Untertags kann ich ihn noch gut beruhigen. Er ist viel im Tragetuch, schläft auch dort. Ab Nachmittag ist mit ihm nichts mehr anzufangen. Jede Situation kann ins Schreien kippen. Von 0 auf 100. Bisher war das Mittel der Wahl das Tragetuch, Wiegen und Summen. Schlimmstenfalls hilft nur der Föhn.
1. Wie lange darf er tagsüber im Tragetuch sein? Er soll ja auch greifen, drehen etc. lernen. 2. Wie lange gibt man Pipenzolat bzw. woher weiß man, dass die Bauchwehzeit vorüber ist, wenn ein Medikament die Symptome ausschaltet? 3. Gilt die Schrei-/Bauchproblematik ab tatsächlichem o. korrigiertem ET?
von
Stadtkind
am 13.01.2014, 07:31
Antwort auf:
Beruhigen gelingt oft kaum + Pipenzolat
Hallo, wenn man die so genannte Reife des Darmes samt seiner bakteriellen Besiedlung zur Ursache der Schreiens erklärt, dann beginnen die berühmten 3 Monate ab dem eigentlichen Geburtstermin. Macht man nur Dysbalancen in der Eltern-Kind-Beziehung zur Ursache, dann gilt die Dauer ab der erfolgten Geburt. Aber so genau muss man das nicht nehmen. Man kann auch keine ganz klare ursächliche Unterscheidung vornehmen. Es mischen sich in der Regel körperliche Reifungsprobleme und Dynamiken in der Eltern-Kind-Beziehung. Denn der schreiende Säuglinge verursacht Belastungen bei den Eltern und belastete Eltern reagieren oft nicht geduldig genug auf ihr Kind. Trotzdem lohnt sich eigentlich immer erst einmal der Versuch einer günstigen Beeinflussung der Darmbesiedlung. Weil doch ca. ein Viertel der Säuglinge Darmprobleme hat und schreien, kann es bei geschicktem Vorgehen gelingen, dieses Viertel einigermaßen beschwerdefrei zu machen. Das hilft den Kindern wie den Eltern.
Die emotionale Instabilität eines Säuglings ist allerdings mehr ein Temperamentsfaktor, auf den man ohnehin nur durch zuverlässiges Eingehen auf sein Kind günstig einwirken kann. Ob man dazu Hilfmittel wie das "weiße Rauschen" benutzt, oder eifrig herumträgt, ob auf dem Arm oder im Tragetuch, ist einerlei. Übrigens kann man seinen Säugling den ganzen Tag herumtragen (s. Länder der "drittenWelt"), die statomotische Entwicklung geht ungehindert weiter, und wenn der Säugling loskrabbeln will, dann beschwert er sich im Tuch.
Pipenzolat gibt man, solange es einem nötig erscheint. Und um zu erfahren, ob es nicht mehr nötig ist, muss man es einen Tag oder zwei einmal weglassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viele Eltern aus Angst vor Nebenwirkungen tendenziell zu früh weglassen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 14.01.2014