Alleinerziehend, na und?

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Alleinerziehend ins Ref (Lehrer)

Thema: Alleinerziehend ins Ref (Lehrer)

Hallo, mein Studium neigt sich dem Ende zu und bald muss ich mich für das Ref bewerben. Und langsam wird die Frage, wie ich das alles schaffen soll, immer größer. Daher die Frage: Hat jemand das alleinerziehend gerockt und hat Tipps? Habt ihr das als volle, 3/4 oder halbe Stelle gemacht? Ich freue mich über jede Erfahrung!!!!!!

von JulieMaria am 15.04.2023, 16:02



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Hallo, Ich bin zwar nicht alleinerziehend, befinde mich aber im Ref und habe ein Kleinkind. Ich mache es in Vollzeit und das ist auch mit Mann und Großeltern in der Nähe oft nicht leicht. Weniger wegen der Menge an Arbeit und mehr wegen der ständigen Belastung, Leistung zeigen zu müssen. In welchem Bundesland möchtest du das Ref. machen? Nicht in jedem ist nämlich Teilzeit möglich. Z.B. Hessen bietet es nicht an. Außerdem sind die Anforderungen zwischen den Bundesländern sehr verschieden. Ich lebe zum Glück in Thüringen, wo tatsächlich Wert auf das Dazulernen und Ausprobieren gelegt wird. Aus anderen BL hört man da anderes (Z.B. Hessen, Niedersachsen, Bayern...). Ich würde auf jeden Fall Teilzeit empfehlen. 3/4 oder 1/2 würde ich vom Alter und der Menge der Kinder sowie der Betreuungssituation abhängig machen. Ich kenne 2 Mütter die 1/2 gemacht haben. Eine hat drei Kinder und ist völlig überfordert. Bei 3/4 bin ich nicht mal, sicher, ob das hier überhaupt gehen würde. LG und viel Erfolg!

von MaGin am 15.04.2023, 20:37



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Danke für deinen Beitrag! In SH - hier geht 1/2 oder 3/4 aus familiären Gründen, die ja ganz offentsichtlich zutreffen! Ich hab ein Kleinkind, das auch noch U3 oder gerade 3 sein würde, wenn es losgeht... Es gibt ja auch noch viele andere Faktoren leider - 1/2 Stelle würde auch 1/2 Ausbildungsgehalt bedeuten, 3 weitere Jahre gerade mal mit Zuschüssen auf das Existenzminimum zu kommen, wieder ständig Anträge stellen zu müssen etc... Da denke ich mir eher, Zähne zusammenbeißen und durchschlagen. Andererseits mache ich das gerade schon seit einem Jahr im Studium, um endlich fertig zu werden, und habe das Gefühl, dass mir so viel Zeit mit dem Zwerg fehlt und ich sie viel lieber mehr sehen würde.

von JulieMaria am 15.04.2023, 21:32



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Um welches Lehramt geht es denn. Ich mache Gymnasium. Das ist halt auch in der Vorbereitung und Nachbereitung oft sehr zeitaufwendig. Naja aber 3 ist doch nicht mehr soo klein. Da kann sie? Sich ja auch schon gut selbst beschäftigen. Hast du denn einen Vollzeitplatz im Kiga? Das wäre aus meiner Sicht die Voraussetzung für Vollzeit. Außerdem geht zumindest hier der Seminartag für mich mit Anreise ca. 13h. Ich kann also weder zur Kita bringen, noch abholen. Das hängt natürlich aber von der Entfernung zum Seminar ab. Das ist übrigens unabhängig von Voll- oder Teilzeit. Du wirst dich insgesamt darauf einstellen müssen, weniger Zeit fürs Kind zu haben. Ich hätte mir Teilzeit nicht vorstellen können, musste es zum Glück aber auch nicht. Ich will dir keine Angst machen, aber die Zeit ist wirklich hart und auch nicht wirklich mit dem Studium vergleichbar. Wenn du aber gut organisiert bist und deine Tochter auch mal tageweise anderswo betreut werden kann, schaffst du das. Dem Notendruck würde ich aber widersprechen. Zumindest hier ist der Lehrermangel sehr groß, besonders für Realschulen.

von MaGin am 16.04.2023, 07:47



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Ich würde sagen: egal ob halb oder Dreiviertel oder ganz: Du brauchst ein gutes Netzwerk. Alleinerziehend heißt ja nicht, dass Großeltern, der Vater, Freunde… helfend und unterstützend einspringen können. Der Nachteil bei Teilzeit im Ref ist, dass du die unteilbaren Aufgaben und die Seminare nicht reduzieren kannst, es reduziert sich nur das Geld. Das heißt: Für Konferenzen und Seminartage musst du schon voll da sein und darfst auch nur 2(?) mal fehlen. Wenn du also keine Unterstützung bei der Kinderbetreuung hast, wird das schwierig… Das Ref ist hart, Lehrermangel hin oder her. Ich würde empfehlen, ein gutes Netzwerk aufzubauen und dann Vollzeit ins Ref zu gehen. Du kannst übrigens auch noch während des Refs auf TZ wechseln.

von KatjaJ am 18.04.2023, 19:48



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Hallo, es steht und fällt mit deiner Betreuungssituation... Je nach Schule und Schulart kommen Konferenzen, pädagogische Gesprächen.... dazu, die am Nachmittag bis in den Abend liegen können. Das hast du auch bei einer halben Stelle. Dazu die Module, die auch mal am anderen Ende von SH liegen. Je nach Fächern und Schulart ist die Endnote relevant und damit vielleicht auch dein Druck ein (sehr) gutes Examen zu machen. Du kannst auch mit deiner Schulleitung sprechen, bei uns wird - soweit möglich - auf die familiäre Situation Rücksicht genommen. Alles Gute, bobcat

von bobcat am 15.04.2023, 21:47



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Hallo! Hier muss ich mal widersprechen. Es werden überall händeringend Lehrer*innen gesucht. Wer jetzt das Ref einigermaßen hinbekommt, wird auch vom Markt gepflückt. Da muss sich vermutlich niemand um die Noten Sorgen machen. Ich persönlich finde es ambitioniert mit Kind, und dann noch alleinerziehend, aber das ist auch Typfrage; wenn Du gut organisiert bist und das Kind täglich lange genug betreut ist und wenig krank (hoffentlich), wirst Du das hinbekommen. Ich drücke die Daumen! Viele Grüße Sileick

von Schniesenase am 16.04.2023, 23:20



Antwort auf Beitrag von JulieMaria

ich habs vollzeit (denn das ref ist ja schon "nur" eine lehrer-teilzeitstelle) gemacht, hatte aber ein sehr gutes netzwerk (kita plus großeltern beider seiten), eine sehr entgegenkommende schule und ein sehr entgegenkommendes seminar. ich denke, dass sind die faktoren, die stimmen müssen plus eine sehr gute belastbarkeit und selbstorganisation. und natürlich die überlegung, was danach passieren soll: der lehrerberuf ist nicht einfacher als das ref, lernen und dich abstampeln müssen wirst du noch die nächsten jahre, und mit schuleintritt des kindes wird die betreuungssituation nciht besser also: netzwerk ist das a und o plus ganz viel persönliche kraft LG

von kuddelmuddel am 20.04.2023, 13:36



Antwort auf Beitrag von JulieMaria

Ich habe mein Ref mit 3 Kindern geschafft. Zwar nicht alleinerziehend aber mit SEHR SEHR wenig Unterstützung vom Vater und auch nur mit etwas Unterstützung durch eine Oma. Es war die absolute Hölle für mich und die Kinder. Alleinerziehend stelle ich mir da schon besser vor. Jedes zweite Wochenende wäre das Kind beim Vater. Das schafft ein großes Zeitfenster, das ich nie hatte. Ich habe gearbeitet, wenn die Kinder schliefen. 5uhr morgens oder nachts oder beides. Hier in NRW geht nur ein wenig Teilzeit. Das habe ich auch genutzt. Aber der Hauptfaktor war die Schule. Durch gute Kollegen schafft man es, nicht den Verstand und die Nerven zu verlieren.

von kia-ora am 21.04.2023, 19:27



Antwort auf Beitrag von JulieMaria

Ich weiß nicht, ob's noch gelesen wird, aber ich möchte dir (oder vielleicht auch anderen) gerne meine, weitestgehend positiven Erfahrungen mitteilen: ich bin mit einem knapp 5-jährigem und einem Säugling mit zwei Monaten Verspätung ins ref (war nur in Vollzeit möglich) gestartet und war zum Schluss alleinerziehend. Ich war (&bin immer noch) in rlp und hatte schon vor ref-beginn geschaut, welche Schulen für mich sinnvoll wären (ich kannte zum Glück ein paar), hab da angefragt, ob ich da aus ihrer Sicht mein ref machen könnte und hab dann eben auch in meine Bewerbung geschrieben, dass ich an den beiden Schulen bereits eine mündliche Zusage hätte und mich sehr freuen würde, wenn das berücksichtigt werden konnte (wurde es zum Glück). So hatte ich gute Schulen, nette Mentoren, gute Fachleiter und in der regel nicht unendlich weite Fahrtwege. Start war bei uns morgens normalerweise nicht vor 8.30uhr. Oft war gegen 14uhr Schluss, manchmal aber eben auch später. Meine Kinder hatten beide einen Vollzeitkindergartenplatz (ab dem 1. Geburtstag), der, wenn niemand anders sie früher abholen konnte, auch das ein oder andere Mal genutzt wurde. Kam ich vielleicht morgens doch Mal zu spät zu einer seminarveranstaltung, weil ich durch die Kinder nicht früher los konnte und mir dann eben doch ein Stau in den weg kam, hab ich mich entschuldigt und dann war das halb so wild. Außerdem hab ich mich wegen der Noten nicht gestresst. Ich wusste, ich musste "nur" bestehen, um danach eine Stelle zu bekommen. Das hat bei mir unheimlich Druck raus genommen. Wenn ich Zuhause war, hab ich möglichst viel Zeit mit den Kindern verbracht, eben weil sie begrenzt war. Aber dann war ich auch gedanklich voll bei den Kindern und hab die Zeit genossen. Der Unterricht und ähnliches wurde meist am Abend oder am Wochenende vorbereitet und wenn ich keine Zeit hatte, solche Dinge zu perfektionieren, dann wären sie eben nicht perfekt. Letzten Endes bin ich so ingesamt recht entspannt durchs ref. Vermutlich auch, weil ich wusste, was wirklich wichtig ist im Leben (u.a. meine Kinder und eben nicht irgendeine Note) und mir nicht die ganzen Nächte für irgendwelche Aufgaben um die Ohren geschlagen habe. Geschafft habe ich das ganze so mit einer Abschlussnote von 1,8. Geblieben bin ich auch an meiner Wunschschule Ich denke, man muss sich gut organisieren, auf vorhandene Hilfen zurückgreifen und akzeptieren, dass man nicht alles perfekt macht. Wenn man dann noch etwas Glück mit seinen Schulen und/ oder seinen Fachleitern hat, kann das ref auch mit kleinen Kindern eine schöne und erfolgreiche Zeit werden. Ich drücke dir jedenfalls die Daumen!

von MamaLausemaus am 07.08.2023, 09:31