Frage: Nähebedürfnis und Kita-Start

Sehr geehrte Frau Henkes,  meine Tochter ist knapp 2,5 Jahre alt und darf ab September in die Krippe. Seit Geburt hat meine Tochter ein starkes Bedürfnis nach Nähe. In den ersten 6 Monaten hat sie sehr viel geschrien und ich habe versucht ihr  durch eine reizarme Umgebung,  viel Stillen und ganz viel Nähe Sicherheit zu geben.  Seit sie 2 Jahre ist gehen wir in eine Spielgruppe, zum Kindertanzen und zu einem Kindertreff.  Sie sitzt währen der ganzen Zeit auf meinem Schoß (oder läuft beim Kindertanzen neben mir her) und schaut fast nur auf den Boden daher habe ich sie jetzt nach 6 Monaten wieder abgemeldet, ich möchte sie  zu nichts zwingen was ihr keinen Spaß macht.  Zu Hause möchte sie fast nur an meiner Hand laufen oder getragen werden. Wenn wir etwas zusammen spielen ist sie ausgeglichen und zufrieden, aber sobald ich aufstehe um z. B. etwas zu kochen oder weil wir das Haus verlassen müssen bereitet ihr das noch ziemliche Probleme. Auf dem Spielplatz spielt sie nur dann wenn nicht mehr als ca 2 weitere Kinder da sind und auch nur dann wenn ich immer daneben stehe und z. B. ihre Hand halte oder mitspiele. Sie isst nur etwas wenn sie auf meinem Schoß sitzt (wenn sie alleine sitzen soll isst sie den ganzen Tag nichts) und fängt dabei seit kurzem an nach mir zu treten oder mich ins Gesicht zu schlagen. Ich setze sie dann ab, das Essen ist erstmal beendet und sage ihr dass sie das nicht darf.  Teilweise ist mir nicht mehr ganz klar ob es sich noch um ein Bedürfnis nach Nähe oder eine Art Machtkampf handelt.  Im September soll bzw darf sie in eine Krippe. Da sie dann noch nicht 3 Jahre alt ist und ihr Kinder und eine hohe Lautstärke im Moment noch Angst machen habe ich sie in einer Krippe mit Kindern von 1-3 Jahren angemeldet, sie ist dann  eine der ältesten Kinder dort. Was mir Kopfzerbrechen bereitet ist dass ich sie dort für 7 Stunden am Tag abgeben muss weil ich wieder arbeiten muss. Ich bin alleinerziehend und müsste wenn es in der Krippe nicht klappt meinen Job kündigen (wenn es nicht anders geht wäre das aber grds. eine Option). Auch kurze Trennungen von mir funktionieren noch überhaupt nicht, andere Personen lässt sie nicht an sich ran. Den Zahnarztbesuch, Osteopathie und Kinderarztbesuch mussten wir abbrechen weil sie sich so an mir festgekrallt hat und Angst hatte sodass wir ohne Behandlung wieder gegangen sind. Haben Sie einen Tipp für uns dass wir diese Phase besser bewältigen können (Trotzphase und ein starkes Bedürfnis nach Nähe) und ist ein Kitabesuch mit 7 Stunden pro Tag zumutbar ? Danke für Ihre Einschätzung.  

von Ellis_mom am 16.05.2024, 17:23



Antwort auf: Nähebedürfnis und Kita-Start

Guten Tag, Ihre Beschreibung lässt durchaus auf einen Machtkampf und ein starkes Dominanzstreben Ihrer Tochter schließen. Mit zweieinhalb Jahren ist sie in der Trotzphase und will bestimmen und sich durchsetzen. Das ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. Ihre Tochter muss aber auch lernen, dass Sie ihren Willen nicht immer durchsetzen kann und dass Sie die Regeln vorgeben. Eine Zweieinhalbjährige muss nicht ständig an der Hand der Mutter gehen. Das können Sie umgehend beenden. Ihre Tochter muss auch nicht auf Ihrem Schoß essen. Wenn Sie ihr diese Möglichkeiten verweigern, wird sie sicherlich wütend werden oder weinen. Das ist ganz in Ordnung, denn sie darf sich ärgern. Das bedeutet aber nicht, dass sie zu bestimmen hat. Den entstandenen Konflikt sollten Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter durchstehen. Trösten Sie sie, weil sie die Frustration aushalten muss. Das ist in dem Alter nicht leicht. Zeigen Sie ihr aber auch, dass Sie stark sind und sich von einer Zweijährigen nicht dominieren lassen. Kann Ihre Tochter zum Vater eine Beziehung bekommen? Haben Sie Verwandte oder Freunde, zu denen sie Kontakt hat und die bei der Ablösung von Ihnen helfen können? Für das Gelingen des Krippenbesuchs ist es vor allem wichtig, dass Ihre Tocher genügend Eingewöhnungszeit bekommt. Es könnte hilfreich für Sie sein, wenn Sie eine Kleinkindambulanz aufsuchen oder sich an eine Familienberatungsstelle wenden. Dort kann man auch Ihre Tochter kennenlernen und mit Ihnen gemeinsam herausfinden, was Ihrer Tochter die Ablösung von Ihnen erleichtern könnte. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 16.05.2024



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