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Duzen an der Hotline ...

Thema: Duzen an der Hotline ...

Hallo, ich habe gestern bei der H & M - Hotline angerufen, weil ich etwas wegen einer Bestellung klären musste. Die Dame am Telefon duzte mich während des Gesprächs konsequent. Ich bin bestimmt nicht konservativ, aber das fand ich schon etwas befremdlich und auch ein bisschen affig, so nach dem Motto "Wir sind ein ganz jugendliches Unternehmen." Käme diese Botschaft wie gewünscht bei euch an, oder fändet ihr das auch eher plump ? Liebe Grüße, Gold-Locke

von Gold-Locke am 14.04.2016, 14:46


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Ich kann mir schon vorstellen, dass das unternehmenspolitik ist. Geht mir immer so, wenn ich von der Arbeit aus für Gruppen im kletterwald Termine buche. Die duzen auch jeden, ist wohl einfach so. Ich finde es eher amüsant. Vor allem bei H&M.

von kanja am 14.04.2016, 15:12


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Ich liebe ja diese Duzerei im Radio: "Vor dem Elbtunnel stehst du zwei Stunden im Stau", dabei sitze ich am Frühstückstisch.

von stjerne am 14.04.2016, 15:37


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Ehrlich gesagt, bin ich mittlerweile auf Radiosender umgestiegen, bei denen ich bitte nicht geduzt werde. Dafür fühle ich mich definitiv nicht mehr jung genug! Ansonsten kommt es für mich aber sehr auf den Kontext an - wir hatten jetzt eine Laufreise zum Marathon, da haben sich alle untereinander ganz selbstverständlich geduzt. Und wenn ich bei irgendwelchen Blogger-Events unterwegs bin, wird i.d.R. auch hemmungslos geduzt. Und hier im Forum duze ich ja auch. :-) Mit-Eltern im Kindergarten - ähm, ja, von mir aus duze ich nicht unbedingt (wenn man sich nicht ewig / wirklich gut kennt), aber wenn die Renate und der Peter halt gerne geduzt werden wollen, bemühe ich mich, sie nicht unglücklich zu machen. Im dienstlichen Kontext fände ich bei mir Duzen übel daneben. Ich duze meine Bürger nicht. Und ich will doch nicht meinen Prozess verlieren, weil ich den Richter freudig mit einem "Mensch, altes Haus, wie geht's dir heute!?!" begrüße. Auch wenn man so durchaus nett plaudern kann, aber definitiv per Sie und unter Wahrung gewisser Formen! :-)

von Leena am 14.04.2016, 18:59


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Hallo, ich frag dann immer nach "... kennen wir uns oder warum duzen Sie mich?" Ich mag das auch überhaupt nicht, weder bei IKEA noch sonst wo. LG, Philo

von Philo am 14.04.2016, 20:29


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Kommt für mich auf die Situation an. Bei einem Unternehmen wie H&M welches eher die junge Generation ansprechen will, ist das vollkommen ok. Es steht Dir ja frei Deinen Gesprächspartner darauf hin zu weisen wenn Du auf "sie" bestehst. Ich finde, dieses "du" schafft mehr Nähe und Vertrautheit. Aber als plump würde ich es nicht bezeichnen. Bei uns auf dem Sportplatz sagen übrigens alle "du" zueinander. Egal ob man sich kennt, oder nicht.

von Pebbie am 14.04.2016, 21:21


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Hallo, ich habe bis zu meinem Wegzug in einem (jedem bekannten) rein dt. Unternehmen gearbeitet, dessen firmeninterne Philosophie es war dass sich ALLE duzen. Von der Putzfrau bis zum CEO. Fand ich jetzt nicht prickeln, war aber eben so. Dort gab es 2 Hotlines: eine für Geschäftskunden, eine für Privatkunden. Aber bei KEINER der beiden wurde geduzt. Da ich die Hotlines mit betreut/geleitet habe weiß ich das. Mach "man" in Deutschland einfach nicht. Wobei ich bei Leena bin: und ich eher in meinem Umfeld gerne Duze, ich bin ein so gar nicht "steifer" Mensch :-) Gruß D

von desireekk am 15.04.2016, 03:12


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Ich finde das in keiner Weise schlimm-vielleicht liegt es aber auch an meiner räumlichen Nähe zu den Niederlanden, meiner SPD-Mitgliedschaft (ich habe auch Johannes Rau geduzt, als er mir mal begegnete) und meinem sozialen Beruf, wo duzen -außer mit Fremden- durchaus zum Tagesgeschäft gehört? Es gibt Unternehmen, wo das Duzen zum Konzept gehört. Ich war letztlich bei "Super Cut" und da wurde ich auch selbstverständlich geduzt. Ich fand das angenehm. Aber ich fühle mich auch nicht alt.

von 3wildehühner am 15.04.2016, 09:32


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Also in meinem direkten Umfeld bin ich da auch locker und duze gerne schnell und lasse mich auch gerne duzen, z.B. von anderen Müttern, die ich bisher nicht kannte, beim Sport, etc. Aber von einer wildfremden Frau anonym am Telefon geduzt zu werden, fand ich doch schon plump. Ich bin Grundschullehrerin und duze mich auch mit all meinen Kolleginnen, aber ich käme ja jetzt nicht auf die Idee, die Eltern meiner Schüler zu duzen, um mich als flott und jugendlich auszuweisen ... LG, Gold-Locke

von Gold-Locke am 15.04.2016, 11:38


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Mir ist es eigentlich total egal,wer mich duzt wird nicht gesiezt,allerdings ist das bei fremden nicht so meins,ich arbeite in der Pflege,unter Kollegen gibt es kein sie,auch beim Chef nicht,bei den Patienten kommt es drauf an,von einigen wird es gewünscht,das einzige was ich ablehne ist es von Patienten geduzt zu werden die Probleme mit Distanz haben,andererseits sehen mich einige seit zehn Jahren häufiger wie die eigenen Kinder,da ist das für mich gar kein Problem

Mitglied inaktiv - 15.04.2016, 17:12


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Hej allesammen! Mich hat das Thema jetzt mal als eine interessiert, die immer wieder im Deutschunterricht darauf hinweist, daß in Dtld. das förmliche "SIE" noch absolut gebräuchlich ist. Beim Konjuhgieren ja auch die einfachere Lösung! Da sich aber gerade durch das Internet da viel verändert, ist es prima, so eine Diskussion wie hier zu lesen. Trotzdem ein paar Klugscheißer-Anmerkungen: Das "du" im Radio könnte zumindest nach der Schreibweise vor der Rechtschreibreform auch durch das unpersönliche "man" ersetzt werden, es bedeutete kleingeschrieben früher dasselbe und war eben NICHT die persönliche Anrede. Zugegeben, sieht man im Radio nicht, könnten die aber auch so meinen. Denkt nur mal an Sätze wie "da kommt dies und das zusammen - ja, und dann haste den Salat". Damit ist dann auch eher allgemein gesprochen als nun konkret ein Gegenüber gemeint. Ich lebe nun in einem Land, wo alle zueinander DU sagen (bis auf die Königin), und ich fand das anfangs sehr befremdlich. Es ist aber auch ein Fehler zu glauben, dadürch sei jeglicher Respekt und Authorität aufgehoben oder Schranken eingerissen. Es gibt ganz sicher weniger Hierarchie hierzulande, aber das liegt nicht am Duzen. So wie auch ein Engländer genau weiß, daß "you" nicht gleich "you" ist. Wie durchklingt, finde ich es gut, sich zu siezen, ich mag auch die Form aus der Schule, also Vornamen und Sie. Und meine Große, hier aufgewachsen und jung, wunderte sich selbst über sich, als sie meinte: "Komisch, in DK stört es mich doch auch nicht, das ist ja normal, daß alle sich duzen ,aber wenn jemand in Dtld. jetzt "du" zu mir sagt, obwohl ich den nicht kenne, stört mich das..." Ich würde bei H & M wohl auch darauf tippen,daß die eben auf das junge Publikum zielen, vielleicht würde ich nichts sagen, aber es könnte genauso gut sein, daß ich darauf hinweisen würde, daß ich die Mutetr bin und gesiezt werden möchte - noch haben wir kein Bier miteinandergetrunken oder wie die königin hier mal eine nJoutrnalisten zurechtwies, der sie duzte: Wir haben nicht im Sandkaszten miteinander gespielt. So isses. ich lese gerne weiter mit, um Eure Haltung zu mDuzen zu erfahren und vielleicht auch authentischer als fürher weitergeben zu können. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.04.2016, 18:56


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Zugegeben, ich bin schon sehr müde. Aber mich interessiert doch, was für ein “man“ außer eben diesem hier du meinst? Groß geschrieben? Der ManN??? Vor der Rechtschreibreform??? Hilf mir mal vom schlauch runter, bitte. Vom Konjugieren rede ich gar nicht.

von kanja am 15.04.2016, 21:28


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Hej! ich verstehe Deine Frage nicht. Welches andere "man" als das unpersönliche, verallgemeinernde gibt es denn noch??? Früher verallgemeinerte man , indem man eben dieses "man", das kleingeschriebene "du" oder das Passiv einsetzte (etwas wird so und so gemacht"... dann fehlte eben auch eine konkrete Person). Nun ist nach der Rechtschreibreform die Groß- udn Kleinschreibung bei den Personalpronomen geändert worden, da ist der Unterschied dann leider nicht mehr sichtbar. Was das alles mit Konjugieren zu tun hat, weiß ich jetzt -- man wird immer in der 3. Person Singular konjugiert, fragst Du auch danach? So lernen es jedenfalls meine Deutschschüler. Mehr Fragen? Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 16.04.2016, 15:28


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

"du" wurde auch vor der Rechtschreibreform kleingeschrieben, wenn es nicht in einem Brief verwendet wurde. Beim Radio-Du geht es darum, dass der Hörer sich angesprochen fühlen soll, das ist doch klar. Ich habe während des Studiums im Telefonverkauf gearbeitet und wir waren angehalten Formulierungen zu benutzen wie "ich habe hier für Sie noch ein besonderes Angebot", "wir haben für Sie dieses Produkt entwickelt", "ich möchte Ihnen xy vorstellen", "was darf ich noch für Sie notieren" (oh Gott, Erinnerungen...). Angeblich stehen die Kunden drauf, ich finde es nervig, aber beim Radio ist es das gleiche Prinzip, nur in flippig und jung und daher mit "du".

von stjerne am 16.04.2016, 21:03


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Stjerne -- ja natürlich, du wurde nur als Anrede geschrieben groß geschrieben.-- also im Prinmzip in Brief, auf Zetteln oder Bescheiden, bei denen man sich duzte. In wörtlicher Rede nicht. Und gesprochen sieht man es eh nicht. Aber wenn es es sozusagen Anrede war, weil zu einem Gegenüber geäußert (und nicht als wörtl. Rede in einem Buch oder Brief oder ...) und trotzdem kein bestimmtes Gegenüber gemeint war, dann war es das allgemeine du in Bedeutung von "man", und das war eben kleingeschrieben.. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 16.04.2016, 22:57


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Glaube mir, Formulierungen wie "wir haben für dich mal nachgefragt, was die neue Steuerregelung für deine Ersparnisse bedeutet" oder "welche Bands du in Scheeßel hören kannst, sagen wir dir gleich, aber erst haben wir für dich noch die Nachrichten zusammengestellt" sollen dem Hörer das Gefühl geben, Teil des Geschehens zu sein. Ich habe viele Jahre im Bereich eines solchen Senders gelebt.

von stjerne am 16.04.2016, 23:19


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich verstehe das mit dem groß oder klein geschrieben leider immer noch nicht. Ist aber egal. Mir ist ja auch völlig klar, was die Strategie hinter dem duzen soll, sowohl im Radio als auch an der Hotline.

von kanja am 17.04.2016, 10:42


Antwort auf Beitrag von kanja

daß die Rechtschreibreform eben gemacht wurde, weil viele die geltende Logik der Grammatikregeln nicht verstanden. ich fand und finde sie immer noch meistens logischer als die neuen, aber naja... gehört für mich zu den vielen "Merkwürdigkeiten" der Kohlregierung... Was die Absicht der Duzer angeht, klar, die Absicht merkt man und ist verstimmt - wie man sieht (frei nach Schiller). Schönen Sonntag - Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.04.2016, 11:55


Antwort auf Beitrag von stjerne

Das bestreite ich doch nirgends! Lies bitte genau nach. danke. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.04.2016, 22:26


Antwort auf Beitrag von Gold-Locke

Mich nervt diese Dauer-Duzerei total. Ich bin über 50 Jahre alt und finde, dass ich mir das "Sie" da schon redlich verdient habe. Bisher dachte ich, ich bin die einzige, die das stört, sehe aber hier, dass es wohl auch noch andere gibt. Ich war kürzlich mit meiner Jüngsten bei einer Schulung im Apple-Store. Am Tisch saßen 7 Leute: 1 Teenager (meine Tochter), 1 Frau in den 50ern (ich) und 5 Leute über 65 (ich schätze, die Älteste war an die 80). Der Jüngling, der den Vortrag hielt, hatte tatsächlich die Dreistigkeit, uns alle zu duzen. Ich fand es total unpassend, hatte aber nicht den Mut, etwas zu sagen. Beim nächsten Mal werde ich es mir aber verbitten, ich finde es respektlos - Apple-Kultur hin oder her! Silvia

von Silvia3 am 16.04.2016, 23:19


Antwort auf Beitrag von Silvia3

Hej Silvia! das ist ja wirklich frech! ich wäre auch konsterniert gewesen,w ahrscheinlich fehlt einem erstmal auchd ie passende Antwort udn Spucke. Mach´s wie die hiesige Königin, die in einem Land voller Duzerei und selbst ja eigentlich eine sehr volknahe Monarchin udn gar nicht steif, dennoch einen forschen Reporter in die grenzen verwies, vor laufender Kamera (es wurde öfters wiederholt): "Wir haben nicht im Sandkasten miteinander gespielt.". Eben! Und wie gesagft, selbst meine Große, jung und ans Duzen sämtlicher Erwachsenen gewohnt, findet es frech, wen nsie i nDtld. einfach geduzt wird. seufz: Ich versuche, es meinen Schülern hier beizubringen --- und dann kommen die nach Dtld. und werden da gleich geduzt? Wie glaubwürdig bin ich dann noch? Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.04.2016, 00:48


Antwort auf Beitrag von Gold-Locke

Hallo, diese Duzerei Fremden gegenüber ist auch nicht meins und geht mir auf die Nerven. So kann ich Besuche bei Ikea auch deswegen zunehmend weniger ertragen. Dieser Umgang mit Kunden mag aber bei Ikea und auch bei H+M aus dem Herkunftsland kommen. Schließlich kommen beide aus Schweden, und dort wird meines Wissens nach sogar der König geduzt. Ursels Ausführungen mit dem "du statt man" kann ich nicht ganz folgen. Natürlich ist das verallgemeinernd gemeint und nicht stjerne am Küchentisch. Hier soll das Duzen natürlich Jugendlichkeit und Nähe suggerieren. Besonders amüsant finde ich übrigens immer die Interviews mit Fußballern: "Wenn du 3:1 führst, darfst du natürlich nicht pennen und musst den Sack zu machen". Wer, ich???? Gruß Tai

von Tai am 17.04.2016, 11:52


Antwort auf Beitrag von Tai

Tai, genau da ist es doch: Der Fußballer meint ja nicht DIch, sondern könnte genauso gut "man" sagen. Und auch wenn es eben die meisten nicht gewußt haben, nicht kapiert haben etc. - es war so, daß das kleingeschriebene du eben keine persönliche Anrede war,, sondern die Verallgemeinerung. Und die wird ja leider auch sehr inflationär (und unzutreffend) mit "man" benutzt - da frage ich oft: Wer - ich? Nein, du trauerst, du wüdest, du fühlst .... du reagierst so --- ich mache das anders..... wieder andere nochmal anders .... Die Leute reden eindeutig von sich, müßten also die ICH-Form verwenden, benutzen aber das verallgemeinernde "man", hinter dem "man" sich eben mehr verstecken kann... es wirkt anonymer. "Man" redet über seine Gefühle - und dann eben doch nicht richtig... Nur DU als wirklich persönliche Anrede wurde früher großgeschrieben. Das kleingeschriebene entsprach dem "man" - wie in dem Fußballersatz. Aber vermutlich wurde es eben genau darum (auch) abgeschafft, weil so wenige diese Regeln kannten und befolgten. Und so wird Sprache eben kleiner und dem Minimum angepaßt,... schade oft. Nichts gegen Entwicklung, aber man muß ja nicht jede Verringerung mitmachen! Gruß Ursel, DK - zugegebenermaßen hierzulande als Grammatik- und Sprachfreak berühmt-berüchtigt. Aber Grammatk ist für Dänen sowieso ein böhmisches Dorf oder sogar zwei...

von DK-Ursel am 17.04.2016, 12:03


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

o.T.

von DK-Ursel am 17.04.2016, 12:04


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ja, natürlich kann man das verallgemeinernd verwenden, im Radio geht es aber darum, dass der Hörer sich angesprochen fühlen SOLL und das nervt, wenn man sich gar nicht angesprochen fühlen WILL.

von stjerne am 17.04.2016, 12:22


Antwort auf Beitrag von stjerne

Ja, stimmt - das habe ich auch so verstanden. Von Kanya kam aber die Frage genauer nach dem "du". Duzen ohne "Berechtigung" finde ich auch absolut frech und despektierlich. Wie schon erwähnt, mag ich sogar in bestimmten Fällen die Sie-Form + Vorname. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.04.2016, 12:59


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich habe eher den Eindruck, dass dieses "du statt man" etwas Neueres ist. Inflationär gebraucht von Fußballern, allgemein aber doch wie so vieles aus dem englischen Sprachraum übernommen (you use the going to future when you....). Sonst ist es vielleicht noch in südlicheren Dialekten verbreitet gewesen "Do schaffsch dr ganze Dag ond hosch doch koi Geld""- Ursel, du verstehst es?. Mein Sprachempfinden schreit einfach, wenn "du" als Indefinitpronomen verwendet wird, das kann ich nicht leiden

von Tai am 17.04.2016, 17:01


Antwort auf Beitrag von Tai

Hej Tai! Ich schreie auch bei "man" auf, wenn die Leute eigentlich nur von IHREN ureigensten Gefühlen und Gedanken reden. Aber nein, dieses "du" wird vielleicht wieder öfter angewendet, das weiß ich nicht, ich schaue Fußballerinterviews nicht, aber ich kenne das genau aus meiner Schulzeit, dem Studium und danach, und DAS ist eindeutig VOR der Rechtschreibreform und leider schon sehr lange her. Auf meinem Gymnasium war "man" sehr sprachbewußt, jeglicher Absitieg vom Hochdeutsch in die "unteren" Bereiche wurde tunlichst geächtet - ich habe da auch gelernt, mich sprachlich selbst zu beobachten und ggf. mal selbst zu erziehen,wen nich mir was Dummes angewöhnt habe. Aber ich vergesse auch nie das schamhafte Erröten einer dieser strengen Lehrerinnen, als sie selbst plötzlich mal "watt" statt "was" sagte... Von daher war uns sehr bewußt gemacht worden, wann man "du" und wann man "Du" schreibt! Mir fiel noch ein, daß man das im Englischen ja auch macht, da nimmt man öfter verallgemeinernd "you" als "one" und meint in beiden Fällen "man". Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.04.2016, 17:11


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Warum schreibst du muß, daß, sprachbewußt,....? Das wird doch seit der von dir sehr oft erwähnten Rechtschreibreform jeweils mit zwei s geschrieben. Wie bringst du es deinen Schülern bei?

von Carmar am 17.04.2016, 18:19


Antwort auf Beitrag von Carmar

Weil ich als Auslandsdeutsche mich privat nicht daran halte, was damals eingeführt wurde. Da habe ich lieber meine Energie darauf gesetzt, (halbwegs richtig) Dänisch zu lernen statt von vorher richtiger Rechtschreibung auf (willkürlich beschlossene) neue in meiner Muttersprache... Meine Schüler lernen hauütsächlich reden und wir haben im Buch natürlich die richtigen Vorgaben, also ganz ruhig: Wenn die Dänen, die hier Deutsch lernen, überhaupt mal so weit sind, daß sie ein s vom ß unterscheiden können, lernen sie es auch richtig von mir. Aber DER Weg ist lang! Das liegt in derart weiter Ferne, daß sich die wenigsten darüber je ernsthaft den Kopf zerbrechen müssen. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.04.2016, 19:32


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ja, man statt ich nervt mindestens genauso. Der Fußballer sagt dann "Wenn du drüber nachdenkst, bist du schon traurig über die Klatsche." Wer, ich, du, man oder halt er selbst... Aber egal ob Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien :)

von Tai am 17.04.2016, 20:06


Antwort auf Beitrag von Gold-Locke

Ich mag es nicht, wenn man in (z.B.) VHS-Kursen zum Gruppen-Du gezwungen wird. Und in der Pause oder auf dem Weg zum Auto gehen dann alle wieder ins Sie über. was soll das? Vor ein paar Jahren hatte ich Kontakt zu einer alten Dame, die einen im Plural angesprochen hat. Der Sohn (bei Muttern wohnend, inzwischen in Rente, damals kurz vor der Rente) sprach uns auch immer im Plural an. Wir haben uns immer gefragt, ob er auf der Arbeitsstelle auch so spricht. Wir wurden als Einzelperson um Plural angesprochen (und wunderten uns gemeinsam).

von Carmar am 17.04.2016, 18:25


Antwort auf Beitrag von Carmar

Hej Carmar! Was meinst Du mit Plural --- 2.Person Plural oder wie? Aber so gesehen ist das ja auch ein "Duzen". 3. Pers. Sing. wäre auch noch eine Option, für Spinnerte: "Hat Er schon gefrühstückt?" es gibt wohl nichts, was es nicht gibt. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.04.2016, 19:35


Antwort auf Beitrag von Carmar

Das "Ihrzen" als Anrede für eine Einzelperson ist, soweit ich mich erinnere, eine süddeutsche Variante und ist ein Zwischending aus du und Sie. Wahrscheinlich mochten die beiden dich einfach.

von Tai am 17.04.2016, 19:59


Antwort auf Beitrag von Tai

o.T.

von DK-Ursel am 17.04.2016, 20:32


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Das "Ihr-zen" kenne ich aber auch, vorwiegend aus dem Arbeitsalltag. :-) "Sagt mal, habt ihr hier / könnt ihr mal..?" - war früher die völlig übliche Anrede, wenn man im Haus unterwegs war und die Leute nicht weiter persönlich kannte, aber "Siezen" wurde quasi als "zu förmlich" empfunden. In den letzten gut 20 Jahren hat sich da allerdings viel geändert, mittlerweile wird sehr streng gesiezt (auf dringende "Anregung von oben"), und nur diejenige, mit denen man sich wirklich mal aufs "Du" geeignet hat oder wirklich schon ewig gut befreundet ist, der wird geduzt. Die jungen Kollegen "Ihr-zen" (auch untereinander) schon lange nicht mehr, da wird gesiezt und dann ggf. irgendwann mal förmlich das "Du" angeboten. Ansonsten kenne ich es auch heute noch als "Familien-Anrede" aus dem Kindergarten- und Schulumfeld von meinem diversen Nachwuchs - so als "Zwischending" zwischen Du und Sie, man duzt sich (noch) nicht, aber so ganz förmlich beim Siezen ist man eben auch nicht mehr. Ach so - die Version mit "Hat Er schon gefrühstückt" ist übrigens keine "Option für Spinnerte", sondern das ganz klassische "friederizanische Er". :-)

von Leena am 17.04.2016, 20:56


Antwort auf Beitrag von Leena

Hej Leena! Es ist mir durchaus bekannt, daß das "Erzen" eine klassiche Form ist, heute aber würde ich es den ndoch für spinnert halten, wenn sich mir jemand so näherte. Ich hatte es so aufgefaßt, als würde Carmar als Einzahl-Person von jemandem so (also im Plural) angesprochen.. So wie Du es schilderst, kenen ich es auch, als flotte Umschreibung, auch ein bißchen hilflose, wenn man nicht genau weiß, was man nun wählen soll - Du oder Sie. In solche Tiefen werde ich mit meinen Schülern auch nicht steigen, die sind oft schon beim Gedanken ans Siezen überfordert, obwohl das von der Konjugation her ja die einfachste Lösung ist. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.04.2016, 21:02


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Na ja, du (im Sinne von "unpersönlich" und "man" ;-) ) hast schon einen einzelnen Kollegen mit "Könnt Ihr mal im Bezirk..?" angesprochen und nicht immer gleich mit allen potentiell anwesenden Kollegen auf einmal geredet, von daher wurde schon mit einer einzelnen Person gesprochen, sie aber quasi als "pars pro toto" angesprochen. Hilflos war es übrigens definitiv nicht, sondern ganz einfach der übliche kollegiale Umgangston, wenn man sich nicht wirklich kannte. Die "klassische Form" habe ich übrigens selbst noch erlebt, im Altenheim meiner Großmutter, da hat die adlige Dame, wenn sie dem Pflegepersonal gegenüber ihre Missachtung zeigen wollte, durchaus den Pfleger angesprochen mit einem "hat Er heute vergessen..?!?". Das waren allerdings Damen, die noch aus der Kaiserzeit übrig geblieben waren, die werden heute tatsächlich sehr rar, langsam. Ob die Pfleger sie deshalb für "spinnert" gehalten haben oder nur für arrogant, weiß ich allerdings nicht. :-) Gruß, L.

von Leena am 17.04.2016, 21:21


Antwort auf Beitrag von Leena

Hej Leena! da wir ja nun klugscheißen und Erbsenzählen: "Ob die Pfleger sie deshalb für "spinnert" gehalten haben oder nur für arrogant, weiß ich allerdings nicht. :-)" "Spinnert", eben im Sinne auch von versponnen und noch der alten zeit verhaftet, finde ich liebenswerter, ich hätte die Damen so eingestuft.... Und hilflos --- naja, ein bißchen kenne ich das schn so, auch wenn die wenigsten wohl wirklich drüber tiefschürfend grübeln, ob sie nun "Sie" oder "Ihr" rufen... Letztendlich bezog sich meine Feststellung aber auf Carmars Ausgang. Die hatte. ich eben so verstanden, daß sie einzeln dauerhaft mit "Ihr" angeredet wurde... Kann natürlich auch ebenso "spinnert" wie das "er" auf "Ihro Gnaden" zurückgehen ... ja, wie gesagt, mit solchen Feinheiten belämmere ich meine Damen und Herren schon mal gar nicht, weil die sich redlich mit dem Siezen anfreunden müssen. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.04.2016, 22:14


Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich habe hier gerade erst wieder vorbeigelesen. Ja, du hast es richtig verstanden. Beispiel: Ich kam allein dort hin, wo sich die alte Dame aufhielt. Sie fragte (auf meinen Schal bezogen): "Habt ihr den Schal selbst gestrickt?"

von Carmar am 04.05.2016, 18:15


Antwort auf Beitrag von Carmar

--- vielleicht sieht sie doppelt??? Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 05.05.2016, 10:43


Antwort auf Beitrag von Gold-Locke

Ich kann es absolut nicht leiden. Weder in Geschäften noch bei irgendwelchen Hotlines. Für mich vermittelt es keinen jugendlich lockeren Eindruck, ich finde es einfach plump vertraulich und darauf stehe ich überhaupt nicht. Ich finde es auch eher befremdlich, wenn Unbekannte mich einfach duzen. Ganz schlimm: Ikea, Fitness-Studios…

von Eisfee am 18.04.2016, 20:22


Antwort auf Beitrag von Eisfee

Hallo, auch ich bin über 50 und kann es absolut nicht verknusen, wenn mich Leute einfach so duzen. Es gibt für mich nicht das Gefühl der Nähe, sondern eher der Plumpheit. Ich erschrecke immer wieder, wenn ich einfach so geduzt werde. Meiner Ansicht nach sollte man selbst aussuchen dürfen, mit wem man sich duzt. Meine Kollegin, sie ist gerade mal 22 Jahre, wird von mir gesiezt und das bleibt auch so. Es sind nicht sehr viele, von denen ich mich im Geschäft duzen lasse. Ich mag das nicht. Wie sagt man so schön "du A........ rutscht einem schneller rau, als sie A........ Ich finde, in manchen Bereichen sollte eine gewisse Distanz da sein. Ich käme auch nie auf die Idee, meinen Chef zu duzen. Ich habe zwei Kinder, die Große ist 24 und die Kleine 11. Beide wurden von mir so erzogen, dass man zu Fremden erst mal sie sagt. Gerade meiner Kleinen habe ich gesagt, dass, wenn ich jemanden duze, ihr das nicht das Recht gibt, ebenfalls du zu sagen. Das hält sie auch so ein. Wenn dann diejenigen erlauben, dass sie du sagt, ist das o.k. für mich, aber nicht von sich aus. Aber das schein t nicht ganz unüblich zu sein, denn einige neue Freundinnen von meiner Kleinen aus der neuen Schule, siezen mich. Je nach Kind biete ich dann von mir aus an, dass sie du sagen dürfen, aber wie geschrieben, ich biete an. Liebe Grüße Sabine

von Sabine mit Amelie am 20.04.2016, 18:17


Antwort auf Beitrag von Gold-Locke

Oh, wow, ich habe jetzt erst gesehen, wie viele Beiträge hier noch eingetrudelt sind. Ist ja scheinbar ein heißes Thema. Also im Privatbereich stört mich duzen überhaupt nicht. Mit vielen anderen Müttern, die ich neu kennenlerne, duze ich mich relativ schnell und gerne. Und neuen, jüngeren Kolleginnen biete ich schnell das "Du" an. Ich halte mich da also durchaus für locker und aufgeschlossen. Aber es gibt Bereiche, da finde ich das duzen wildfremder Menschen einfach total unpassend. Dazu gehörte für mich eindeutig die H & M-Hotline. Bei IKEA wurde ich ehrlich gesagt persönlich noch nie geduzt. Ich habe zwar verschiedene Werbeplakate, Hinweisschilder und ähnliches bei IKEA in der Du-Form gelesen ("Blaue Taschen findest du an den Kassen !") , im persönlichen Kontakt wurde ich von den Mitarbeitern aber nicht geduzt. Liebe Grüße, Gold-Locke

von Gold-Locke am 21.04.2016, 20:31


Antwort auf Beitrag von Gold-Locke

ich habe meinen Schülern von der hiesigen Diskussion erzählt, weil sie immer wieder über das SIE stolpern. Und gleichzeitig, da wir sowieso die Verbkonjugation wiederholten, darauf aufmerksam gemacht, wieviel leichter es ist, SIE zu verwenden - zumal sie ja selten gleich so viele Duzkumpane in Dtld. haben werden --- sei es auf Geschäfts- oder auch nur auf Touristreise. Es war also ein guter Beitrag dazu, wieso wir da doch oft "ups, wie heißt das jetzt korrekt in Dtld.?" korrigieren und den Fokus hinlenken. Danke. Ich habe jetzt nicht mehr nur aus eigener Überzeugung versichert, daß auch im Internetzeitalter und Jugendwahn das Siezen in Dtld. noch nicht aus der Mode ist. Gruß Ursel, DKruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 22.04.2016, 13:29