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Unzufrieden mit dem Schulkindergarten

Thema: Unzufrieden mit dem Schulkindergarten

Hallo, ich hoffe, hier ein wenig Zuspruch und Rat zu finden. Ich bin momentan leicht überfordert, könnte etwas lang werden, sorry schonmal. Mein Sohn, Quentin (6Jahre), geht in den Schulkindergarten der Grundschule, in die er nächstes Jahr auch eingeschult werden soll. Aufgrund sozialer Defizite (so nenn ich es mal) und Konzentrationsschwierigkeiten haben wir uns dazu entschieden. Wir hatten Angst, daß er in der 1.Klasse untergeht. Er geht dort nun seit August hin und entwickelt sich sehr zum Negativen, leider. Im letzten Kindergartenjahr haben wir zusammen mit der Familienhilfe und den Kindergärtnerinnen so toll daran gearbeitet, daß er sich an Regeln hält, Grenzen akzeptiert und sozial kompetenter wird. Zum Sommer hin war er nahezu "perfekt", wir und auch der KiGa waren total stolz auf ihn. Nun geht er seit 3 Monaten in den SKG und alles kommt wieder hoch und das noch schlimmer. Nahezu wöchentlich bekomme ich von dem Sozialpädagogen dort Statusberichte. Quentin haut andere, ist laut, stört die anderen bei den Arbeitsblättern, malt die Tische an usw. usf...! Er bringt auch sprachliche Eskapaden mit, da bin ich echt sprachlos. Wenn ihm was nicht paßt, droht er uns sogar ("Willste etwa eine drauf haben...?"). Das hat er nie vorher getan. Wir hatten nun erneut ein Gespräch mit der Familienberatung (das gibt uns im Übrigen sehr viel Rückhalt). Auf deren Anraten werden wir den Leiter des SKG's um ein Gespräch bitten. Quentin erzählt uns sehr oft, daß er von anderen Kindern geärgert wird und diese auch auf ein bestimmtes "Ich will das nicht!" nicht damit aufhören, sodaß er schließlich hauen oder schubbsen müsse, um sich zu wehren. Seit Wochen bekommen die Kinder in der Arbeitsstunde nur Blätter zum Ausmalen. Quentin mag überhaupt nicht gerne malen und der Leiter scheint ihm die Freude am Ausmalen nicht vermitteln zu können. Ich habe seine Mappe gesehen, 30 Seiten Ausmalbilder in verschiedenen Formen. Quentin langweilt sich schlicht und einfach. Das sagt er so auch. Und da er "keinen Bock" auf diese Ausmalbilder hat, stört er die anderen durch Lautstärke und auch mal Anknuffen. Mittlerweile muß er seperat sitzen und ist doppelt frustriert. Quentin hat großes Interesse an Zahlen und Buchstaben. Zuhause muß ich ständig mit ihm Buchstabieren oder Rechnen. Er sorteiert seine Bonbons nach Farben und zählt sie (auch auf Englisch). Mit Lego baut er stundenlang mit wachsender Begeisterung. Dauernd baut er Dinge auseinander, sucht sich die Anleitung aus dem Ordner und baut sie wieder zusammen. Er hat Spaß an diesen kleinen Arbeitsblöcken, wo man Bilder zuordnen muß, Fehler suchen muß, kleine Rechenaufgaben lösen muß... Aber Ausmalen ist ein rotes Tuch für ihn. Der Leiter besteht aber eben drauf, daß er sich anpaßt, daß er Aufgaben erfüllt, die man an ihn ranträgt und eben auch, daß er ruhiger wird. Ich denke aber, daß Quentin dort nicht entsprechend seiner Fähigkeiten gefördert wird. Nun habe ich eine freie Schule in unserer Nähe entdeckt, die nach einem richtig tollen Konzept arbeitet, ähnlich der Waldorffschulen. Dort gibt es keine starren Strukturen. Die Kinder stecken sich ihr Wochenziel selbst, arbeiten selbständig und können selbst entscheiden (nach einem festgelegten Rahmen), was sie gerade arbeiten möchten. Hat ein Kind keine Lust auf Deutsch, nimmt es sich eben die Mathesachen vor. Die Schule arbeitet nach BNE (Bildung mit nachhaltiger Entwicklung), mal nach googlen, dann findet man Infos dazu. Alles, was möglich ist, wird praktisch erfahren. Im Matheunterricht werden geometrische Figuren selbst hergestellt z.B.. Es gibt einen Draußentag, wo die Kinder z.B. selbst Apfelsaft in einer Mosterei herstellen (incl. Äpfel zählen, wiegen und hinterher gucken, wieviel Liter dabei rauskommen). Das sind nur Beispiele. Wir überlegen, ihn nächstes Jahr auf diese Schule zu schicken. Das Konzept paßt total auf Quentin und wir denken, daß er sich dort wohler fühlt und besser entfalten kann, als wenn er sich den starren Strukturen in der staatlichen Grundschule unterordnen müßte. Wenn er sich dort verweigert, fällt er durch's Raster. An der freien Schule hat er sein Ziel selbst gesteckt und kann jeden Morgen entscheiden, woran er arbeiten möchte. Ich hoffe, das war jetzt nicht zuviel. Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder kann mir Tips geben z.B. für das Eltergespräch im SKG. Der Leiter dort hat übrigens auch angeregt, Quentin auf AD(H)S untersuchen zu lassen. Kinderarzt und Familienberatung sind der Meinung, daß er wenn überhaupt ein Grenzfall wäre. Es gibt Vieles, was gegen AD(H)S spricht, aber auch einiges dafür. Wir werden den Weg auf jeden Fall gehen und nach der Diagnose weiter entscheiden. Liebe Grüße BETTY

Mitglied inaktiv - 02.12.2009, 17:06


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Hallo Betty, ich kann grad nicht in aller Ausführlichkeit antworten - aber eins kam mir sehr bekannt vor: Das "keinen Bock haben" auf z.B. Ausmalbilder. Ich habe mit mehreren Fachleuten gesprochen - und wir üben das jetzt einfach zu Hause. Es ist ja so, dass man immer mal etwas machen muss, worauf man keinen Bock hat, oder auch mal Dinge, die man schon kann. Deshalb setze ich mich jeden Tag ne halbe Stunde mit meiner Kleinen zusammen, wir malen etwas aus, oder spielen Memory oder Puzzle, alles Dinge, auf die sie "keinen Bock hat". Ich erkläre ihr, warum wir das machen. Nebenbei stärkt es die Konzentration, wenn sie in Ruhe ausmalt - auch Mandalas, obwohl das nicht gerade als ihr Hobby zu bezeichnen ist. Inzwischen ist es normal für sie, sie fragt selbst danach und sie hat Spaß dran. Wenn dein Sohn gerade erst gelernt hat, Grenzen zu akzeptieren, dann würde ich ihm die auch weiter bieten, denn die braucht er. Rede du mit ihm. Erklär ihm, warum er im Schulkindergarten Blätter ausmalen soll. Warum es wichtig ist, dass er die anderen nicht stört - auch wenn er gelangweilt ist. Gib ihm die Aufgabe, das Arbeitsblatt auch zu machen. Diese freie Schule hört sich an sich gut an, aber ob es ihm wirklich hilft, weiß ich nicht. Denn auch im Wochenplan werden Dinge sein, die er nicht mag oder auf die er keinen Bock hat. Die wird er dann dort auch nicht machen. Aber jedes Kind ist anders, vielleicht würde es ihm dort gefallen. Gruß, M+N (die ein Extrem-Verweiger-Kind hat)

Mitglied inaktiv - 02.12.2009, 20:56


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Hallo, danke für Deinen Beitrag. Es tut schonmal sehr gut zu wissen, daß man nicht alleine ist...:-) Auch wir setzen uns oft nachmittags hin und malen zusammen. Wir müssen extrem an seiner Motivation arbeiten. Dennoch denke ich, daß Kinder auch ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden sollten/müssen. Leider ist das in einer Regel-Schule kaum möglich. Hab da auch Verständnis für, aber wenn mir andere Türen offen stehen, werfe ich zumindest mal einen Blick dahinter. Ein ausführliches Beratungsgespräch in dieser freien Schule steht noch aus, genauso der Termin beim Kinderpschologen bezüglich AD(H)S, den haben wir Mitte Februar. Liebe Grüße BETTY

Mitglied inaktiv - 02.12.2009, 23:07


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Vielleicht solltet Ihr Euch mal Hilfe von einem SPZ holen und/oder von einem externen Kinderpsychologen, der Eure Theorie der Entscheidung ihn noch nicht in die Schule zu geben, bestätigt. Jetzt kenne ich ja Euren "Fall" nicht und auch nicht die Umstände die zu dieser Entscheidung geführt haben, aber sie hören sich für mich an, als ob es die falsche Entscheidung war. Ihr solltet diese Probleme also angehen und neben dem AD(H)S auch die Intelligenz überprüfen lassen. Auf jeden Fall muss etwas in diese Richtung geschehen. Es mag natürlich viele gute Gründe für Stören geben, aber eine davon ist die Unterforderung. Das sture ausmalen, dazu noch für einen Buben, der auch noch ganz fit im Kopf ist, ist eine Quälerei. Geht es schleunigst an. Erste Anlaufstelle der Kinderarzt, für eine Überweisung.

Mitglied inaktiv - 03.12.2009, 08:50


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Hallo, dankeschön...! Wir haben bereits einen Termin beim Kinderpsychologen (auch wegen dem Verdacht auf AD(H)S), allerdings erst Mitte Februar. Die Wartezeiten sind lang, leider. Im Sommer waren wir noch voller Euphorie, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, nachdem uns die Schule dazu riet. Quentin hatte beim Einschulungstest eben diese Auffälligkeiten gezeigt. Er hat gestört, dazwischen geredet, sich nicht konzentriert und andere Kinder ausgelacht, die etwas nicht hinbekommen haben. Wir sind der Empfehlung der Schule gefolgt und hatten ein gutes Gefühl dabei. Nächste Woche haben wir den Termin beim Gesundheitsamt (Schuluntersuchung), den er letztes Jahr völlig in den Sand gesetzt hat. Er hat sich verweigert, wollte nicht mitarbeiten. Daß er zu den "Turnübungen" keine Lust hatte, konnte ich allerdings nachvollziehen. Er sollte sich bis auf Unterhose ausziehen und in dem Raum war es sehr kalt (November). Ihm war ganz einfach kalt und das hat er auch gesagt. Dennoch wurde es als Verweigerung gewertet. Liebe Grüße BETTY

Mitglied inaktiv - 03.12.2009, 11:00


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Wenn der dann doch mal ausmalt: Mal er ordentlich oder wischiwaschi? Kann er es, wenn er will oder kann er es nicht? Malt er nicht gerne, weil er es schon zu gut kann und es ihn langweilt oder weil er da an seine Grenzen kommt? Nach dem was du schreibst was er alles schon kann, hätte er normal eingeschult werden "müssen". Ich vermute, er langweilt sich. Sicher muss man sich immer mal im Leben mit etwas beschäftigen, was man nicht will und wo einem der Grund nicht einleuchtet. Aber doch nicht tagelang das Gleiche. Wenn er andere stört, dann sollen sich die zuständigen Erwachsenen man fragen, warum er überhaupt Gelegenheit dazu hat. Wenn er sich in der Zeit mit etwas beschäftigen dürfte, was ihn interessiert und fordert, dann käme er nicht auf die Idee andere zu stören.

Mitglied inaktiv - 03.12.2009, 11:15


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Hallo, er KANN ausmalen, sehr gut sogar. Man sieht es wirklich gut an seinen Arbeitsblättern. Die ersten ausgemalten Sachen sind sauber und schön ausgemalt und zum Ende des Blattes wird es immer wuscheliger und er krackelt nur noch über. Man sieht am Verlauf der Arbeit, wie seine Lust und Motivation stetig abnehmen. Er kann es also, es mangelt ihm nicht an der Fähigkeit, Dinge auszumalen. Ich bin der Meinung, er wird dort momentan nicht entsprechend gefördert. Heute erst hat er mit seinen Magnetzahlen am Kühlschrank gespielt. Ich hab dann mal nur so "zum Spaß" Rechenaufgaben zusammengestellt. 2+3 zum Beispiel...er überlegt kurz...5. Oder 6+3...da nahm er die Finder zur Hilfe...ist 9. Jetzt rechnet der schon bis 10 und ich weiß nicht, wie wir das nächste halbe Jahr bis zu den Sommerferien hinbekommen sollen, wenn es im Schulkindergarten nur um Farben und Formen geht. Liebe Grüße BETTY

Mitglied inaktiv - 03.12.2009, 14:20


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Hallo, zur erfolgreichen Einschulung in eine Regelschule gehört mehr als nur das Interesse für Zahlen und Buchstaben. Mit 25 weiteren Kindern in der Klasse muss ein Kind auch bereit sein, sich anzupassen, Regeln zu befolgen und Dinge zu tun, die keinen Spaß machen. Zu Hause oder bei Therapeuten (Logopäde, Ergotherapeut usw.) in einer eins-zu-eins-Situation zeigen sich naturgemäß weniger Verhaltensauffälligkeiten als in einer größeren Gruppe. Ein sowieso schon auffälliges Kind, das sich langweilt, wird natürlich noch schwieriger. Andererseits langweilen sich Kinder auch in der Schule, egal ob aus Unter- oder Überforderung derentwegen sie abschalten. Ich würde noch einmal mit dem Leiter des Schulkindergartens sprechen. Ich kann nicht wirklich glauben, dass dort nur gemalt wird. Auch für den Schulkindergarten gibt es Vorgaben für den Unterricht. Wenn ich allerdings meine Kinder in der zweiten und vierten Klasse frage, was sie so den ganzen Tag gemacht haben, kommt meist auch nur so lapidare Aussagen wie "nichts" oder "nur geschrieben, die ganze Zeit". Das darf man tatsächlich nicht so ernst nehmen. Ob eine Privatschule, die mit einem sehr offenen Konzept arbeitet, für ein Kind mit Verhaltensschwierigkeiten das richtige ist, bezweifle ich. Oft brauchen auffällige Kinder eher strenge Regeln und viel Struktur, sonst gehen sie komplett über Tische und Bänke. Privatschulen, die einen guten Ruf und entsprechend viele Anmeldungen haben, laden vorher deshalb zum Probeunterricht ein und wählen dann die Kinder, die zu ihrem Konzept passen, selbst aus. Also, noch einmal: sprich mit dem Leiter des Schulkindergartens und lass Dich beraten, was in Zukunft zu tun ist. Viele Grüße Daja

Mitglied inaktiv - 03.12.2009, 14:31


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Hallo, das mit dem externen Psychologen find ich gut. Trotzdem solltest du um ein wirklich ausführliches Gespräch mit dem Leiter bitten. Lasse dir da auch erklären, was in dem Schulkiga alles gemacht/gespielt wird. Die Aussagen deines Sohnes sind die eine Seite und natürlich solltest du ihn ernst nehmen, er empfindet das so. Die Frage ist, ob da wirklich ständig nur ausgemalt wird. 30 Blätter klingt viel, aber das ist grade mal pro Tag ein Blatt. Was machen die Kinder die andere Zeit? Auch was das rohe Klima anlangt. Das sollte unbedingt geklärt werden. Wird er gemobbt, ist er überempfindlich... Dann sollte man auch "körperlich" einiges abklären: Sieht er gut, hört er gut, wie ist die Hörwahrnehmung. Ist er viell. auch insgesamt überempfindlich gegen äußere Reize wie Lärm, Licht etc. Für solche Kinder ist es sehr schwierig sich in einer größeren Gruppe zu orientieren. Meiner Tochter ging es so. Sie hat in der Klasse oft "abgeschaltet" wenn ihr das Gewusel und die Lautstärke zu groß waren. Wenn dann was passiert ist, was sie nicht einordnen konnte, z.B. ein Kind hat sie im vorbeigehen aus versehen angerempelt, ist sie explodiert. Die freie Schule wirst du dir selbst ansehen müssen, da gibt es große Unterschiede. Manche nehmen solche besonderen Kinder auch gar nicht an, manche habe damit kein Problem. Das würde ich auch vorab klären. Du tust deinem Kind keinen Gefallen wenn es auf einer "unwilligen Schule" landet und dann beginnt die große Suche nach der Norm in deinem Kind. Sie dir auch das Konzept an: Können die Kinder da wirklich komplett frei wählen, was sie machen möchten, oder wird das von den Lehrerinnen doch auch gelenkt? Ersteres kann ein riesiges Problem geben, wenn ein Kind sich sehr einseitig Material heraussucht. Wir haben bei uns in der Nähe 2 Montessori-Schulen. Die eine GANZ frei, die andere mit viel Freiarbeit, aber auch Gruppenunterricht und v.a. ist die Freiarbeit gut geführt. Ich kenne 2 Kinder die nach der 3. Klasse von der ersten Schule abgegangen sind und auf dem Niveau Ennde 1./ Anfang 2. Klasse waren! Und die Kinder waren nicht dumm und sich haben sie in anderen Gebieten viel gelernt, nur das alleine hilft auch nichts. In der anderen Schule wird versucht, dass die Kinder doch im groben am Lehrplan entlangarbeiten. Im Groben heißt, wenn ein Kind mehr Zeit braucht wird ihm die gegeben, aber es wird darauf geachtet, dass die Kinder nicht nur in den Bereichen etwas machen, die ihnen leicht fallen und die sie gern machen. Das Widerspricht dem Montessori-Konzept eigentlich, aber wir leben auch nicht mehr im 19. Jahrhundert. Die Gesellschaftstruktur ist eine ganz andere und die Anforderungen auch. Damals hat es gereicht wenn ein Kind in der Volksschule lesen/ schreiben/ Grundrechenarten gelernt hat, das ist heute nicht mehr so. Das 2. Problem an der freien Schule könnten fehlende Grenzen sein. Ich schreibe "könnten" weil nicht jedes freie Konzept wenig bis keine Grenzen hat. Es gibt Kinder die das nicht "vertragen" und wenn ich lese wie dein Sohn ist und das mit meiner Tochter vergleiche (die ganz ähnlich war), denke ich, er braucht eher eindeutige Grenzen. Nicht viele, sonst kann er sich nicht entfalten, aber eindeutig. Bei meiner Tochter musste ich wirklich eine ganze Zeit lang auch einfach bei vielen Dingen darauf bestehen, dass sie das macht was ich sage, auch wenn es ihr nicht passt. Ohne Diskussion, ohne Ausnahme. Es hat mir im Herzen weh getan, es hat ihr aber Sicherheit gegeben. Ein Kind in dem Alter ist oft nicht in der Lage die Folgen seines Handelns zu erkennen. Dann muß der Erwachsene die Vorgaben machen und auch einfordern. LG Inge

Mitglied inaktiv - 03.12.2009, 11:38


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Hallo Inge, vielen, vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag. Bezüglich der freien Schule habe ich selbstverständlich noch ne ganze Tüte voll Fragen, die ich alle im ersten Gespräch stellen werde. Genau das, was Du meinst, habe ich auch angesprochen auf dem Info-Abend der Schule, nämlich ob dieses freie Arbeiten nicht dazu führt, daß die Kinder "einseitig" lernen und die Dinge zu kurz kommen, zu denen sie keine Lust haben. Die Schule steckt sehrwohl einen Rahmen ab, in welchem sich die Kinder aufhalten müssen. Sie hangeln sich quasi am Lehrplan entlang. Ganz so "frei" ist es dann doch nicht. Die Rahmenrichtlinien sind dort in einer "Zaubermappe" zusammengestellt (also kindgerecht ausgearbeitet), welche im Laufe der 4 Grundschuljahre durchgearbeitet werden muß, sodaß die Kinder nach diesen 4 Jahren auf dem gleichen Wissenstand der Kinder einer Regelschule sind. Es gibt eine Zaubermappenzeit, wo die Kinder sich mit ihrem eigenen Wochenplan beschäftigen und es gibt eine Arbeitszeit, wo die Lehrer das Thema bzw. das Fach vorgeben. Körperlich wurde Quentin bereits auf den Kopf gestellt und seine Sinne funktionieren sehr gut. Also organisch ist alles okay bei ihm. Ob er evtl. überempfindlich reagiert und "dicht macht", wenn die Reize zu extrem werden, kann ich nicht beurteilen, aber auch das wäre ein Thema für den Psychologen, denke ich. Ich bin sehr gespannt auf das Elterngespräch im Schulkindergarten. Bisher bekam ich von dort keine wirkliche Rückendeckung. Ich empfinde es zumindest so. Die Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen im Kindergarten vorher war wirklich klasse, vielleicht bin ich da etwas verwöhnt. Letztens hatte ich ein kurzes Gespräch mit dem Leiter (als er mir mal wieder eine Statusbericht gab). Habe ihm gesagt, daß wir einen Termin bei der Familienberatung gemacht haben und uns um einen Termin beim Kinderpsychologen bemühen, was ja auf sein Anraten geschah. Er guckte mich nur ganz komisch an und brummelte sich ein "Ja!" in den Bart. Der Blick war so einer wie "Die haben sich echt drum gekümmert...?". Im Kindergarten vorher war das anders. Da gab es mal ein Schulterklopfen oder ein "Ich finde es toll, daß Ihr Euch um Quentin so bemüht!". Das tat immer sehr gut. Vorhin kam Quentin übrigens zu mir und sagte Folgendes...: "Mama, Du weißt ja, daß ich so schlimm geworden bin, seit ich da hin gehe, oder? Ich möchte mich dafür entschuldigen...!" Mir standen die Tränen in den Augen, fand das so süß...weiß nur nicht, wie ich das einordnen soll. Erkennt er seine eigene Veränderung oder merkt er einfach nur, daß sich in letzter Zeit das Thema häufig darum dreht? Liebe Grüße BETTY

Mitglied inaktiv - 03.12.2009, 14:14


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Hallo, die Reaktion des Leiters kann damit zusammenhängen, dass in solchen Einrichtungen doch ein recht hoher Prozentsatz an Kindern ist, die schlicht und einfach keinerlei Erziehung genossen haben und deren Eltern sich um so etwas eben nicht kümmern. Für euch ist das natürlich eine gute Ausgangsposition, weil er jetzt weiß, dass ihr durchaus auch selbst daran arbeitet die Lage in den Griff zu bekommen. Die Entschuldigung deines Kindes würde ich so nehmen. Ich denke schon, dass er mitkriegt, dass sein Verhalten nicht i.O. ist. Dass er selbst die Einsicht hat ist super. Das heißt aber leider nicht, dass er sein Verhalten einfach so ändern kann und ändern wird. Wenn ein Kind sich so verhält hat es immer einen Grund und der muss erst beseitigt werden. Aber ihr werdet den Grund finden LG Inge

Mitglied inaktiv - 03.12.2009, 14:29


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Hallo Betty, meine Tochter geht seit September in eine ähnliche Schule. Es gibt keinen Frontalunterricht und die Kinder können sich weitgehend selbst einteilen, was sie wann machen. Die Lehrerin achtet aber darauf, dass sich das ganze innerhalb eines gewissen Rahmens abspielt und kein Gebiet langfristig vernachlässigt wird. Meine Tochter war von Anfang an mit Feuereifer dabei und bis jetzt sehr motiviert. Es ist auch eine jahrgangsübergreifende Lerngruppe, so dass sie von den Älteren schon was mitbekommt und sich dafür interssiert (z.B. Schreibschrift o.ä.). Gerade für Kinder, die schon etwas weiter sind und sich in konventionellen Schulen langweilen würden, ist so eine Schulart gut geeignet. An manchen Schulen gibt es auch Lerngruppen, wo Vorschüler mit integriert werden. Leider ist das für euren Jungen nun keine Option mehr und ihr müsst da irgendwie durch, bis die Schule beginnt. Ich würde nochmal mit dem Lehrer sprechen. Ich denke, wenn dein Sohn sich dort nicht langweilen würde, könnten sich viel Probleme von selbst lösen. Klar ein stilles, "braves" Kind wird er wohl nie werden, aber wie du ihn beschreibst, kann er sich ja durchaus auf Dinge konzentrieren und länger damit beschäftigen, wenn sie seinem Wissensstand entsprechen.

Mitglied inaktiv - 04.12.2009, 09:18


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Hallo zusammen, da Ihr mir alle so hilfreich geantwortet habt, will ich Euch auch informieren, was sich nun getan hat. Heute haben wir über eine Stunde mit dem Leiter des SKG gesprochen. Er hat uns vom Alltag dort erzählt. Unter anderem auch, daß Quentin die ersten beiden Stunden recht gut mitarbeitet und zum Mittag hin immer mehr "nachläßt". Sofortmaßnahme (nach Absprache mit der Schulleitung) ist nun, daß er bis zu den Weihnachtsferien nur bis um 11Uhr hingeht. Er bekommt Hausaufgaben (die dort zur Zeit noch nicht die Regel sind). Ab Januar geht er dann bis um 12Uhr, sodaß wir uns bis Ende Januar wieder auf die vollen 4 Stunden gesteigert haben. Hintergrund und Sinn soll sein, daß Quentin aus der Situation rausgenommen wird, BEVOR er Überforderungsverhalten zeigt und somit einen positiveren Abschluß hat. Er ist zwar durchaus kognitiv und wissensstandsmäßig UNTERfordert, die Situation dort aber mit den Arbeitsanforderungen ÜBERfordert ihn noch. Er hat einen ausgeprägten Willen und wenn er etwas nicht will, kann er sehr konsequent sein in seiner Ablehnung. Ich kann das aus unserem Alltag zu Hause bestätigen. Nur, ich kann hier zu Hause natürlich ganz anders auf ihn eingehen, als das dort in der Gruppe der Fall ist. Heute wollte er z.B. ein 20 Teile Puzzle machen, die sind aber bereits weggeräumt, weil sie zu leicht für die Kinder sind. Auf das Angebot, stattdessen ein 35 Teile Puzzle zu machen, reagierte er mit "Das kann ich nicht!". Der Leiter konnte ihn dazu bringen, es trotzdem zu puzzlen und er hat die Zeit gestoppt. Quentin hat das Puzzle ganz strukturiert und zielstrebig in 7 Miunten gelegt. Er KANN es also. Mal davon abgesehen, puzzlet er hier zu Hause bis zu 60 Teile allein und ohne Probleme. Wir sind nun gefordert, den Alltag mit ihm neu zu gestalten. Wir müssen mehr Struktur reinbringen und ihm mehr Aufgaben übertragen, deren Ausführung wir auch einfordern. Ich muß wohl parallel nen Yoga-Kurs oder sowas machen, um ruhig bleiben zu können. ;-) Habe eine Adresse an der Hand von einer "Bärengruppe" der Diakonie. Dort wird 2x in der Woche mit Kindern gearbeitet, die im Schulalltag Probleme haben, die soziale Defizite haben, ADS-Kinder werden dort gefördert, Kinder mit Konzentrationsstörungen werden dort betreut...klingt sehr gut, da werd ich morgen mal anrufen. Ich klammere mich an jeden Strohhalm und möchte nichts auslassen, um ihm eine gute Zukunft geben zu können. Heute war z.B. ein sehr toller Tag. Er war lieb, hat prima gehört, hat sogar seine Knetsachen (zwar murrend) weggeräumt, hat Abends beim Vorlesen nicht rumgezappelt und dazwischengequatscht...! An manchen Tagen ist es ein Drama, wenn er seinen Schlafanzug anziehen soll. Hab ich heute irgendwas anders gemacht...? Ich überlege noch... Ich werde weiter berichten, wie es vorangeht. Freitag ist die Schuluntersuchung beim Gesundheitsamt...das macht mir schon wieder Bauchschmerzen. Melde mich danach wieder... Liebe Grüße BETTY

Mitglied inaktiv - 09.12.2009, 22:37