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Überfordert nach Verlust

Thema: Überfordert nach Verlust

Während ich im Krankenhaus lag und jeden Tag Angst um das Leben meines Sohnes hatte, konnte ich mich immer an meine beste Freundin wenden. Und das tat ich jeden Tag. Ihre Mama hat sogar Kleidung für meinen ungeborenen Sohn gestrickt. Sie war jünger als ich, 28 Jahre alt. Heute verlor sie, nach 4 Monaten, alleine im Koma ihren Kampf gegen Corona. Und ich konnte ihr nicht beistehen, ihr nicht gut zu reden. Seit einem Monat lag sie im Koma und ich habe jeden Tag gehofft, dass hinter meiner WhatsApp sprachnachricht ein zweites Häkchen erscheint. Ich habe ihr nochmal liebe Grüße und viel Kraft für die op gewünscht, die an dem Tag statt fand. Sie hat sie nicht mehr abgehört. Ich habe bereits meinen Vater und meinen Bruder verloren (schon lange her). Und nun sie. Wegen der Bestimmungen habe ich sie seit einem Jahr nicht gesehen. Und nun werde ich das nie wieder. Ich vermisse sie extrem und würde so gerne zur Beerdigung gehen und mich verabschieden. Aber auch das darf ich nicht. Wie wird man mit so etwas fertig? Ich habe wahnsinnige Angst um meine Familie... und vermisse sie so sehr....

von Meyla am 13.04.2021, 18:33



Antwort auf Beitrag von Meyla

Hallo! erstmal, mein aufrichtiges Beileid :-((( es ist unfassbar und unvorstellbar, das eine so junge Frau stirbt.....da fehlen mir die Worte des Trostes :-( Was ICH machen würde: ich würde ihre Mama anrufen (ich glaub die würde sich bestimmt freuen...!!!) mit ihr zusammen weinen, schweigen und über die Freundin (Tochter) reden. Ist dies nicht möglich, würde ich ihr einen Brief schreiben, erzähl, bzw. schreib ihr, welch tolle Freundin ihre Tochter war ! auch, wenn du nicht auf die Beerdigung gehen darfst, allein ans Grab darfst du natürlich...stell eine Kerze aufs Grab....damit das Licht bis in den Himmel leuchtet.... liebe, stille Grüße Andrea

von Finfant am 14.04.2021, 12:52



Antwort auf Beitrag von Finfant

Danke Andrea. Die Idee mit dem Brief gefällt mir sehr gut. Ich habe für sie dieses Jahr Blumen gezüchtet und werde der Mutter davon ein paar schicken... sie war sehr interessiert an Alternativen Heilverfahren und in unserem Garten wachsen sehr viele Wildblumen. Davon sammle ich dann Samen ab und pflanze sie jedes Jahr neu. Für dieses Jahr wollte sie viele Ringelblumen für Salbe haben, die wegen der Frohwüchsigkeit nicht befindet Familie im Garten stehen durfte. Keine Ahnung ob sie die Blumen möchte. Im Zweifel soll sie sie woanders wachsen lassen. Ist schließlich eine einheimische Pflanze. Ich hoffe, dass es eine Gefenkstätte gibt. Mit so jungen Jahren hat man über dieses Thema noch nicht so oft gesprochen

von Meyla am 14.04.2021, 12:58



Antwort auf Beitrag von Meyla

Fühl Dich feste umarmt. Es tut mir sehr leid! Deine Idee mit den Blumen u. dem Brief finde ich sehr schön. Sollte es keine richtige Gedenkstätte geben, kannst Du Dir ja eine eigene Ecke bei Dir im Garten oder Haus einrichten, vllt. hattet Ihr auch einen gemeinsamen Lieblingsplatz? Meine Mama ist vor 5,5J. verstorben, ich gehe nur 3-4x im Jahr ans Grab, ich fühle mich ihr auch so nahe...

von Mommy2be8.17 am 14.04.2021, 15:47



Antwort auf Beitrag von Mommy2be8.17

Erstmal tut es mir sehr Leid dass du diesen Verlust verarbeiten muss.... Wäre evtl. so eine Art "Gedenkbox" was für dich? Eure gemeinsame Erinnerungen, Fotos, bestimmte Gegenstände.... Es ersetzt nicht den Menschen, aber hilft dir evtl. dabei einen kleinen Ort zu schaffen, wo die Gefühle "statt finden" können.

von kleinegelbedrachen am 14.04.2021, 23:01



Antwort auf Beitrag von kleinegelbedrachen

Das ist doch nie sehr gute Idee, da habe ich tatsächlich ein paar Dinge, die ich stark morbide verbinde.... danke.

von Meyla am 15.04.2021, 07:32



Antwort auf Beitrag von Meyla

F*** Corona Das tut mir wirklich wahnsinnig leid für dich und ihre Familie. Sowas ist richtig schrecklich...... Ich kann nur etwas nach empfinden was in dir vorgeht. Mein Onkel der ja Behindert war ist ja letztes Jahr gestorben. Ich habe ihn das letzte mal besuchen können wo ich 16 war. Danach die Jahre ging es nicht durch Entfernung oder Platzmangel im Auto. Zu gern wäre ich, wo es ihm Monate vorher schon schlechter ging, mit Cousin und Oma um mich vorab zu verabschieden. Zu gern hätte ich diesen Besonderen Menschen nochmal in den Arm genommen, sein Lachen gehört..... Dadurch das ich Risikoschwanger war, mein Sohn geboren wurde und dann Corona kam ging das aber nicht mehr. Ich konnte deswegen nicht mal zur Beerdigung. Ich hätte den Abschied gebraucht für meinen Seelenfrieden. 2019 verstarb zudem mein Schwiegervater und mein Ehemann konnte sich nicht mal verabschieden weil alles so schnell ging. Es gibt nicht mal ein Grab weil mein Schwiegervater das nicht wollte. Mein Mann konnte ihm nie die letzte Ehre erweisen und Lebewohl sagen. Er hat noch schwer damit zu kämpfen. Einen wirklichen Rat hab ich nicht. Aber hab sie lieber als gesunden und lebendigen Menschen in Erinnerung als wie mit Schläuchen.... Ich glaube das deine beste Freundin dir niemals sauer sein wird das du nicht direkt da sein konntest. Mach dir ein schönes Album von euch. Schreib einen Brief, besuch ihr Grab und rede mit ihr. Das tut gut, wirklich. Es tut mir so leid für dich das ich selbst Tränen in den Augen hab....

Mitglied inaktiv - 15.04.2021, 21:13