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Trauer um Angehörige 😔

Thema: Trauer um Angehörige 😔

Hallo Ich wende mich heute an das Forum ,weil es mir leichter fällt mit Fremde drüber zu reden / schreiben als mit Angehörige.....Mir geht es im Moment sehr schlecht , um ehrlich zu sein richtig schlecht so dass ich in ein tiefes Loch falle und wahrscheinlich alleine nicht mehr raus komme.....Am 2.5 ist meine Tante verstorben, sie war wie meine beste Freundin........Sie wäre diesen Monat 63 Jahre alt geworden.....An dem Tag ist meine große 9 Jahre alt geworden.....Meine Tante hat seit längerer Zeit bei uns gewohnt ,da sie sich hier etwas neues aufbauen wollte.....Ihr Partner kam ins Pflegeheim.....An dem Tag hatte ich volles Programm hier ,Kripo ,Polizei ,Gerichtsmediziner, Kw usw.....Die Todesursache konnte auf Anhieb nicht festgestellt werden..... Ich kann das alles einfach nicht verstehen......Bin morgens noch rein gegangen wo sie geschlafen hat, da lag sie da......Ihre Augen starrten nur in einer Richtung , der Mund war offen und ihre Atmung schwer........Sie war richtig blass......Sofort hat mein Mann den KW angerufen ,der kam auch sehr schnell.....Ekg hat ganz kurz was aufgezeichnet und in dem Moment muss sie verstorben sein ..... Der Alptraum hat begonnen.....Hier wohnen noch mein Mann und meine 4 Kinder und ich bin derzeit in der 25 Ssw .....Es war echt ein Schock und der Kw durfte wegen mir nochmal kommen.....Hatte einen Nerven und Kreislaufzusammenbruch.....Ich weiß nicht wie ich das packen soll ,alles erinnert mich an meine Tante.....Habe die ganzen Bilder vom Tag im Kopf und die Erinnerungen und die tolle Zeit die ich mit ihr hatte, begleiten mich tagtäglich......Psychisch ging es mir vorher schon nicht gut.....Habe eine Depression und jetzt wird es immer schlimmer.....Ich funktioniere nur noch , schon alleine wegen den Kindern.....Bin müde und ausgelaugt, habe absolut auf nix mehr Lust ,und Freude kann ich auch nicht mehr empfinden.....Ich schlafe sehr schlecht ,und könnte mich am liebsten nur noch verstecken.....Mein Leben geht den Bach runter.....Mein Mann versucht mich so gut wie es geht zu unterstützen ,aber meine Trauer ist einfach zu stark ,und es tut einfach nur noch weh ..... Weiß nicht mehr was ich machen soll......Meine ganze Wohnung erinnert mich an diesen schrecklichen Tag..... Tut mir leid für den langen Text und danke fürs lesen LG

von Babytraum2019 am 09.05.2021, 18:24



Antwort auf Beitrag von Babytraum2019

Hallo, sei erstmal feste gedrückt, es tut mir Leid für Dich, dass Deine Tante gestorben ist! Lass Dich von Polizei, Ermittlungsverfahren und Gerichtsmedizin nicht so schocken, das ist das ganz normale, routinemäßige Vorgehen, wenn die Todesursache nicht auf Anhieb festzustellen ist. Das passiert jeden Tag viele Male, wenn ältere Angehörige zu Hause versterben und ist wirklich überhaupt nichts Ungewöhnliches. Du könntest, wenn Du willst, einmal bei der Polizei nachhören, ob die schon Nachricht haben, woran sie gestorben ist (Schlaganfall? Hirnblutung? Herzversagen?). Das wäre vielleicht wichtig, damit Du das Ganze besser einordnen kannst, auch psychisch. Zu Deiner seelischen Situation ist es schwer, etwas zu sagen. Klar ist es wirklich schlimm, dass Deine Tante so urplötzlich verstorben ist. Ich finde trotzdem, dass Deine Reaktion sehr heftig ausfällt, was vermutlich an Deiner Neigung zu Depressionen liegt. Du musst letztlich überlegen, ob Du vorübergehend (nochmal) eine Therapie machen solltest, um schneller aus dem Tief wieder herauszukommen. Manchmal reichen da wenige Sitzungen, es muss nicht immer eine lange Psychotherapie sein. Vielleicht musst Du lernen zu akzeptieren, dass solche Dinge passieren können. Wir alle sterben, und niemand weiß, ob er sehr alt wird oder nicht. Vielleicht könntest Du – noch nicht jetzt, aber später – diese Erfahrung zum Anlass nehmen, um selbst noch zufriedener zu leben. Ich habe das auch gemacht, als inh. eines Jahres meine Tante und meine (total liebe) Schwiegermutter gestorben sind. Ich habe gesehen, wie schnell man einfach so verschwindet. Und habe angefangen, auch mein eigenes Glück nicht mehr auf später zu verschieben, überhaupt nichts mehr auf später zu verschieben. Zu schauen: Wo bin ich in meinem Leben zufrieden, wo nicht? Wo ich noch etwas verändern will, und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt. Ich habe dann tatsächlich mehrere grundlegende Dinge verändert (neuer Beruf) und Neues begonnen in einigen Lebensbereichen. Ich bin dadurch viel zufriedener und gelassener geworden. Weißt Du, letztlich ist alles im Leben eine Lernchance. Aber nur, wenn wir das auch sehen und annehmen können. Sich in einem dunklen Loch (Depression) zu verkriechen, ist auf eine gewisse Weise eine unreife und destruktive Bewältigungsstrategie. Sie funktioniert nicht. Ich weiß, das klingt hart, aber vielleicht kann es trotzdem helfen, wenn Du das erkennst. In eine Depression zu flüchten, ist etwas sehr Passives. So verpasst man die große Chance, sich weiterzuentwickeln. Ich weiß, eine Depression ist eine Krankheit, für die man nichts kann. Aber es ist trotzdem ein erster Schritt und auch heilsam, wenn man plötzlich merkt, dass man diese alten, schon als Kind gelernten, hilflosen Reaktionen einfach nicht mehr will. Und dass man diese Dinge auch anders lösen kann. Und das kannst Du! Entweder allein oder mit Hilfe einer Therapie - das Ziel ist immer dasselbe. LG

von Lillimax am 10.05.2021, 09:00



Antwort auf Beitrag von Lillimax

Danke für deine lieben Worte......Die Polizei weiß leider noch nix genaues.....Sie ist noch beim Gerichtsmediziner zur Obduktion

von Babytraum2019 am 10.05.2021, 18:53



Antwort auf Beitrag von Babytraum2019

Erst mal drücke ich Dich, unbekannterweise. Es kam anscheinend überraschend, und ist noch nicht mal zwei Wochen her, und aus Erfahrung kann ich Dir sagen: es wird noch lange dauern, bis Du das verarbeitet hast. Im Moment ist das Trauma groß, aber mit der Zeit werden die Erinnerungen in der Wohnung, die Dich jetzt schmerzen, Dich trösten. Wichtig ist, dass Dein Mann Dir jetzt hilft, dass Du "Raum" zum Trauern hast, zum Weinen und wütend sein. Du kannst Dir vom Arzt ein leichtes Antidepressivum verschreiben lassen, wenn es Dir schon vorher nicht gut ging, ist das garantiert hilfreich, um diesen Berg an Gefühlen zu bewältigen. Baldrian, hochdosiert, hilft, Dich zu beruhigen (aber nachfragen, ob er sich mit einem AD verträgt). Ich weiß, es fällt schwer, aber versuche, die Trauer nicht an den Kindern auszulassen. Man neigt dazu, aufbrausend zu sein und um sich zu schlagen, aber die Kinder, gerade die Große, leiden auch unter dem Verlust. Manchmal hilft es, für die Kinder stark zu sein, für die Kinder zu lachen, und irgendwann ist das Lachen auch wieder echt.

Mitglied inaktiv - 10.05.2021, 11:09



Antwort auf Beitrag von Babytraum2019

Hallo Babytraum, Zuerst Mal mein aufrichtiges Beileid. Und ich fühle mit dir - darüber hinzu zu kommen wie jemand stirbt und das so ganz unverhofft, würde wohl jeden schocken. Ich hoffe, dass ich so etwas nie erleben muss. Es ist also völlig normal, was und wie du dich fühlst. Es ist doch logisch, dass du mitgenommen bist. Jetzt kommt mein "aber": Du bist kein kleines Kind mehr, sondern eine erwachsene und gestandene Frau und Mutter. Du darfst dich jetzt nicht in deiner Trauer verkriechen. Du musst an deine Kinder denken - die lebenden und das Ungeborene. Deine Kinder sind total überfordert mit einer in Trauer versunkenen Mutter. Sie brauchen eine Mutter, die stark ist und nicht eine, die sie ängstigt. Du kannst mit deinen Kindern und deinem Mann über die Tante reden, ihr könnt gemeinsam das Grab schön herrichten. Aber erinnert euch an die schönen Momente, lacht wenn ihr an sie denkt. Deine Tante scheint eine Frau mit sehr viel Herzenswärme und liebe Frau gewesen zu sein. Was glaubst du würde sie zu dir sagen, wenn sie dich jetzt so sehen würde??? Würde deine Tante das wollen??? Vielleicht hilft es auch, die Wohnung etwas anders, neu zu gestalten oder Möbel umzustellen. Klingt vielleicht abgedroschen, aber damit dich nicht ständig alles an diesen Schreckenstage erinnert. Kannst du mit einem Therapeuten über diesen Schreckenstage reden? Hast du da jemanden? Das wäre sicher gut, damit sich dieses Trauma nicht verfestigt. Und nochmals: Eine so liebe Frau wie deine Tante würde nicht wollen, dass du wegen ihr leidest! Du bist verantwortlich für Kinder, die dich brauchen. Du darfst trauern, aber das Leben muss weitergehen! Ich drücke dich. Streuselchen

von Streuselchen am 11.05.2021, 10:59



Antwort auf Beitrag von Streuselchen

"Was glaubst du würde sie zu dir sagen, wenn sie dich jetzt so sehen würde??? Würde deine Tante das wollen???" Ein Fragezeichen hätte jeweils auch gereicht. Diese Aussage hilft einem, wenn es alles noch "frisch" ist, überhaupt nicht. Ich spreche aus Erfahrung. Das setzt einen nur unter Druck, sich gefälligst zusammenzureißen und ist besonders pietätlos, wenn die Person, die die Aussage tätigt, die verstorbene Person überhaupt nicht kennt. Ich will jetzt keine Diskussion vom Zaun brechen, das ist mein letzter Beitrag dazu, aber das lag mir auf der Seele.

Mitglied inaktiv - 11.05.2021, 14:31



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Hallo jadzia, Auf deinen Post hin, muss sich doch noch Mal antworten. Pietätlos ist mein Post ganz sicher nicht. Ich finde sogar, dass wir sinngemäß das Gleiche raten. Und ja, ich kenne die AP und ihre Tante nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass mir der Gedanke daran, was hätte ein lieber Verstorbener gesagt oder gemacht, mir schon sehr geholfen hat. Das ist für mich nicht pietätlos. ich kann hier auch keinen Druck erkennen. Das ist etwas, was du vielleicht aus eigenem Erleben leider schon so empfunden hast. Jeder hier kann nur aus der eigenen Lebenserfahrung nach bestem Wissen und Gewissen raten. Ich bin jedenfalls keine Psychologin, mich hat nur der Post der AP sehr berührt. LG Streuselchen

von Streuselchen am 11.05.2021, 16:18



Antwort auf Beitrag von Babytraum2019

Ich finde es ist alles auch noch sehr frisch. Erwarte einfach auch nicht zu viel von dir. Als meine Mutter starb im letzten Jahr habe ich die ersten 2 Wochen tatsächlich funktioniert wie ein Uhrwerk. Meinem Papa ging es sehr schlecht, meiner Schwester, die sie die letzten Wochen gepflegt hatte, auch. Mein Bruder wohnt weit weg, der konnte sich nicht kümmern. Mein Papa war kaum in der Lage, eine Entscheidung zu treffen was die Beerdigung anging. Kurz gesagt, es musste einfach sein. Das habe ich dann allerdings danach tatsächlich auch körperlich zu spüren bekommen: nach einer eigentlich harmlosen Bronchitis habe ich mehrere Wochen mit einer Kehlkopfentzündung zu tun gehabt. Bei dir kommt noch dazu, dass deine Tante so plötzlich gestorben ist. Kurz gesagt: statt dir jetzt schon auszumalen, dass du alleine nicht mehr da raus kommst, lass dich drauf ein. Gesteh dir deine Trauer zu, deine Hilflosigkeit, dein Erschrecken und auch deine Sehnsucht. Ich glaube ganz fest, dass es für alles eine Zeit gibt. Du wirst wahrscheinlich merken, dass du irgendwann wieder Freude empfindest. Dass es Momente gibt, in denen du - vielleicht erst nur lächeln - wieder lachen kannst. Egal, was uns passiert in unserem Leben - es geht weiter.

von wolfsfrau am 12.05.2021, 11:47