Überlastung

Forum Überlastung

Möglichkeiten..

Thema: Möglichkeiten..

Hallo Ihr, Ich hatte vor einiger Zeit hier schon einmal geschrieben. Ich war und bin ziemlich überlastet durch die Probleme meines Sohnes, der plötzlichen Pflegebedürftigkeit meiner Mutter und der zeitgleichen Übertragung eines neuen Jobs. Inzwischen war ich wieder 6 Wochen arbeiten, mein Sohn ist zur Diagnostik in eine Tagesklinik aufgenommen worden und die Pflege meiner Mutter hat sich eingespielt. Es hört sich also etwas entspannter an. Ist es für mich nur leider nicht. Ich habe ständig das Gefühl den doch hohen und neuen Anforderungen im Beruf nicht gerecht zu werden. Hinzu kommen ständige Ängste und eine latente Infektanfälligkeit. Ständig habe ich etwas. Ich mache mir inzwischen doch Sorgen, dass ich irgendwie ganz zusammen klappe. Ich überlege nun, wie ich am besten vorgehen sollte... Nochmal krankschreiben lassen und Erholung zu Hause, in einer Tagesklinik intensiv an allem arbeiten oder doch so weiter machen und mit dem Psychologen, zu dem ich seit einigen Wochen gehe, die Behandlung fortsetzen.. Habt Ihr Erfahrungen in dieser Hinsicht? Besonders hinsichtlich der Tagesklinik? Ich will keinen neuen Stressfaktor... Lieben Dank und Gruß Zita

von zita am 08.03.2020, 20:21



Antwort auf Beitrag von zita

Vorab, ich bin allgemein nicht so sehr der Typ für Therapien, aber für mich war die Tagesklinik gar nichts. Ich bin dort morgens angekommen, kurz nachdem dort gefrühstückt worden war. Etwa 15 Personen saßen in dem Zimmer und schwiegen sich gegenseitig an. Dass man in so ein Klinik nicht auf das blühende leben trifft, ist mir auch klar, aber ich empfand das schon als zusätzlich deprimierend, diese ganzen traurigen Gestalten dort sitzen sehen zu müssen, die nichts mit sich anzufangen wussten. Es kamen so gut wie keine Gespräche auf. Es war wirklich wie das Klischee eines schlechten Pflegeheims. Die Bewohner werden irgendwo abgesetzt und bleiben dann dort ohne Beschäftigung, bis die nächste Mahlzeit ansteht. Dann gibt's da immer noch ein oder zwei Personen, die wirres Zeug quatschen, die hatte meine Tagesklinik natürlich auch zu bieten. Also die Gespräche, die stattfanden, waren keine Option. Wir saßen dann wirklich vier Stunden dort, denn irgendwann standen ein paar wortlos auf und begannen damit, das Mittagessen vorzubereiten. Ich konnte sehen, wie sie es machten, und in dem Moment war für mich klar, hier esse ich gar nichts und hier werde ich auch nicht meinen Tag verbringen. Wenn mir mein Leben in dem Moment auch ziemlich sinnlos erschien, fielen mir trotzdem plötzlich viele Sachen ein, die ich zu Hause machen konnte. Es war dabei nicht mal so, dass diese Klinik nichts anbot, um sich zu beschäftigen. Es nutzte einfach niemand. Es gab ne kleine Werkstatt und ein Zimmer mit Büchern, die waren konsequent leer. Nach diesem Tag kam ich dort nur noch hin, um mit einem Therapeuten zu sprechen. Ich fragte ihn auch nach dem Sinn dieser Einrichtung, wenn bis auf einen Raum nichts genutzt wird. Er bestätigte, dass sich wirklich der Großteil in dem Esszimmer abspielte, also war das nicht nur mein Eindruck nach einem halben Tag Aufenthalt, es stimmte. Später wechselte ich zu einer anderen Psychotherapeutin, die mich etwa zwei Jahre begleitete. Gelegentlich kam das Thema "stationär" auf, was ich, wegen der Erfahrung in der Tagesklinik, ablehnte. Vielleicht wäre es da ganz anders gewesen und hätte mir gefallen? Deutlich besser ging es mir erst, als ich schon eine Weile nicht mehr in Therapie war. Wie gesagt, ich bin da nicht besonders empfänglich für und hab bestimmt auch ne miese Tagesklinik erwischt. Aber das sind eben meine Erfahrungen. Ganz ohne Begleitung empfehle ich auch nicht, aber das steht bei dir ja auch gar nicht zur Debatte.

von Shaddi am 09.03.2020, 08:15



Antwort auf Beitrag von zita

Mir hat die Tagesklinik vor fünfzehn Jahren wirklich das Leben gerettet. Da saß auch keiner vier Stunden rum, denn jeder hatte pro Tag mindestens drei, meistens eher vier bis fünf "Termine" - Einzeltherapie, Gruppentherapie, Gestalttherapie, Entspannungsübungen, Bewegung..... Und weil "man" sich aus den Gruppentherapien gut kannte, gab es auch im Gemeinschaftsraum immer wieder Gesprächsstoff - häufig ganz banales Geplauder, manchmal aber auch sehr tiefe Diskussionen. Aber: Das ist HARTE Arbeit, Chillen geht anders. Man marschiert auch nicht aus der Tagesklinik raus und ist ein entspannter, positiver, un-depressiver Mensch - das klappt so nicht. Eine Tagesklinik kann nur der Einstieg sein. Heute - ohne zu betreuende Kinder - würde ich übrigens eine komplett stationäre Behandlung wählen (bzw. habe das getan - genehmigt ist es schon, ich warte auf einen freien Platz). Ich fand das Umschalten von Klinikbetrieb zu Alltag, von "Ich stehe im Vordergrund!" zu "Jetzt geht es um die Kinder!" sehr anstrengend. Aber ich bin alleinerziehend und die Kinder waren damals noch klein. Die Tagesklinik war der Kompromiss. Was sagt denn Dein Therapeut? Der muß doch eine Vorstellung davon haben, ob es "auch so geht"? Eine Krankschreibung ist natürlich keine Lösung. Das kann kurzfristig bissi den Druck rausnehmen - was völlig legitim ist - aber wenn Du schon weißt, daß Dein Problem tiefer geht, dann ist abchillen daheim für ein paar Wochen höchstens ein Hinausschieben der "echten" Lösung.

von Strudelteigteilchen am 09.03.2020, 10:02



Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

Hallo, kleine Rückmeldung, hatte einen Infotermin In der Tagesklinik und mir wurde gesagt, dass es für einen Aufenthalt dort zu früh sei.. ich wäre nicht stabil genug. Ich soll jetzt erstmal zwei Wochen zu Hause bleiben und möglichst Nichts tun, eben nur dass was gerade geht und ich möchte. Danach soll ich wieder kommen und sie wollen nochmal sehen. Der Stress in einer Tagesklinik wäre jetzt zuviel. Ich denke, dass trifft es ganz gut. Allerdings fällt es mir wahnsinnig schwer nur so rum zu hängen... muss man sich wahrscheinlich auch dran gewöhnen LG Zita

von zita am 12.03.2020, 07:09