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Mache mir große Sorgen um eine Freundin

Thema: Mache mir große Sorgen um eine Freundin

Ich habe eine gute Freundin, die immer Vollgas gibt. Ich frage mich schon seit Jahren, wann sie mal umkippt. Das passiert aber nie. Sie gibt Vollgas im Job, arbeitet wie ein Tier, schmeißt zu Hause den Laden, kümmert sich um Mann und ihre beiden nicht gerade pflegeleichten Kinder. Jedes Mal, wenn ich sie treffe, klagt sie mir ihr Leid, weint viel, weil sie so fertig ist und sich so große Sorgen um ihre Kinder, die oft und gerne anecken, macht. Auch ihre Beziehung ist nicht unkompliziert. Nun trinkt sie schon immer gerne Alkohol. Aber in letzter Zeit hat das wirklich bedenkliche Züge angenommen. Man kann eigentlich fast gar nichts mehr mit ihr machen, ohne dass sie sich betrinkt. Kaum ist man bei ihr zu Besuch, macht sie schon einen Prosecco auf. Ich trinke dann ein Gläschen - und sie den Rest. Jetzt überlege ich schon länger, wie ich es am besten anfange, mit ihr darüber zu reden. Sie hat mir erzählt, dass eine andere Freundin sie schon darauf angesprochen hat. Sie war zu Tode gekränkt desewegen. Deshalb habe ich es bisher noch nicht gemacht. Ich will auch nicht den Moralapostel raushängen lassen, aber ich mach mir wirklich langsam Sorgen um sie. Was soll ich denn bloß tun? Das ist doch schon auch meine Pflicht als Freundin, oder? Oder ist das zu übergriffig, geht mich das einfach nichts an?

von Beppeline am 08.10.2019, 15:16



Antwort auf Beitrag von Beppeline

Hallo, solche Gespräche sind am besten aus der ICH-Ebene zu führen, also: ICH mache mir Sorgen, ICH beobachte, dass..., ICH sehe, dass... Keine Vorwürfe, keine Schuldzuweisungen, kein DU, sondern die eigene Wahrnehmung beschreiben. Da kann einem keiner ans Bein pinkeln.

von Philo am 08.10.2019, 20:28



Antwort auf Beitrag von Philo

ich stimme Philo 100% zu. Aus der Ich-Ebene geführte Gespräche sind da am Besten. Viel Glück für deine Freundin. LG Goldbear

von Goldbear am 09.10.2019, 12:46



Antwort auf Beitrag von Beppeline

Ich finde es gut, dass du es siehst und ansprichst. Und vll. wird die Freundin ja auch nachdenklich, wenn mehrere Menschen, die ihr gut wollen, sie darauf ansprechen. Wenn es nur Einer macht, ist es leichter "wegzuwischen", als wenn es schon Mehreren aufgefallen ist. Alles Gute!

von Bookworm am 09.10.2019, 09:13



Antwort auf Beitrag von Beppeline

Natürlich kannst du sie auf ihren Alkoholkonsum ansprechen. Aber offenbar wurde das vorher schon getan und als (wie von dir gefürchtet) "übergriffig" aufgefasst. Die Spirale sieht ja so aus, dass deine Freundin dem Druck mit Job, Haushalt, Familie und sonstwas offensichtlich nicht gewachsen ist und das wahrscheinlich mit Alkoholkonsum kompensiert. MUSS aber auch nicht, wenn du sagst, sie hat vorher schon gerne mal einen getrunken, vielleicht hat sich einfach der Alkoholismus eingeschlichen und sie trinkt zum Runterfahren. Sowas schleicht sich schnell ein. Man hat dann das Gefühl, dass es einem mit Alkohol viel besser geht, die Sorgen werden etwas kleiner und die Belastung ist auf einmal gar nicht mehr so schlimm. Und damit entsteht ein Teufelskreis und eben auch eine Toleranz gegenüber Alkohol, die Grenze geht nach oben, aus einem Glas werden zwei, aus zwei wird eine halbe Flasche, ganze Flasche... Alkoholismus hat ja viele Gesichter, den Konsum deiner Freundin kann ich schwer einschätzen, aber es klingt ja schon mehr nicht nach normal bzw. wird ja auch von Anderen als grenzwertig wahrgenommen. Du kannst sie ansprechen, dann waren es schon 2, die das getan haben, und deine Freundin wird sich sicherlich dazu auch Gedanken machen. Wer trinkt, weiß ja selbst, dass da etwas schief läuft. Das zuzugeben, nach außen, ist ein eher längerer Prozess. Ist ja auch peinlich. Zu dem Zeitpunkt weiß man aber für sich selbst schon, dass das, was man da macht, nicht richtig ist. Wenn deine Freundin noch an dem Punkt ist, ihren Konsum abzustreiten bzw. - das kann ja auch sein - noch gar nicht als krankhaften zu sehen, kannst du erstmal nichts weiter machen. Die Einsicht muss von selbst kommen. Du könntest aber z.B. beim nächsten Besuch den angebotenen Prosecco ablehnen. Du könntest selbst gar keinen anbieten, wenn sie mal bei dir zu Besuch ist. Wenn sie bei gemeinsamen Aktivitäten durch Alkohol unangenehm auffällt, könnte man den Abend z.B. auch einfach abbrechen. Es geht dabei ja nicht darum, deine Freundin zu bestrafen sondern eher über ihr Verhalten nachzudenken. Und das wird sie sicherlich tun. LG

von Holzkohle am 09.10.2019, 13:35



Antwort auf Beitrag von Holzkohle

Vielen Dank für Deinen Post! Das hilft mir weiter.

von Beppeline am 09.10.2019, 14:46



Antwort auf Beitrag von Beppeline

Mach Deine Sorge nicht am Alkohol fest - der ist ja bloß ein Symptom. Zeige Dich eher besorgt wegen ihrer Überlastung. Ich habe das so ähnlich durch: Eine Freundin hatte Stress und ich habe mir Sorgen gemacht. Diese Sorgen habe ich u.a. anderen festgemacht, daß sie mehr trank als vorher. Wohlgemerkt: Meine primäre Sorge war NICHT, daß sie zu viel trinkt. Es ging lediglich darum, daß der Alkoholkonsum für mich ein (weiteres) Zeichen war, daß es ihr nicht gut ging. Irgendwie blieb bei ihr nur hängen, daß ich ihr den Alkoholkonsum vorwarf und sie für eine Alkoholikerin hielt (was ich nie tat). Die Freundschaft starb auf einem Nebenkriegsschauplatz. Deswegen mein Rat: Sprich sie an auf ihre Überlastung, auf ihre Sorgen, auf ihr Weinen. Frage sie, wie Du ihr helfen kannst - und werde dabei gerne etwas hartnäckiger. Wenn der Alkohol - was Du ja annimmst, und was ich auch vermute - nur ein Ventil ist, wird ihr Konsum danach von alleine sinken. Natürlich kann man für sich selber entscheiden, in Gegenwart dieser Freundin weniger zu trinken und/oder ihr nichts mehr anzubieten. Aber den Focus würde ich definitiv auf die Überlastung legen.

von Strudelteigteilchen am 09.10.2019, 14:00



Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

Wir reden jedes Mal über ihre Überlastung. Seit Jahren. Sie könnte finanziell gesehen locker weniger arbeiten - aber sie ist halt ein Arbeitstier. Und ich befürchte, dass sie vielleicht sogar eher zusammenklappt, wenn sie Zeit hat, über alles nachzudenken. Sie ist permanent unter Strom - und änderst seit Jahren nichts daran. Und ja, der Alkohol ist sicher "nur" ein Symptom, Ventil des Ganzen. Aber ich bleibe dran. Danke!

von Beppeline am 09.10.2019, 14:52



Antwort auf Beitrag von Beppeline

Na ja, ich bin auch ein "Arbeitstier" - ich empfinde meine Arbeit als bezahlte Erholung. Zur Entlastung dürfte man mir gerne Hausarbeit abnehmen, aber ich würde NIEMALS meine Stunden reduzieren, nur um mehr Zeit zum Putzen und Kochen zu haben *grusel*. Sonst wäre vielleicht eine Idee, daß Du ihr sagst, wie sehr ihr "Gejammere" DICH belastet. Vielleicht bringt sie das dazu, mal über ihre Prioritäten nachzudenken. Manchmal wird das Jammern zur lieben Gewohnheit. Dann wäre es Zeit, darüber nachzudenken, ob man wirklich was ändern WILL - oder ob man einfach feststellt, daß es okay ist, wie es ist.

von Strudelteigteilchen am 09.10.2019, 15:04



Antwort auf Beitrag von Beppeline

Ich glaube du bist entweder verwirrt oder hast vergessen was eine freundin ausmacht. Kannst du ihr nicht praktisch helfen? Kannst du ihr was an Arbeit abnehmen statt im forum zu fragen wie du ihr sagen sollst sie soll ihr Leben nüchtern leben obwohl du ganz genau weißt wie ihr leben ist?

von Istnichtrelevant am 05.11.2019, 01:01