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Krise

Thema: Krise

Ich muss leider sagen, dass mich das gerade alles ganz schön mitnimmt und ich ganz schön mit mir selbst kämpfe, um lebensfroh zu sein. Wenn ich mit Freundinnen telefoniere, geht es denen allen gut. Alle sagen, sie waren noch nie so entspannt wie zurzeit und warum ich mir denn Sorgen mache? Ich sei ja gesund und würde nicht am Hungertuch nagen. Ganz ehrlich: Das bringt mir leider auch nichts. Mein Mann ist der Hauptverdiener bei uns, ich arbeite ihm nur zu. Er ist selbstständig und hat gerade wenig zu tun. Mein mittlerer Sohn wollte eine Schreinerlehre anfangen und sich jetzt für eine Lehrstelle bewerben, was ja auch gerade nicht geht. Ich mache mir die ganze Zeit Sorgen, dass die Stimmung zu Hause kippt, sodass meine Familie schon richtig genervt von mir ist. Die anderen haben auch ganz gute Stimmung. Aber ich kann einfach nicht aus meiner Haut. Ich mache mir perament Sorgen und komme da aus der Schleife einfach nicht mehr raus. Ich habe schon gar keine Lust mehr, mit Freundinnen zu telefonieren, weil ich merke, wie genervt die sind, dass ich nur jammere. Die scheinen wohl einfach resilienter zu sein als ich oder können besser verdrängen?

von Dorthe123 am 21.04.2020, 16:35



Antwort auf Beitrag von Dorthe123

Huhu, bei vielen Menschen ist es ja so, dass eine Krise aufdeckt, wo es bei ihnen auch bisher schon gehapert hat, ohne dass sie das vielleicht bewusst gemerkt haben. Die jetzige Situation ist deshalb sehr wertvoll für Dich. Sie legt den Finger in bereits vorhandene Wunden und auf Schwachstellen, die Du sonst nicht angegangen wärest. Es könnte (sind nur Möglichkeiten) so sein, dass Du zum Beispiel immer schon sehr wenig Vertrauen ins Leben hattest. Und dass Du Dich nur einigermaßen sicher fühlst, wenn Du auch materiell abgesichert bist. Dass Du unterschwellig immer Angst vor dem Leben und vor dem Tod hattest, die Du aber durch das trügerische Gefühl von Sicherheit und gewohntem Alltag überdecken konntest. Jetzt ist der Alltag ein bisschen aus den Angeln gehoben, die finanzielle Sicherheit ist etwas gefährdet - da bricht der wackelige Boden, auf dem Du bisher gestanden hast, schon ein. Er war also nicht sehr stabil, denn es gibt ja noch weitaus größere Herausforderungen als die, die Du jetzt meistern musst. Die wunderbare Chance besteht jetzt für Dich darin, dass Du herausfindest, was Dich WIRKLICH trägt. Du merkst ja gerade, dass Geld und Alltagsroutine da nicht ausreichen, denn die sind immer gefährdet. Es können im Leben immer Krisen kommen: Man geht pleite, das Geld ist weg, man wird krank, Dinge klappen nicht, wie geplant. Jetzt kommt es darauf an, dass man auf einem festen Fundament steht, das durch solche Äußerlichkeiten nicht ins Wanken kommt. Dieses echte Fundament zu finden, ist nicht leicht, und es geht nicht von heute auf morgen. Aber es geht! Ich selbst habe erst durch eine schwere chronische Erkrankung (die übrigens inzwischen weg ist) gelernt, dass ich einen neuen Weg für mich suchen muss. Das macht man nämlich nie freiwillig, sondern nur, wenn es einem schlecht geht, sonst ist man zu bequem dafür. Wenn das Leben stürmisch wird, wenn die Dinge wackeln, wenn die Oberfläche schwankt und alles unsicher wird, was fest aussah - dann muss man das Augenmerk auf die Tiefe lenken. Dorthin, wo die Stürme der Oberfläche nicht hinkommen, und wo Frieden, Gelassenheit und Zuversicht zu Hause sind. Auch in Dir gibt es diesen Ort, aber bisher hast Du ihn lieber gemieden, weil Du ihn noch nicht so dringend brauchtest, wie jetzt. Obwohl Du vermutlich auch vorher schon eher der ängstliche Typ warst und Dich schnell gesorgt hast. Aber jetzt tut‘s richtig weh, Du bekommst die Angst nicht mehr in den Griff. Und deshalb ist jetzt ein toller Zeitpunkt, um die tieferen Dinge des Lebens zu suchen, die Dir wirklich Halt und auch Glücklichsein schenken können. Denn dass die äußeren Dinge das nicht können, hast Du ja schon gemerkt. Zum Einstieg für diesen inneren Weg empfehle ich Dir den Bestseller „Jetzt“ von Eckkhart Tolle. Einfach mal lesen, auch wenn Du denkst, das sei nichts für Dich. Das dachte ich auch, ich habe das Buch geschenkt bekommen und wochenlang nicht angefasst, weil ich dachte, das sei langweilig. Aber es ist ein wahnsinnig toller Augenöffner - und kann wirklich die Ängste nehmen und echte Freude in den Alltag bringen. Und zwar auch, wenn dieser Alltag momentan furchterregend ist oder brüchig zu sein scheint. Das ist nämlich der Clou an echter Freude und echtem Weltvertrauen: Es ist unabhängig von äußeren Dingen und wird davon nicht erschüttert. LG

von Windpferdchen am 22.04.2020, 08:24



Antwort auf Beitrag von Windpferdchen

Vielen Dank für dein ausführliches Posting. Ich hab es gestern schon gelesen, aber ich musste das alles etwas sacken lassen. Danke, dass du mein Anliegen ernst genommen hast. Es ist nur schmerzhaft zu lesen, dass ich unbedingt was tun muss. Aber das muss ich auf jeden Fall. Wenn es wieder geht, werde ich mir einen Psychotherapieplatz suchen.

von Dorthe123 am 23.04.2020, 11:34



Antwort auf Beitrag von Dorthe123

Huhu, warum kann sich Dein Sohn nicht für eine Lehre bewerben? Natürlich geht das, 1,5 m Abstand, kein Händeschütteln. Auch Bewrrbungsgespräche oder Praktika gehen, die Leute gehen ja auch zur Arbeit. Viel Glück!

von zweizwerge am 24.04.2020, 18:12