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Frauen halten Laden zusammen

Thema: Frauen halten Laden zusammen

Hallo, ich bin alleinerziehende Mutter und ich möchte Folgendes unbedingt mal loswerden: In der Corona-Krise halten vor allem wir Frauen den Laden zusammen. In der jetzigen Krise sorgen und kümmern sich hauptsächlich die Frauen zu Hause um die Kinder, die nicht in die Schule gehen können oder konnten. Frauen leiden beruflich aber auch mehr unter Krise. Denn wer arbeitet denn hauptsächlich in den gerade systemrelevanten und meist mies bezahlten Jobs, in denen man sich auch noch sehr gut anstecken kann? Im Einzelhandel mit Nahrungsmitteln und in Krankenhäuser, in Kindergärten oder Vorschulen? Allein im Gesundheitsbereich arbeiten 70 Prozent Frauen!

von Sel.ina am 08.04.2020, 10:30



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Systemrelevant sind aber auch männliche Polizisten, Militärangehörige, Busfahrer, Müllwerker, Ärzte, Taxifahrer, Lkw-Fahrer, Arbeiter in Stromkraftwerken usw., usw. Ich finde Dein Lob auf uns Frauen schön, und im familiären Bereich stimmt es sicher in manchen Fällen, was Du sagst. Aber was genau willst Du jetzt sagen: dass wir Frauen generell die besseren Menschen sind und mehr leisten? Ich glaube, so ein Wettkampfdenken bringt uns jetzt nicht weiter. Wir müssen jetzt gerade ALLE zusammenhalten, Männer UND Frauen. Und ich denke, auch sehr viele Männer leisten hier ihren Beitrag. Mein eigener Mann ist im Home Office, ebenso wie ich. Und wir teilen die Aufgaben hier zu Hause und mit den Kids gleichmäßig, ich muss da nicht die Heldin und Frauenrechtlerin spielen, und bei vielen Freunden ist es genauso. Vielleicht ist Dein Blick etwas einseitig, weil Du alleinerziehend bist, das kann ich gut verstehen. Das ist sicher gerade eine Riesenbelastung. Es ist aber vielleicht nicht so ganz repräsentativ und objektiv, was Du empfindest. LG

von Lillimax am 08.04.2020, 11:43



Antwort auf Beitrag von Sel.ina

Diese schlecht bezahlten Berufe haben sie sich selbst ausgesucht, da wird wohl keiner zu gezwungen worden sein. Ich halts auch für nicht gerade zielführend, jetzt nach nem Opfer zu suchen, das ja ach so viel stärker unter der Situation leidet.

von Shaddi am 08.04.2020, 13:14



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Ich bin mir relativ sicher, keine Pflegekraft hat vorher gewusst, das sowas wie Corona kommen wird und wir bis dahin auch ohne ein solches Szenario einen Notstand in der Pflege haben. Na, aber wenn du meinst, die Menschen, die jetzt umso mehr dafür sorgen, das der Laden hier nicht zusammen bricht, selber schuld sind, dass sie sich einen solchen Beruf gesucht haben - dann wirst du ja bestimmt auch auf eine vernünftige Versorgung im eigenen Krankheitsfall sicher gut verzichten können, gell? Sorry - finde ich persönlich total daneben.

von cube am 08.04.2020, 18:20



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Es ging mir ausschließlich um die Bezahlung, deswegen habe ich auch nur das angesprochen in meinem Post.

von Shaddi am 08.04.2020, 18:34



Antwort auf Beitrag von Shaddi

Die schlechte Bezahlung in Relation zu der harten und verantwortungsvollen Arbeit, mit fordernden Arbeitszeiten und wie man jetzt wieder sieht katastrophalem eigenen Schutz ist sicher einer der Gründe, weshalb so viele nach einiger Zeit aus diesen Berufen aussteigen oder sie gar nicht mehr ergreifen wollen. In deinen Augen ist es dann ja gut, dass viele bei der Berufswahl die Augen aufmachen oder während der Berufsausübung die Augen bitter geöffnet bekommen.

von Tai am 08.04.2020, 18:55



Antwort auf Beitrag von Shaddi

Gehts eigentlich noch? Es gibt Berufe, ganz normale Lehrberufe, von denen man nicht leben kann. Und da sind die Frauen dann selbst dran Schuld? Sie hätten ja auch Steuerberaterin oder Ingenieurin werden können? Bei Dir stimmt ja wohl was nicht in der Denkweise....

von Berlin! am 08.04.2020, 21:25



Antwort auf Beitrag von Shaddi

Ja, es gibt Menschen, die sind in pflegenden oä Berufen, weil sie eben genau das in erster Linie wollen: anderen helfen. Heißt also: jeder, der sich einen solchen Beruf aussucht, darf gefälligst nicht motzen, wenn er mal wieder mit einem TZ-Vertrag abgespeist wird, oder gerade mal das Minimum bekommt oder einfach x unbezahlte Überstunden macht, damit er den Job nicht verliert oder aus Pflichtbewusstsein seinen "Kunden" gegenüber? Nein, durch deine Begründung wird dein Kommentar nicht besser. Er zeigt lediglich, wie wenig Achtung manche Menschen vor denen haben, die sich im Zweifelsfall darum kümmern, dass zb du im KH liegend nicht 3 Stunden lang warten musst, bis dir jemand auf die Toilette hilft.

von cube am 09.04.2020, 09:28



Antwort auf Beitrag von Shaddi

Stimme dir voll zu!

von kirshinka am 09.04.2020, 21:09



Antwort auf Beitrag von Shaddi

Ok - ich hatte den Rattenschwanz an Kommentaren unter Shaddi zunächst nicht gesehen. Folgendes gilt ganz unabhängig von Corona (für Corona finde ich persönlich sollte es Boni geben für die belasteteren Berufsgruppen): ABER natürlich haben wir in diesem Land freie Berufswahl und jede kann sich ihren Beruf aussuchen. UND auch bei der Berufswahl gilt einfach: Augen auf! Und ja - es wird keine gezwungen einen bestimmten Beruf zu ergreifen. Es ist ja dann auch ein immerwährender Kreislauf - Frau ergreift Beruf in dem sie weniger verdient, bleibt dann wegen Kind zuhause, arbeitet Teilzeit in StKlasse 5 (und Mann in 3), denn Frau verdient ja weniger. Wenn also mehr Frauen Berufe ergreifen, in denen sie besser verdienen (und das tun Männer ja auch!) und dafür weniger in schlecht bezahlten Berufen arbeiten, wird sich dort auch irgendwann das Gehalt erhöhen! Und nochmal explizit @Berlin! - von wegen und so „gehts noch“ - es wird niemand gezwungen, einen bestimmten Beruf zu ergreifen!!!!!! Und bei der heutigen Informationsflut kann auch keiner mehr auf „oh das wusste ich nicht“ pochen....

von kirshinka am 09.04.2020, 21:20



Antwort auf Beitrag von kirshinka

Natürlich wird niemand gezwungen, irgendeinen Beruf zu ergreifen. Aber es ist bei weitem nicht so, dass jede Frau auch jeden Beruf erleben kann, den sie gerne haben möchte.Man hat also bei weitem nicht freie Auswahl. Ein guter MSA ist weniger wert als ein schlechtes Abi. Kommt man aus einer sozial schwachen Familie, wird eher der MSA gemacht, damit man Geld verdienen kann. Und schon ist die Auswahl eingeschränkt. Aber gewaltig. Frauen sind deutlich häufiger alleinerziehend und damit oft nicht in der Lage, Vollzeit zu arbeiten. Frauen werden für den gleichen Job oft noch schlechter bezahlt. Unabhängig von der Frage, ob man sich seinen Beruf aussuchen kann: wenn ich mir einen Beruf aussuche, 3 Jahre lerne (zum Beispiel) und dann Vollzeit arbeiten gehe, MUSS ich genug verdienen können um wenigstens ein einfaches Leben führen zu können. Das ist in vielen Berufen nicht der Fall. Wenn man dann mit Kindern nur Teilzeit arbeitet, siehst echt Mau aus. Und dann kommen solche eingebildeten Frauen daher und sagen: Schön, dass Du meine Oma pflegst. Aber dass Du wenig verdienst ist Deine Schuld. hättest ja was anderes machen können. Diese Einstellung ist echt nicht zu überbieten.

von Berlin! am 09.04.2020, 21:33



Antwort auf Beitrag von kirshinka

Ich kenne einige, die in jungen Jahren "etwas mit Menschen" und etwas Sinnvolles machen wollten. So wurden sie Krankenpfleger oder Erzieher. Als junger Mensch denkt man vielleicht auch nicht so berechnend, ob das Geld später für eine Familie reicht. Heute habe ich im Lokalfernsehen gesehen, dass in einem Altenheim hier sämtliche Pflegekräfte entweder selbst mit Corona infiziert sind oder eben in Quarantäne müssen. Kurz, es ist überhaupt kein Personal mehr da. Der Bürgermeister hat verzweifelt aufgerufen, es sollten sich Pflegekräfte oder Hilfskräfte melden, schon für den heutigen Nachtdienst am besten. Gut möglich, dass es, wenn du pflegebedürftig und alt bist, niemanden mehr gibt, der dich betreut. Das wird dich dann sicher erfreuen, dass alle die Augen aufgemacht haben und nicht diesen schlecht bezahlten Beruf gelernt haben. Super!

von Tai am 09.04.2020, 22:51



Antwort auf Beitrag von Sel.ina

Schon vor Corona ist ja viel über die Caring-Berufe geschrieben worden. Dass sie besser bezahlt werden müssen einerseits, dass aber auch Männer sich mehr einbringen müssen Zuhause.

von emilie.d. am 08.04.2020, 16:28



Antwort auf Beitrag von emilie.d.

Dass Männer sich mehr einbringen müssen zuhause ist aber immer auch ein Ding von machen und machen lassen!

von kirshinka am 09.04.2020, 21:21



Antwort auf Beitrag von kirshinka

Sehe ich auch so. Wer einen faulen Sack zu Hause hat, der sich null kümmert und null hilft, ist selber Schuld. Liegt nur daran, dass die Frau ihn nie helfen lässt. Da kann der Mann dann echt nichts machen....und muß sich ja quasi wieder vor die Glotze hauen.

von Berlin! am 09.04.2020, 21:35



Antwort auf Beitrag von Berlin!

Ich glaube, dass vielen Frauen so ein 'Ich muss gefallen' Rollenbild anerzogen worden ist und es für viele sehr schwer ist, aus diesem Rollenmuster auszubrechen und ihren Mann entsprechend zu erziehen. Wenn er sich denn erziehen lässt. Schwieriges Thema. Die Frauen, die es sich nicht gefallen lassen, dass Mann sich bedienen lässt, lachen sich von vornherein ja so ein Exemplar nicht an. Insofern hab ich leicht reden, wenn ich einer Frau mit faulem Exemplar sag 'Du musst ihn erziehen'. Und grad wenn Kinder da sind, trennt man sich ja auch nicht so leicht. Wie gesagt, schwieriges Thema.

von emilie.d. am 10.04.2020, 19:39



Antwort auf Beitrag von emilie.d.

Das Thema ist sehr vielschichtig, in der Tat. Und mein vorheriger Post war auch nicht ganz so ernst gemeint ;-) Ich hätte mir niemals einen Macho ausgesucht, also so einen, der sich bedienen lässt und meint, manche Dinge sind Frauensache. Aber so einer hätte mich vermutlich auch nicht gewollt ;-)) Das mit der anerzogenen Rolle ist echt ein Problem, das ich auch sehe. Und zumindest ich versuche, bei meinen Jungs gegenzusteuern. Mein Mann und ich teilen auch gewisse Dinge auf. Aber eher in "Kann ich besser, kannst Du besser". Ich kann kochen und mache das auch gerne. Mein Mann liebt es dafür, mit den Kindern Briobahn zu spielen, die Autorennbahn aufzubauen, sowas eben. Und macht es auch. Nur ein Beispiel. Was mich ein wenig erschüttert: die meisten Machos sind ja auch von Frauen erzogen worden.... Eins jedenfalls ist mir klar: ich will keine Erwachsenen erziehen. Und ich kann niemanden ändern. Nur mich selbst. Oder die Situation.

von Berlin! am 10.04.2020, 20:55



Antwort auf Beitrag von Sel.ina

damit der gesamte Laden laufen kann. Sogar der Gabelstaplerfahrer ist wichtig - weil ohne ihn das Lager nicht so gepackt wäre, das man an alles gut rankommt zB. und Bestellungen termingerecht abarbeiten könnte. In Dtl (und auch sonst) wird aber gerne die Wichtigkeit eines Berufes daran festgemacht, wie viel Geld man damit verdient und ob man dafür studieren musste. Klar benötigt ein Gabelstaplerfahrer nicht die Qualifikation eines Arztes. Natürlich muss die Reinigunsgkraft vorher keine Prüfung abgelegt haben, um den Wischmopp richtig handhaben zu können. Aber ist der Müllmann tatsächlich so viel weniger Wert als der Chefarzt? Was wäre denn ohne Müllentsorgung? Vermutlich viel schlimmere Seuchen als aktuell Corona. Wertschätzen tun wir diese Arbeiten aber eben nicht - und leider oft genug disqualifizieren wir gleichzeitig auch den Menschen, der diese Arbeit für UNS/die ALLGEMEINHEIT verrichtet als "tja, hat halt nicht gut genug in der Schule aufgepasst ab". Und genau so ist es eben mit den Caring-Berufen. Erschreckend, wie überheblich-arrogant darüber geurteilt wird, wenn diese Menschen dann gerne mal etwas mehr Geld hätten.

von cube am 10.04.2020, 14:48



Antwort auf Beitrag von cube

Das trifft es. Unwichtige Berufe gibt es nicht. Und schon die Einstellung "Ich habe studiert, ich bin wichtiger/besser/mehr wert" ist sowas von daneben.... Ich bin froh, dass mir jemand die Brötchen verkauft, die jemand anders vorher gebacken hat, Für beides muß es kein Staatsexamen haben. Ich bin froh, dass der Arzt, der mich untersucht, 3 Staatsexamen hat und gut ausgebildet ist. Er ist dadurch aber kein besserer Mensch. Ich erlebe es eher andersrum. Eins geht nie: aufgrund meines Geschlechts weniger Geld zu bekommen für gleiche Arbeit, Oder wenig Geld verdienen, weil die Arbeit, die man macht, wenig wirtschaftlichen Gewinn bringt (also quasi alle Sozialberufe). Da muß sich wirklich was ändern.

von Berlin! am 10.04.2020, 21:00