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Ich bin so traurig

Thema: Ich bin so traurig

Es ist ein Zeitpunkt gekommen, an dem ich mich einfach nur noch ins Bett legen und die Decke über mich ziehen will. Es passieren seit einer Weile so schlimme und traurige Dinge in meinem Leben. Obwohl ich ein sehr lebensfroher und optimistischer Mensch bin, zehrt das schon sehr an mir. Vor zwei Jahren hat mich mein Mann mit einer 30-jährigen (und damit 15 Jahre jüngeren), Frau betrogen, deren Hobby Poledance ist (kein Witz). Videos ihres Kunstfertigkeit hat sie meinem Mann aufs Handy geschickt. Ich konnte ihre Beweglichkeit also bewundern. Zwei Jahre lang ging das Ganze jetzt hin und her. Er war bei ihr, hat uns vermisst, er kam zu uns, hat sie vermisst. Nicht nur einmal, sondern ein paarmal hat dieser Wechsel stattgefunden. Ich habe immer nur gedacht, das bekommen wir schon hin, auch der Kinder wegen. Das schaffen wir schon. Letzte Woche wollte er noch wieder bei uns einziehen und sich den Dachboden ausbauen, diese Woche will er plötzlich die Scheidung, unseren VW-Bus verkaufen und dass ich ihn ausbezahle für die Hälfte unseres Hauses Und jetzt erfahre ich, dass die Frau von meinem Taufpaten, der immer wie ein Vater zu mir war, mit 93 im Sterben liegt. Ja, ich weiß, das ist keine große Überraschung, wenn jemand schon 93 ist. Aber ich mache mir große Sorgen um meinen Patenonkel, der 95 ist. Ich glaube, wenn seine Frau stirbt, was sicher bald der Fall ist, wird er nicht weiterleben wollen und sich das Leben nehmen. Es hört sich vielleicht seltsam an, aber ich will kein Leben ohne meinen Patenonkel führen. Er bedeutet alles für mich. Er war immer für mich da. Und auch seine Frau hat mir in den letzten zwei Jahre so viel geholfen, mich sehr oft angerufen, mich gefragt, wie es mir geht. Ich habe eine Mutter und einen Vater, die nie für mich da waren. Die immer nun an sich gedacht haben und denken. Und gottseidank hat mir der Himmel den allerliebsten Patenonkel auf der ganzen Welt geschickt - der bald wahrscheinlich nicht mehr da sein wird. Ich bin Ärztin und gewohnt, dass Menschen sterben. Aber im Moment fühle ich mich wie ein kleines Kind, das alleine gelassen wird - und sich am liebsten auf dem Schoß seines Patenonkels ganz klein hinkuscheln möchte, um getröstet zu werden. Ich bin so traurig.

von Mama-mit-pfiff am 15.05.2020, 09:41



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So ich bin jetzt Mal ganz hart zu dir... Du bewegst jetzt deinen Hintern aus dem Bett oder vom Sofa und fängst an dein Leben in die Hand zu nehmen. Wenn nicht für dich, dann für deine beiden Töchter oder willst du das die beiden später auch sagen können das ihre Mutter nie für sie da war? Du suchst dir Montag morgen als allererstes einen Therapeuten und fängst an dein Leben zu ordnen. Du machst ein Gespräch mit der Bank und schaust ob du deinen Nochmann auszahlen kannst wenn nicht geht die Welt auch nicht unter. Dann suchst du dir und deinen Kindern eine hübsche Wohnung oder kleines Haus und fängst da ein neues Leben an.

von misses-cat am 15.05.2020, 13:25



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Ich antworte dir erst jetzt, da ich bei meinem Taufpaten war, um ihn zu unterstützen. Heute ist seine Frau gestorben. Ja, im Grunde hast Du natürlich recht. Aber auch wenn Du es nicht glaubst: Ich habe schon eine Therapie in der Trennung alleine gemacht, werde jetzt ein Trennungscoaching bei einer Anwältin mit meinem Mann machen - und bekomme keinen Kredit bei der Bank, weil ich mich gerade selbstständig gemacht und dafür einen großen Kredit aufgenommen habe. Ich bin erwachsen und bekomme mein Leben auf die Reihe - aber manchmal ist es einfach sehr viel, was man als Mutter, bald Exfrau und Patentochter tragen muss.

von Mama-mit-pfiff am 20.05.2020, 17:20



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Hallo, sei erstmal feste gedrückt, das sind seelisch ja wirklich gerade schwere Zeiten für Dich! Ich würde sagen, hier geht es um zwei unterschiedliche Dinge. Das Eine ist Dein untreuer Mann. Der ist richtig, richtig toxisch für Dich. Denn er hat Dich lange hingehalten, sich eine Hintertür offengehalten, Dich manipuliert. Und Du hast (leider) mitgemacht und bist nicht gut für Deine Bedürfnisse und Deine Seele eingetreten. Und das spürst Du jetzt gerade, denn Deine Seele gibt Dir das Feedback, dass das Mist war. Du musst jetzt anfangen, gut auf Dich zu achten. Das aber muss jede erwachsene Frau machen, denn wenn sie das nicht tut, macht es sonst keiner für sie. Wenn Du Dich selbst nicht gut schützt, dann nutzen Andere das aus - so wie Dein Mann in den letzten zwei Jahren. Das zweite Thema ist der Patenonkel. Zunächst mal muss man sagen, dass es Unsinn ist, seinen Selbstmord schon einzuplanen. Sich um Dinge zu sorgen, die vielleicht niemals passieren werden, ist wirklich eine ganz unnötige Belastung. Dir geht es ganz konkret schlecht - wegen einer Vorstellung, die nur in Deinem Kopf existiert. Daran sieht man, wie machtvoll schlechte innere Bilder sind, auch wenn sie keine Realität besitzen. Denn noch leben ja sogar beide der alten Leute. Du lässt also zu, dass eine reine Imagination Dich belastet - das ist wirklich nicht gut. Lass diese Gedanken los. Lass zu, dass Du überhaupt nicht weißt, wie sich jetzt alles entwickelt, denn niemand weiß, was kommt. Natürlich ist der Onkel sehr alt, deshalb wird er vermutlich auch ohne Selbstmord nicht mehr so lange leben. Jetzt ist es wichtig, dass Du erkennst, dass Du inzwischen kein bedürftiges, ungeliebtes Kind mehr bist. Sondern Du bist eine erwachsene Frau. Du bist nicht mehr auf eine Vaterfigur angewiesen, auch wenn es natürlich schön ist, so jemanden zu haben. Du brauchst ihn aber längst nicht mehr zum Leben. Viele Menschen bleiben aber so gefangen in ihrer kindlichen Rolle und ihrer Angst, dass sie ihre eigene Stärke und ihr Herausgewachsen-Sein aus der Bedürftigkeit des Kindes gar nicht wahrnehmen können oder wollen. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt für Dich, diese neue Rolle, die Du hast, auch zu erkennen. Du bist stark, souverän, bist eine gute Mutter - unterschätze Dich nicht! Wenn es uns schlecht geht, ist das immer ein Hinweis des Lebens, dass wir uns jetzt weiterentwickeln müssen. Deshalb sind solche Phasen wertvoll! Ohne das schlechte Gefühl würden wir nichts verändern. Es ist jetzt Zeit für Dich, innerlich zu neuen Ufern aufzubrechen: Lass den Mann los, der Dir so schadet und Dein Selbstwertgefühl immer weiter beschädigt. Lass auch zu, dass der Patenonkel irgendwann gehen muss. Er darf das, er hat seine Aufgabe als Mentor und Vater erfüllt. Nun ist es Zeit, dass Du es wagst, erwachsen zu sein. Und dass Du merkst, dass das gar nicht so gefährlich ist. Du hast längst Flügel! LG

von Astrid am 15.05.2020, 14:17



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Vielen Dank für Deine lieben Worte! Ich antworte Dir erst jetzt, da ich die letzten Tage meinen Patenonkel unterstützt habe, dessen Frau heute gestorben ist. Deine Worte bedeuten mir viel, geben mir Kraft und ich nehme sie mir zu Herzen.

von Mama-mit-pfiff am 20.05.2020, 17:22



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Du bist Ärztin? Aber hoffentlich keine Psychiaterin... Ganz ehrlich, eine gewisse Grundintelligenz sollte als Ärztin doch wohl vorhanden sein und damit auch die Erkenntnis, dass es dringend nötig ist, einen endgültigen Schlussstrich unter die Beziehung zu deinem Mann zu ziehen. Was sollen deine Kinder denn mitnehmen in ihr Leben, wenn du dich so ambivalent verhältst? Wenn du das nicht alleine schaffst, such dir professionelle Hilfe. Zum Patenonkel...sorry, ich finde dich total kindisch. Als erwachsener Mensch sich bei einem weit über 90jährigen verkriechen zu wollen, das passt nicht. Dass du traurig bist, wenn eine vertraute Person im Sterben liegt, das kann ich verstehen. Die Befürchtung, dass der Onkel dann Suizidabsichten hegt ist sicher nicht abwegig. Als Ärztin solltest du aber Kenntnisse im Umgang mit Suizidialität haben. Die Phrase, dass du kein Leben ohne den Patenonkel führen willst, wie theatralisch. Dann müsste man dir ja im Falle eines Falles den Sozialpsychiatrischen Dirnst schicken um abzuklären, ob bei dir Suizidideen bestehen und du in einer Klinik besser aufgehoben bist. Deine Kinder tun mir sehr leid!

von Sonnenkäferchen am 15.05.2020, 15:05



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Mir fehlen einfach nur die Worte bei Deinen Worten

von Mama-mit-pfiff am 20.05.2020, 17:25



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Hallo, ich habe nicht jeden deiner Beiträge verfolgt, habe aber den Eindruck, dass du sehr labil bzw. auch leicht depressiv bist. Du steigerst dich sehr in negative Gedanken hinein. Wenn du noch keine psychologische Hilfe hast, solltest du vielleicht darüber nachdenken. Schon alleine, um deine Kindheit aufzuarbeiten, die dir ja scheinbar bis heute noch sehr nachgeht und auch dein Verhältnis zu anderen Menschen beeinträchtigt. Was die aktuelle Lage angeht, bin ich ganz bei Astrid. Der Mann tut dir nicht gut, also lass ihn ziehen. Er kann dieses Wechselspiel nur spielen, weil zwei Frauen dies mit sich machen lassen! Du musst auf dich (und deine Kinder) achten und dich von deinem Mann unabhängig machen. Du brauchst ihn nicht wirklich, auch wenn du das momentan vielleicht so empfindest. Du schaffst das auch allein. Was den Patenonkel angeht, so kann ich verstehen, dass du in dieser für dich eh schon schwierigen Situation Angst davor hast, dass du einen Menschen verlierst/verlieren könntest, der dir sehr wichtig ist. Aber Schwarzmalerei ist nicht angebracht. Er war immer für dich da - sei du jetzt für ihn da! Mehr kannst du nicht tun. Ich wünsche dir viel Kraft, LG Anja

von AKAM am 15.05.2020, 18:09



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Liebe Anja, vielen Dank für Deine feinfühligen Worte! Ich war die letzten Tage bei meinem Patenonkel und habe viel mit ihm geweint, ihn aber auch oft zum Lachen gebracht. Wir hatten eine sehr enge Zeit. Heute ist seine Frau gestorben. Ich mache mir Sorgen um ihn, kann aber nicht mehr tun, als für ihn da zu sein. Ich habe in den letzten Jahren schon eine Therapie gemacht, aber sicher wäre es gut, weiterhin meine Kindheit aufzuarbeiten. Und dass mein Mann mir nicht gut tut, ist mir nun sehr klar geworden. Vielleicht musste mir das einfach zwei Jahre lang mit einem Holzhammer eingeprügelt werden, damit ich es nun endlich verstanden habe. Ich habe nur so sehr an dem Familien-Gedanken gehangen. Das ist etwas, was ich in meiner Kindheit sehr vermisst habe und immer haben wollte. Aber so geht es einfach nicht. Vielen Dank für Deine lieben Wünsche, LG, Lilian

von Mama-mit-pfiff am 20.05.2020, 17:29



Antwort auf Beitrag von Mama-mit-pfiff

Ich finde, man kann nicht werten, dass ein Gefühl unangemessen ist. Sicher weiss die Verfasser rational im hirn, dass alte Menschen sterben und der Ehemann einen Schlag in den Nacken verdient. Aber manchmal ist man einfach überwältigt und wünscht sich jemanden Starkes, der das Zepter in die Hand nimmt. Einfach als Entlastung. Da kriegst du bestimmt auch wieder die Kurve, aber jetzt ist eben alles zu viel und zu schmerzhaft. Gönn dir doch einfach diese Pause, dieses einmal kurz Kopf in den Sand stecken, aber nur, wenn du versprichst, wieder aufzutauchen und es dann anzupacken. Da ist nichts schlimmes dabei. Du kannst die auch einen Seelsorger oder Therapeuten als Begleitung suchen. Das kann entlastend sein. Und der ganze Corona Mist kommt ja auch dazu...Da kann man schon mal den Mut verlieren. wichtig ist, ihn wieder zu finden. Dabei wünsche ich Dir viel Erfolg

von blessed2011 am 20.05.2020, 20:32



Antwort auf Beitrag von Mama-mit-pfiff

Ich hatte deine Geschichte nicht so lange zurückverfolgt und eigentlich nur noch die letzten "Ausläufer" mitbekommen, also nach der Trennung von deinem Mann und das Hin und Her danach. Und mich teilweise über die harten Reaktionen der Mitschreibenden gewundert, weil ich die Vorgeschichte nicht kannte. Jetzt, nachdem du noch mal weiter ausgeholt hast, ergibt sich aber ein stimmigeres Bild. Ich bin auch für eine Therapie. Nicht unbedingt für etwas wahnsinnig Tiefenpsychologisches, weil das sehr lange dauert und viel Energie kostet, die du andererseits als Alleinerziehende und im Kampf gegen deinen Ex-Mann brauchen wirst. Gut fände ich eine Verhaltenstherapie mit der Möglichkeit, gleichzeitig Körper- und Entspannungstechniken anzuwenden. Damit du einerseits konkrete Techniken lernst, wie du dich besser abgrenzt, andererseits aber auch besser lernst, in dich hineinzuspüren. Dich wahrzunehmen. Du beschreibst dich als "lebensfroh und optimistisch", das will ich auch gar nicht in Zweifel ziehen. Aber auch hinter einer positiven Grundhaltung verbirgt sich manchmal ein trauriges kleines Kind. Das irgendwann mal eine Überlebensstrategie entwickelt hat, in deinem Fall vielleicht die, keine Probleme zu machen und nett, ausgeglichen und fröhlich zu sein. Von der Überlebensstrategie geht der Schmerz aber nicht weg, an den muss man irgendwann dran, weil man sonst die gleichen Fehler ständig wiederholt. Zum Beispiel, in Beziehungen mit sich Dinge machen zu lassen, die übergriffig sind und dabei die eigene Wut gar nicht mehr so richtig zu merken. Also sich zum Beispiel vom Ex auf seinem Handy Pole-Dance-Akrobatik von der Next zeigen zu lassen. Und statt ihm sein Sch***Handy sonstwohin zu rammen, auch noch Mitleid mit ihm zu haben, dass sie ihm fehlt, wenn er bei euch ist. Statt mit dir selbst Mitgefühl zu haben und auf ihn wütend zu sein. Deshalb ist es jetzt definitiv ein Fortschritt, wenn dir wie einem kleinen Kind zumute war, das am liebsten in den Arm genommen werden möchte. Such dir jemanden, der dir hilft, dich um dieses traurige kleine Mädchen zu kümmern, das du eben auch bist. Damit du lernst, selbst für dich da zu sein. Damit hilfst du auch deinen Töchtern am meisten. Es ist oft viel einfacher (und moralisch höher angesehen), zu anderen nett zu sein. Aber anderen so richtig was geben kann nur, wer sich auch selbst wichtig genug nimmt.

Mitglied inaktiv - 22.05.2020, 18:12



Antwort auf Beitrag von Mama-mit-pfiff

Das mit Deinen Mann kannst du jetzt verarbeiten. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Blöder Spruch mit vuel Wahrheit. Nicht nur für die Kinder war das hin und her ne Tortur. Nihct wahr? Ich hoffe für dich dass das hin/her endgültig vorbei ist. Auch wenns schmerzt. Deswegen bist du psychisch angeschlagen.das mut dem Patenonkel verstärkt Deine Verlassensängste. Dein Fels in der Brandung der irgendwann nicht mehr da sein wird. Verstehe ich. Aber versuche den Schritt zur erwachsenen Frau/Mutter zu machen. bist nicht mehr das kleine Kind das sich beim Patenonkel vorder Welt "verstecken" muss.

Mitglied inaktiv - 24.05.2020, 13:48