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Geschrieben von Corny90 am 19.05.2022, 9:48 Uhr

Zukunftsperspektive geben?

Guten Morgen ihr Lieben,

wie schafft man es, eine nahestehende Person dazu zu motivieren, sich über seine beruflichen und persönlichen Ziele und Wünsche Gedanken zu machen und diese auch selbstbewusst zu verfolgen?

Konkret geht es in meiner Frage um meinen Schwager... Er ist ein wundervoller, kluger, empathischer Mensch, der sich extrem reinhängt wenn er gebraucht wird, immer mit einer helfenden Hand zu Stelle ist und super akribisch und mit großem Interese an Aufgaben rangeht (zum Teil fast schon übergenau ). Allerdings ist er leider völlig verloren, was seine Leben und seine Vorstellung von seiner Zukunft angeht. Er ist mittlerweile 33, alleinstehend und wohnt noch bei meinen Schwiegereltern. Interesse an einer eigenen Wohnung oder an einer Partnerschaft hat er nicht (zumindest äußert er nichts diesbezüglich). Dem 1er-Abi sind ein abgebrochenen Studium und ein gescheitertes Zweitstudium kurz vor dem Abschluss gefolgt, so dass er jetzt ohne Ausbildung oder Studienabschluss dasteht. Meine Schwiegereltern sind selbstständig, dort arbeitet er in der Firma mit, sodass zumindest ein paar wenige Zahlungen in seine Sozial- und Rentenkasse gehen. Er hat schon mal anklingen lassen, dass er das Unternehmen gerne irgendwann übernehmen würde (der einzige Wunsch, den er je geäußert hat in beruflicher Hinsicht..), aber das Unternehmen lebt von der Kreativität meiner Schwiegereltern und er wird das alleine realistisch gesehen nicht abdecken können. Außerdem ist er definitiv kein typischer Geschäftsführer, da er sich viel zu schnell in Details verliert und keine Entscheidung treffen mag, wenn er sich davor nicht tagelang mit einem Thema befasst hat. Mein Mann und ich sind daher felsenfest überzeugt, dass sowohl er als auch meine Schwiegereltern (die dann vermutlich nie ihren wohlverdienten Ruhestand antreten können...) mit diesem Weg sehr unglücklich werden.

Meine Schwiegereltern haben schon mehrfach versucht ein "ernstes Wort" mit ihm zu reden und ihm Ultimaten gestellt, um einen Plan für seine Zukunft vorzulegen. Leider erfolglos... er verschließt sich dann nur noch mehr und sagt, dass alle nur an ihm herumnörgeln. Gleichzeitig vermitteln meine Schwiegereltern ihm aber auch ständig (bewusst oder unbewusst), dass sie ihn im Unternehmen brauchen. Da er sehr verantwortungsbewusst ist, würde er auch niemals eine Aufgabe dort ablehnen, um eigene Ziele zu verfolgen.

Obwohl mein Mann und er sich sehr nahestehen, lässt er uns bei diesemThema nicht an sich ran. Wenn wir ihm Stellenanzeigen schicken, ignoriert er das entweder oder sagt, dass er ja eh nicht genug qualifiziert dafür ist. Eine Bewerbung versucht er erst gar nicht.

Ich bin wirklich ratlos, wie wir ihm helfen können. Auf mich wirkt er nicht glücklich und irgendwie gestrandet in einer Ausweglosigkeit. Ich glaub, er hat langsam auch das Selbstbewusstsein verloren, sich überhaupt etwas zuzutrauen. Ihr seht also, es ist ziemlich vertrackt ...

Ratlose Grüße
Corny

 
8 Antworten:

Re: Zukunftsperspektive geben?

Antwort von sunshine59 am 19.05.2022, 11:13 Uhr

Gar nicht. Er ist definitiv erwachsen.
Er blockt wahrscheinlich ab weil alle ihn gängeln. Lasst ihn mutteln wie er möchte. Ist sein Leben. Dir würde es bestimmt auch nicht passen, wenn Andere dir vorschreiben wollen wie wann und was du machen sollst.
Er wird seinen Weg schon gehen. Zur Not fällt er erneut auf die Nase (siehe Studium) oder auch nicht.

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Re: Zukunftsperspektive geben?

Antwort von Delphine am 19.05.2022, 12:10 Uhr

Das klingt für mich nach einem psychischen Problem; gerade das kurz vor Schluss abgebrochene Studium und das überakribische Handeln spricht für mich für eine Angst zu scheitern und deshalb scheut er diese Situationen (siehe auch Bewerbungen).

Eigentlich sollte er versuchen, das Studium irgendwie abzuschließen, sofern das noch möglich ist. Aber in erster Linie braucht er psychologische Hilfe.

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Re: Zukunftsperspektive geben?

Antwort von Corny90 am 19.05.2022, 12:57 Uhr

Danke für deine klaren Worte! Ich bin da auch immer hin und her gerissen und habe schon öfter vorsichtig angemerkt, dass er vielleicht einfach nur mal die Chance bekommen muss, auf eigenen Beinen zu stehen.

Das fing ja schon nach der Schule an... Sein erstes Studium rund 400km von daheim weg wurde quasi von seinen Eltern beendet, weil er wohl nicht allein klargekommeb sei und nicht zu dem Vorlesungen gegangen ist (ich war damals noch nicht mit meinem Mann zusammen, deswegen weiß ich das nur aus Erzählungen). Aber welcher Student hat denn schon alles 100% im Griff?! Seine Eltern sind dann hingefahren und haben ihn heim geholt. Vielleicht wäre es damals schon richtig und wichtig gewesen, ihn seine Entscheidungen selbst treffen und ihn die Konsequenzen tragen zu lassen.

Andererseits möchten wir ihn natürlich auch nicht sehenden Auges in Probleme rennen lassen... Es wird natürlich immer schwieriger für ihn, einem potentiellen Arbeitgeber zu erklären, warum er seinen Weg so eingeschlagen hat... aber natürlich ist auch das seine Entscheidung.

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Re: Zukunftsperspektive geben?

Antwort von Corny90 am 19.05.2022, 13:01 Uhr

Darüber hatten wir uns auch schon Gedanken gemacht ... er wirkt auf mich so, als wenn er innerlich gewissermaßen aufgegeben hat und nicht wirklich an sich glaubt. Wenn er jetzt was angeht, dann nur mit 100 Fallnetzen.

Aber leider werden wir ihm letztendlich auch da nur Möglichkeiten aufzeigen können. Konkret psychologische Hilfe suchen und auch annehmen muss er wohl (leider) aus eigener Motivation. Wenn überhaupt in absehbarer Zeit ein Therapieplatz verfügbar wäre...

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Re: Zukunftsperspektive geben?

Antwort von Trini am 19.05.2022, 14:32 Uhr

Eine Therapie ist ja leider auch keine Wunderwaffe.

Was motiviert, sind Erfolgserlebnisse.

Und natürlich die Chance, SELBST etwas zu erreichen.
Das ist aber für so einen Menschen besonders schwierig.


Insofern ist das Gespräch mit ihm und deinen Schwiegereltern notwendig, wieviel Halt er braucht, um sich lösen zu können.

Gibt es vielleicht statt des Studiums eine Lehre, die ihm das nötige Rüstzeug fürs Unternehmen vermittelt?

Trini

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Re: Zukunftsperspektive geben?

Antwort von Corny90 am 19.05.2022, 17:20 Uhr

Das Unternehmen seiner Eltern ist sehr klein und speziell. Sie komponieren und verlegen sehr erfolgreich Material im musikalischen Bereich. Aber das ist leider nichts, was man so ohne weiteres lernen kann. Er arbeitet beim Layout der Bücher mit, kümmert sich um die technische Ausstattung und hilft auf den Messen mit. Seine Eltern hatten ihm mal vorgeschlagen - falls er das Unternehmen wirklich übernehmen möchte, zuerst eine Lehre in einem anderen Verlag zu machen, um rauszukommen und neue Impulse zu sammeln. Ist aber leider im Sande verlaufen :(...

Das mit den Erfolgserlebnissen ist ein guter Tipp. Hatten ihn im Sport schon hin und wieder mal "mitgeschleppt" und das hat ihn immer richtig gut gepusht, wenn er fesehen hat, was er leisten kann. Vielleicht findet sich in anderen Bereichen eine ähnliche Motivationsquelle!

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Re: Zukunftsperspektive geben?

Antwort von DK-Ursel am 19.05.2022, 19:00 Uhr

Alles, was Du bishjer hier lesen konntest, KANN stimmen - muß aber nicht.
Genauso gut kann ihn einfach lähmen,d aß da immer Netz und doppelter Boden ist - selbst das Erbe winkt ja, trotz angenommener Unfähigkeit, weiterhin.
Heißt für mich genau das, was einem hier schon vn kleinauf beigebracht wird:
Er muß lernen, auf eigenen Füßen zu stehen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und auch mal auf die Nase zu fallen, ohne daß er ins weiche Nest zurückkehrt und es sich dort halbwegs gut gehen läßt.
Mit einer Diagnose kann er sich halbwegs ausruhen, aber auch dam müßte er ja an sich und anderem arbeiten.
Heißt bei mir im Klartext:
Solange er sich selbst versorgen kann und für sich aufkommt, ist es sein problem, wie klarkommt - und da glaube ich übrigens auch, daß zuviel kümmernde Leute drumherumden gesündesten Menschen trotzig und krank machen.
Wenn er endeutig krank ist, würde ich Unterstützung verweigern, bis er zum Arzt/Psychologen geht.
Und/oder sonst eben seinen Lebensunterhalt verdient.
Denn daß sich Menschen um einen 33j. und seine berufliche Laufbahn den Kopf zerbrechen - das ist ein bißchen arg aus der Welt für mich, wenn ihm nicht wirklich bescheinigt wurde, daß er es selbst nicht kann.
So hängt er rum, weil es erstmal auch geht und bequem ist - ichsage nicht., daß er damit glücklich ist, aber nichts zwingt ihn ja wirklich, etwas zu verändern.
Und manchmal muß es schlechter werden, bevor es gut wird - das hat aber wohl noch keiner so richtig zugelassen.

Und wenn er dann mal rumjammert, daß alles zu öde ist, ja, dann kann man gern Hilfe beim Job- oder Ausbildungsuchen anbieten - aber die Motivation dazu muß von ihm kommen. Das gilt einmal mehr, was auch für jüngere Kinder gilt: selbst ist der Mann. Aber wirklich in Augenhöhe und nicht so, wie ich einem 16J, J. mal einen Tip gebe...
Ernstgenommenwerden ist nämlich auchetwas, worauf man ein Anrecht hat udn was einen weiterbringt.

gruß Ursel, DK

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Lebensangst

Antwort von Hexhex am 20.05.2022, 9:01 Uhr

Ich weiß, Du meinst es gut. Aber Du überschätzt Deine Möglichkeiten bei weitem, wenn Du glaubst, einem anderen Menschen „eine Zukunftsperspektive geben“ zu können. Wir können nur sehr bedingt Einfluss auf andere nehmen, und das auch nur, wenn sie das wirklich möchten. Wenn jemand solchen Einmischungen abwehrend begegnet, sind die Möglichkeiten gleich null.

Du musst Eure Grenzen da sicher klarer sehen. Zumal es natürlich ein psychologisches Problem gibt. Offenbar hat Dein Schwager große Lebensangst. Er hat die Studien immer rechtzeitig abgebrochen, bevor er mit dem Abschluss hinaus ins Leben und in den Job gemusst hätte. Manche trauen sich auch Prüfungen nicht zu und brechen deshalb immer wieder ab. Dein Schwager bräuchte natürlich eine Psychotherapie, die ihm hilft, sich das Leben als Erwachsener und einen Job, der nicht bei Mama und Papa stattfindet, zuzutrauen.

Ihr könnt jemandem, der solche inneren Blockaden hat, nicht allein helfen. Er muss selbst Hilfe wollen und sie sich selbst suchen, sonst funktioniert es nicht. Sein Bruder könnte als letzten Versuch mit ihm reden und sagen, dass er glaubt, dass Angst eine große Rolle spielt. Und ob er sich dazu vielleicht mal psychologisch beraten lassen möchte. Man muss aber sehr damit rechnen, dass er das natürlich abwehren wird. Gerade Menschen mit Lebensangst tun oft sehr cool, aber das täuscht.

Weißt Du, Du kannst einem erwachsenen Menschen die Verantwortung für sein Leben nicht abnehmen. So ein Mensch muss selbst an den Punkt kommen, wo er Hilfe haben möchte. DANN kann man ihn auch dabei unterstützen (Psychologen suchen, mit hinfahren usw.). Vorher ist da nichts zu wollen.

Wir haben im Freundeskreis auch so eine Person: Der Bruder einer Freundin von mir ist sehr intelligent, hat aber auch zwei abgebrochene Studien (Medizin und Jura) und jobbt seit Jahren in einer schlecht bezahlen Aushilfsstelle. Meine Freundin hat ihm alle Hilfe angeboten, immer wieder mit ihm gesprochen, alles getan - aber er reagiert aggressiv und abwehrend. Inzwischen hat sie es aufgegeben.

Versuche, Euch nicht als Retter des verlorenen Bruders zu sehen. Dein Mann sollte ab und zu mit dem Bruder von Mann zu Mann reden. Aber er sollte ihn nicht ermahnen oder drängen, endlich einen anderen Job anzunehmen. Könnte Dein Schwager das, hätte er es längst getan. Sondern was Dein Mann tun kann: Mit dem Bruder über das Leben, über Ängste, über Gefühle, über Selbstzweifel reden. Ich weiß nicht, ob er das kann, viele Männer sind dafür zu kopflastig und können nicht anders, als ständig wieder ungebetenen Rat zu erteilen.

So ein Mensch wie Dein Schwanger braucht aber keinen Rat, der hilft ihm nicht. Er braucht auch keine Stellenanzeigen. Sondern er braucht Mut und Zuversicht fürs Leben. Da Ihr ihm diese voraussichtlich als Laien nicht geben könnt, wäre professionelle Hilfe so wichtig. Einen Versuch ist es aber wert. Von einer Frau nehmen Männer so etwas noch weniger an, daher wäre hier Dein Mann gefragt. Er sollte fragen, zuhören, auf keinen Fall Rat geben oder Probleme wegwischen („Das schaffst du schon, du musst da doch keinen Bammel haben“), solche Sprüche helfen nicht.

LG

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