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Geschrieben von Hexhex am 20.05.2022, 9:01 Uhr

Lebensangst

Ich weiß, Du meinst es gut. Aber Du überschätzt Deine Möglichkeiten bei weitem, wenn Du glaubst, einem anderen Menschen „eine Zukunftsperspektive geben“ zu können. Wir können nur sehr bedingt Einfluss auf andere nehmen, und das auch nur, wenn sie das wirklich möchten. Wenn jemand solchen Einmischungen abwehrend begegnet, sind die Möglichkeiten gleich null.

Du musst Eure Grenzen da sicher klarer sehen. Zumal es natürlich ein psychologisches Problem gibt. Offenbar hat Dein Schwager große Lebensangst. Er hat die Studien immer rechtzeitig abgebrochen, bevor er mit dem Abschluss hinaus ins Leben und in den Job gemusst hätte. Manche trauen sich auch Prüfungen nicht zu und brechen deshalb immer wieder ab. Dein Schwager bräuchte natürlich eine Psychotherapie, die ihm hilft, sich das Leben als Erwachsener und einen Job, der nicht bei Mama und Papa stattfindet, zuzutrauen.

Ihr könnt jemandem, der solche inneren Blockaden hat, nicht allein helfen. Er muss selbst Hilfe wollen und sie sich selbst suchen, sonst funktioniert es nicht. Sein Bruder könnte als letzten Versuch mit ihm reden und sagen, dass er glaubt, dass Angst eine große Rolle spielt. Und ob er sich dazu vielleicht mal psychologisch beraten lassen möchte. Man muss aber sehr damit rechnen, dass er das natürlich abwehren wird. Gerade Menschen mit Lebensangst tun oft sehr cool, aber das täuscht.

Weißt Du, Du kannst einem erwachsenen Menschen die Verantwortung für sein Leben nicht abnehmen. So ein Mensch muss selbst an den Punkt kommen, wo er Hilfe haben möchte. DANN kann man ihn auch dabei unterstützen (Psychologen suchen, mit hinfahren usw.). Vorher ist da nichts zu wollen.

Wir haben im Freundeskreis auch so eine Person: Der Bruder einer Freundin von mir ist sehr intelligent, hat aber auch zwei abgebrochene Studien (Medizin und Jura) und jobbt seit Jahren in einer schlecht bezahlen Aushilfsstelle. Meine Freundin hat ihm alle Hilfe angeboten, immer wieder mit ihm gesprochen, alles getan - aber er reagiert aggressiv und abwehrend. Inzwischen hat sie es aufgegeben.

Versuche, Euch nicht als Retter des verlorenen Bruders zu sehen. Dein Mann sollte ab und zu mit dem Bruder von Mann zu Mann reden. Aber er sollte ihn nicht ermahnen oder drängen, endlich einen anderen Job anzunehmen. Könnte Dein Schwager das, hätte er es längst getan. Sondern was Dein Mann tun kann: Mit dem Bruder über das Leben, über Ängste, über Gefühle, über Selbstzweifel reden. Ich weiß nicht, ob er das kann, viele Männer sind dafür zu kopflastig und können nicht anders, als ständig wieder ungebetenen Rat zu erteilen.

So ein Mensch wie Dein Schwanger braucht aber keinen Rat, der hilft ihm nicht. Er braucht auch keine Stellenanzeigen. Sondern er braucht Mut und Zuversicht fürs Leben. Da Ihr ihm diese voraussichtlich als Laien nicht geben könnt, wäre professionelle Hilfe so wichtig. Einen Versuch ist es aber wert. Von einer Frau nehmen Männer so etwas noch weniger an, daher wäre hier Dein Mann gefragt. Er sollte fragen, zuhören, auf keinen Fall Rat geben oder Probleme wegwischen („Das schaffst du schon, du musst da doch keinen Bammel haben“), solche Sprüche helfen nicht.

LG

 
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