Trennung vom Partner

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Geschrieben von Tini.chen am 18.02.2020, 15:52 Uhr

Das eine tun heißt nicht das andere lassen

So, jetzt seid ihr alle schön über mich hergegfallen, habt aber nicht ganz verstanden, warum mein Mann und ich uns auseinander entwickeln, mich vieles nicht mehr interessiert, was er erzählt. Das hätte ich vielleicht etwas konkreter beschreiben müssen. Das hole ich jetzt nach: Ich merke, dass wir inzwischen vor allem verschiedene Wertevorstellungen haben. Ich beschäftige mich bei meiner Arbeit vor allem mit Menschen. Menschen, denen es nicht so gut geht, die durch Flucht ihre Heimat, ihre Familie und all ihr Hab und Gut verloren haben. Mein Mann macht Karriere in der Wirtschaft. Es geht bei seinem Job hauptsächlich darum, die Einnahmen der Firma zu erhöhnen, koste es, was es wolle. Egal, ob dabei Arbeitsplätze oder die Umwelt aufs Spiel gesetzt werden. Egal, ob dabei andere Länder ausgeblutet werden. Die größten Fluchtursachen sind nun mal Perspektivlosigkeit und Armut, Diskriminierung und Verfolgung, Rohstoffhandel und Landraub sowie Umweltzerstörung und Klimawandel. Und daran sind nun mal auch viele westliche Firmen beteiligt. Und da haben wir inzwischen nun mal ganze andere moralische Maxime, mein Mann und ich. Also vielleicht ist es auch eher so, dass wir uns da einfach nicht mehr verstehen, also nicht auf einen Nenner kommen, daher wohl das gegenseitige Desinteresse. Das hat nichts mit Arroganz zu tun, sodern mit verschiedenen Wertevorstellungen. Aber nicht nur beruflich, sondern auch privat entwickeln wir uns auseinander. Ich versuche, mit wenig auszukommen, viel Fahrrad statt Auto zu fahren, saisonal einzukaufen, Sachen zu reparieren statt sie neu zu kaufen. Am Wochenende gehe ich am liebsten einfach nur spazieren oder treffe gerne nette Kollegen und Freunde. Mein Mann hat mehr oder weniger kaum Freunde. Aber er hat ein neues Hobby: Er sitzt jetzt am liebsten, ob es regnet oder ob die Sonne scheint, in seinem Arbeitszimmer auf seinem Rennrad, das auf einer Rolle installiert ist, und fährt darauf Rennen, die virtuell auf seinem Laptop dargestellt werden - statt einfach draußen in der frischen Luft mit mir Fahrradtouren zu machen, wie wir es früher oft gemacht haben. Vielleicht versteht ihr ja jetzt etwas besser, was unser Problem ist. Und während ich das aufschreibe, fällt mir auf, wie tief der Graben zwischen uns nun schon ist.

 
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